Neuköllner SPD-Abgeordnete im Interview
Derya Çağlar über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Frauenhäuser und das Blumenviertel

Derya Çağlar kam 1982 in der Frauenklinik am Mariendorfer Weg zur Welt. Nach dem Abitur studierte sie Volkswirtschaft und begann 2008, im Türkisch-Deutschen Zentrum zu arbeiten. 2011 wurde sie Bezirksverordnete und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion - bis sie ins Abgeordnetenhaus wechselte.
  • Derya Çağlar kam 1982 in der Frauenklinik am Mariendorfer Weg zur Welt. Nach dem Abitur studierte sie Volkswirtschaft und begann 2008, im Türkisch-Deutschen Zentrum zu arbeiten. 2011 wurde sie Bezirksverordnete und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion - bis sie ins Abgeordnetenhaus wechselte.
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Kürzlich hat die SPD-Abgeordnete Derya Çağlar ihr Bürgerbüro an der Bendastraße 11 c eröffnet. Dort ist sie regelmäßig als Ansprechpartnerin vor Ort. Berliner Woche-Reporterin Susanne Schilp hat ihr einen Besuch abgestattet.

Frau Çağlar, 2016 haben Sie als Direktkandidatin den Wahlkreis 4 gewonnen, er umfasst Britz, den Ortolanweg und das nördliche Blumenviertel. Seitdem sitzen Sie im Abgeordnetenhaus. Warum erst jetzt ein Büro in Neukölln?

Ich habe fast drei Jahre nach einem Ladenlokal gesucht. Die sind aber selten, zumindest in meinem Wahlkreis. An der Rudower Straße hätten wir einen Friseursalon komplett umbauen müssen, ein ehemaliges Optikergeschäft war zu groß und teuer, an der Mohriner Allee bot uns ein Vermieter feuchte und schimmlige Räume an. Jetzt bin ich glücklich, hier in diesem Neubau untergekommen zu sein – ebenerdig und barrierefrei.

Sie selbst sind verheiratet und haben zwei Kinder. Kriegen Sie Beruf und Familie unter einen Hut?

Eins steht fest: Wäre ich alleinerziehend, könnte ich meinen Job in diesem Umfang nicht machen. Auch hatten wir das Glück, dass mein Mann nach der Geburt meines Sohnes ein Jahr Elternzeit nehmen konnte. Oft kommen auch die Großeltern zum Einsatz. Es gibt nicht viele Frauen in der Politik, die kleine Kinder haben.

Grundsätzlich kann man zu Ihnen mit jedem Problem kommen. Im Abgeordnetenhaus haben Sie jedoch eine spezielle Funktion. Sie sind Fraktionssprecherin für Gleichstellung. Was liegt Ihnen da besonders am Herzen?

Ich freue mich zum Beispiel darüber, dass es nun auch in Neukölln eine Koordinationsstelle für Alleinerziehende gibt. Das ist ein ganz wichtiges Projekt.

Wo liegen derzeit Ihre weiteren Schwerpunkte im Gleichstellungsbereich?

Wir haben den Etat für Anti-Gewalt-Programme aufgestockt, ebenso für die Bekämpfung von Cyber-Stalking. Das Online-Beratungsprojekt „Sibel“, das bei drohenden Zwangsheiraten hilft, führt jetzt das Land Berlin weiter, nachdem die Bundesförderung ausgelaufen ist. Außerdem wird die Arbeit gegen Genitalverstümmelung bei Mädchen verstärkt: Beraterinnen sprechen mit Müttern, gehen in Schulen, klären auf. Diese Bemühungen werden durch eine neu geschaffene Koordinierungsstelle unterstützt.

Mehr Hilfe für Frauen in in Not

Wie sieht es mit dem Ausbau von Plätzen in Frauenhäusern aus, in denen geschlagene Frauen Zuflucht finden?

Ein zentraler Punkt. Momentan gibt es in Berlin sechs Einrichtungen, bis Ende 2021 sollen es sieben sein. Das neue Haus soll barrierefrei sein und auch Raum für Frauen mit älteren Kindern bieten. Vorgesehen ist, dass sich die Platzzahl von jetzt 301 um 75 erhöht. Darüber hinaus sollen 40 Zufluchtswohnungen sowie 2-Stufen-Wohnungen dazukommen, in denen Frauen leben, die kurz davor sind, wieder ein selbstständiges Leben zu führen.

Aber ist es nicht enorm schwierig für diese Personen, anschließend eine Bleibe auf dem freien Markt zu finden?

Das stimmt. Deshalb gibt es auch mehr Geld für die Wohnraumvermittlung. Hierbei wird zum Beispiel Kontakt zu städtischen Gesellschaften hergestellt, die ja ein „geschütztes Marktsegment“ für Härtefälle vorhalten. Aber auch hier ist die Konkurrenz groß und die Praxis schwierig. Da tritt dann eine traumatisierte arbeitslose Mutter mit zwei Kindern gegen einen Behinderten oder Obdachlosen an. Wer will entscheiden, wer die Wohnung nötiger braucht?

Themen- und Ortswechsel ins Blumenviertel: Dort geht es darum, wer eine neue Brunnenanlage oder Pumpen zahlen soll, um das Grundwasser zu senken und die Keller trocken zu halten. Hauseigentümer oder Land Berlin?

Ja, das ist seit Jahren ein komplizierter Streitfall. Ich habe mit vielen Menschen geredet, die das Thema sehr belastet. Sie haben Existenzängste, weil sie befürchten, dass hohe Kosten auf sie zukommen. Mir ist es jetzt gelungen, 2,3 Millionen Euro für das Grundwassermanagement in den kommenden Haushalt einzustellen, gegen viel Widerstand. Wofür das Geld genau ausgegeben wird, darüber ist noch zu reden. Ich bin aber sicher, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Blumenviertels davon profitieren.

Geöffnet ist das Bürgerbüro montags von 14 bis 18 Uhr sowie dienstags und freitags von 10 bis 14 Uhr. In Kürze sollen die Sprechzeiten jedoch ausgedehnt werden. Wer mit Derya Çağlar persönlich reden möchte, sollte sich unter 33 95 21 90 oder info@derya-caglar.de anmelden und einen Termin vereinbaren.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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