Notärzte am Telefon
Mediziner beraten Sanitäter der Feuerwehr bei ihren Einsätzen

Seit Mitte April sitzt immer ein Notarzt in der Feuerwehrleitstelle am Nikolaus-Groß-Weg 2. Die Mediziner beraten Rettungssanitäter telefonisch, ob Patienten tatsächlich ins Krankenhaus gebracht werden müssen.

Insgesamt 18 Notärzte stehen für den Telenotarztdienst – 24 Stunden an 365 Tagen – zur Verfügung. Das sind alles erfahrene Ärzte aus Krankenhäusern, die auch den regulären Notarztdienst besetzen. Pro Schicht ist ein Telenotarzt (TNA) in der Leitstelle für die Rettungskräfte draußen telefonisch erreichbar.

Hintergrund ist, dass nicht bei jedem Einsatz der Feuerwehr ein Notarzt dabei ist. Bei Unfällen, Unglücken oder Hilfeanrufen mit Verdacht auf schwerwiegende Verletzungen wie Herz- oder Schlaganfall kommt natürlich weiterhin immer ein Notarzt mit. Aber wenn zum Beispiel jemand die Notrufnummer wählt, weil er Bauchschmerzen hat, wird eher ein Rettungswagen mit Sanitätern geschickt. Um nichts falsch zu machen, nehmen die im Zweifel jeden Patienten mit zur Rettungsstelle. Jetzt können sie den Telenotarzt anrufen, die Situation schildern und Vitalwerte wie Blutdruck oder EKG durchgeben. Der Arzt am Telefon kann dann entscheiden, ob eine sofortige Einweisung dringend notwendig ist oder der Patient sich am nächsten Tag mit seinem Problem beim Arzt vorstellen soll. Dazu kann der TNA mit den Leuten sprechen und sie beruhigen. „Das hat auch was mit Rechtssicherheit zu tun“, sagt Stefan Salzwedel von der Feuerwehr-Pressestelle. Durch die TNA könnten Krankenhauseinweisungen verringert werden.

Ebenso ist geplant, dass der TNA andere Notärzte bei sehr komplexen und schwierigen Einsätzen beratend unterstützt. Der diensthabende Telenotarzt ist über Funk und Telefon sowie das elektronische Patientendokumentationssystem mit den Einsatzkräften vor Ort verbunden. Er hat Zugang zu allen notwendigen Informationssystemen wie dem Einsatzleitsystem oder Recherchen in Fachinformationen. In den nächsten Monaten soll auch Technik für ein Live-Monitoring von Vitaldaten der Patienten installiert werden. Livebilder aus dem Rettungswagen – wie in anderen vergleichbaren TNA-Systemen – sind für die Berliner Telenotärzte nicht geplant.

Der neue Telenotarztdienst ist „ein weiterer wichtiger Schritt in der Notfallrettung zur Steigerung der Patientensicherheit“, sagt Stefan Poloczek, Ärztliche Leiter Rettungsdienst bei der Feuerwehr. „Mit unseren Telenotärzten sorgen wir für zügige Entscheidungen auf kurzen Abstimmungswegen und das besonders in Situationen, in denen ärztlicher Rat gefragt ist“, so Poloczek. Ein Vorteil ist auch, dass die Notfallmediziner in der Leitstelle gleichzeitig mehrere Anfragen von Rettungssanitätern bearbeiten können.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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