Geschichte des Stülerbaus in der Diskussion

Charlottenburg. Gegenüber dem Schloss erheben sich markant zwei Turmbauten, die gewissermaßen ein überdimensioniertes Tor zur Berliner Repräsentanz der Hohenzollern bilden.

Das sind die sogenannten Stülerbauten, die Friedrich Wilhelm IV als Kasernenbau für seine Eliteeinheit der schweren Kavallerie, die Gardes du Corps, in Auftrag gegeben hatte. Den Auftrag bekam der Architekt Friedrich August Stüler, der den Bau zwischen 1851 und 1859 errichtete. Die Gardes du Corps bestand bis 1918. Ende der 20er-Jahre zog in den westlichen Bau die preußische Polizei ein. In einem Polizeiinstitut wurde dort über Reformationsmodelle nachgedacht und in einer Art Führungsakademie leitende Beamte ausgebildet. Dazu wurde das Gebäude samt dem heutigen Bröhan-Museum in der Schloßstraße 1 umgebaut. 1933 fiel diese Einrichtung an den preußischen Innenminister Herrmann Göring, der aus der Kriminalpolizei und der politischen Polizei die "Geheime Staatspolizei", die "Gestapo", bildete. Zu diesem Zeitpunkt wurde aus dem Gebäude die zentrale Lehrstätte der Kriminalpolizei. 1936 wurde Heinrich Himmler Chef der deutschen Polizei, der wiederum aus Gestapo und Kriminalpolizei die Sicherheitspolizei, beziehungsweise den Sicherheitsdienst formierte. Die Gestapo erhielt die Aufgabe, die politischen Gegner zu bekämpfen der Sicherdienst, den Gegner zu ermitteln. 1937 wurde die Einrichtung im Stülerbau in "Führerschule der Sicherheitspolizei" umbenannt. Die Polizisten des Sicherheitsdienstes bekamen alle einen SS-Rang. Aus dem westlichen Stülerbau wurde nun eine "Schule der Sicherheitspolizei und des SD". In dieser Zeit wurden in dem Gebäude Beamte ausgebildet, die sich später als Polizei- beziehungsweise als SS-Führer in den eroberten Gebieten schlimmster Verbrechen schuldig machten. In den Quellen heißt es: "So wurde zum Beispiel der komplette Lehrgang der Führerschule der Sipo in Berlin zum Einsatz in den Einsatzgruppen abkommandiert." Diesen Einsatzgruppen wurde nachgewiesen, dass sie 60 000 Angehörige staatlicher Eliten, darunter etwa 7000 Juden, sowie Tausende psychisch Kranke ermordeten. Nunmehr wird von mehreren Initiativen wie dem Kiezbündnis Klausenerplatz, der Berliner Geschichtswerkstatt und von Schülern gefordert, an dieses düstere Kapitel des Stülerbaus zu erinnern. Dem will die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit einer Gedenktafel oder einer Stele nachkommen. Die Enthüllung soll gleichzeitig mit der Wiedereröffnung der Sammlung Berggruen geschehen, die sich heute in dem Stülerbau befindet. Das Museum erhält gegenwärtig einen Erweiterungsbau. Die Sammlung soll am 15. März wiedereröffnet werden. Der Ausschuss empfiehlt der Bezirksverordnetenversammlung, die Absicht der Stiftung zu unterstützen und die Enthüllung öffentlichkeitswirksam zu begleiten.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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