Kani Alavi zur Situation an der East Side Gallery

Die Mauer spielt natürlich auch in den Bildern von Kani Alavi eine wichtige Rolle. | Foto: Frey
  • Die Mauer spielt natürlich auch in den Bildern von Kani Alavi eine wichtige Rolle.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Die East Side Gallery ist zur Lebensaufgabe für den Kreuzberger Maler Kani Alavi geworden. Mit seiner Künstlerinitiative kämpft er seit 1990er Jahren für ihren Erhalt und die Sanierung. Und aktuell gehört er zu den Initiatoren des Protests gegen den Teilabriss der Mauer. Berliner Woche-Reporter Thomas Frey sprach mit ihm.

Der Teilabriss der East Side Gallery und die Demonstrationen sind weltweit zum Thema geworden. Hat sie das überrascht?

Kani Alavi: In welchem Ausmaß das passiert ist schon. Aber das große Interesse auch international kann man gut erklären. Denn seit die East Side Gallery 2009 saniert wurde ist sie ein beliebtes Ziel gerade für ausländische Touristen. Überall ist dieses Bauwerk bekannt. Dass ein Abriss deshalb auf der ganzen Welt Beachtung findet, ist somit nachvollziehbar. Anders noch als etwa im Jahr 2006. Damals wurde bereits ein Teil der Mauer für die Anlegestelle der O2 World abgerissen. Unser Protest fand damals wenig Resonanz. Das hat sich inzwischen völlig verändert. Senat und Bezirksamt haben das aber nicht erkannt.

Was meinen Sie mit dieser Feststellung?

Kani Alavi: Bürgermeister Schulz hat sich in den vergangenen Jahren wenig um die East Side Gallery gekümmert. Ihr besonderer Stellenwert war ihm nicht klar. Das zeigt sich schon daran, dass seine Grünen-Fraktion im Bezirk schon lange das Projekt einer West Side Gallery verfolgt, also die Mauerteile auch auf der Spreeseite teilweise künstlerisch gestalten lassen möchte. Wir sind schon wegen der Vorgaben des Denkmalschutzes gegen dieses Vorhaben. Und diese Aktion konterkariert die Einmaligkeit unserer Mauerkunst, die in einer besonderen Situation, nämlich wenige Wochen nach der Öffnung der Grenzen 1990 entstanden ist.

Sie sind Teil eines breiten Bündnisses, das für den Erhalt der Mauersegmente kämpft und die geplanten Gebäude dahinter verhindern möchte. Haben Sie alle das gleiche Interesse?

Kani Alavi: Es gibt das natürlich Unterschiede. Unser Schwerpunkt ist es, den Abriss der Mauer zu stoppen. Und was die Genehmigungen für das Hochhaus und den Riegelbau angeht, sehen wir die Hauptverantwortung beim Bezirk. Den Clubbetreibern oder Mediaspree versenken geht es vornehmlich darum, keine neue Bebauung zuzulassen. Für sie ist vor allem der Senat schuld an der ganzen Situation. Insgesamt geht unser Protest aber in die gleiche Richtung. Es wird weiter gemeinsame Aktionen geben. Aber wir achten darauf, dass wir hier auch als eigenständige Akteure sichtbar bleiben.

Wie soll es jetzt weiter gehen?

Kani Alavi: Wir haben uns jetzt um Hilfe an die Bundesregierung gewandt und Frau Merkel angeschrieben. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass der Bund den Investoren die Grundstücke abkauft. Das wäre nach meiner Meinung die einzige Chance, die Bauvorhaben noch zu verhindern. Außerdem wollen wir, dass die East Side Gallery Teil der Stiftung Mauergedenken des Landes Berlin wird. Damit würde sie ähnliche Unterstützung bekommen, wie beispielsweise die Gedenkstätte an der Bernauer Straße. Aus diesem Programm könnte dann auch eine regelmäßige Unterhaltung, zum Beispiel das Entfernen von Graffiti, finanziert werden. Gespräche dazu gab es bereits. Die Ereignisse der vergangenen Wochen müssen dazu führen, dass sich die politisch Verantwortlichen mehr um diesen Ort kümmern.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 190× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 962× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 620× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.113× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.000× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.