Rentner kämpfen für einen Freizeittreff
Und das ausgerechnet in der Gegend, in der ihr Anteil mit mehr als 20 Prozent der Bevölkerung so hoch liegt, wie nirgendwo sonst im Bezirk.
Dieser Zustand könne natürlich auf keinen Fall so bleiben, fanden rund 30 Betroffene, die sich am 19. Mai auf Einladung der SPD-Abgeordneten Susanne Kitschun in einem Versammlungsraum am Platz der Vereinten Nationen trafen. Bei Kaffee und Kuchen wurde die Freizeittreffmisere durchdekliniert und nach Lösungen gesucht.
Sie entstand, nachdem die BVV im Dezember mit Mehrheit das geplante Stadtteil- und Seniorenzentrum abgelehnt hatte (wir berichteten). So war es vom zuständigen Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) geplant und auch vom Bezirksamt abgesegnet. Sowohl die bisherigen Besucher aus der Palisadensadenstraße sollten dort einen neuen Treffpunkt bekommen, als auch diejenigen aus den Einrichtungen in der Schreiner- und Heidenfeldstraße im benachbarten Sozialraum. Außerdem war vorgesehen, dass die interkulturelle Begegnungsstätte Bayouma-Haus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit einzieht. Die AWO sollte auch Kooperationspartner werden. Gegen diese Idee gab es allerdings Protest, gerade unter den Senioren. Als Grund führten viele den weiten Weg ins Feld. In der BVV bezweifelten vor allem die Grünen, ob sich das Haus finanziell tragen würde.
"Wir waren am Ende die einzigen, die dafür gestimmt haben", erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke. Selbst die Linkspartei habe mit einer Ausnahme gegen ihren eigenen Stadtrat gestimmt. Aber, so machte er ebenfalls klar, an diesem Votum sei nichts mehr zu ändern. Zumal sich auch die AWO inzwischen von diesem Projekt zurückgezogen hat. Sie will am Platz der Vereinten Nationen jetzt unter anderem eine Tagespflege einrichten.
Auch an diesem Nachmittag zeigte sich, dass es ganz unterschiedliche Ansichten zu dieser Entscheidung gibt. Ein Redner hielt den Platz der Vereinten Nationen von vornherein für falsch, weil nach seiner Meinung zu weit abgelegen. Dafür bekam er Contra von anderen Gästen. Gerade dort würden in unmittelbarer Nachbarschaft viele Rentner wohnen, wurde ihm entgegen gehalten. Das Machtwort einer Frau beendete dieses Scharmützel: "Wichtig ist doch, dass wir überhaupt irgendwo einen Platz bekommen."
Fragt sich nur wo? Stadtrat Mildner-Spindler versucht derzeit, den ehemaligen Standort in der Palisadenstraße zu reaktivieren, wie er in einem Brief an Horst Martin, den stellvertretenden Vorsitzenden der Seniorenvertretung mitteilte.
Probleme bereiten aber weiter die Kosten. Seitdem auch in dem Gebäudekomplex Palisadenstraße 41-46 die Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau weggefallen ist, kann der Eigentümer dort zweistellige Quadratmeterpreise verlangen. Nicht zuletzt deshalb kam es zur Aufgabe der Einrichtung. Etwas Hoffnung macht allerdings, dass sich der Besitzer im vergangenen Jahr zu einer Mietminderung für zahlreiche der behindertengerechten Wohnungen in diesen Häusern bereit erklärt hat. Der Preis wurde auf 7,60 Euro pro Quadratmeter gedeckelt. "Der Eigentümer hat gezeigt, dass man mit ihm reden kann", meinte ein Mieter aus der Palisadenstraße.
Parallel dazu will der Stadtrat nach weiteren möglichen Gebäuden Ausschau halten. Und die Rentner dachten ebenfalls darüber nach, welche Standorte ihnen vielleicht für ihre Zwecke einfallen. Aber nicht nur dafür. Denn auch das machten viele deutlich: Sie würden ihren Treff auch mit anderen Nutzern teilen. So wie das jetzt, mangels anderer Möglichkeiten bereits passiert und einige Seniorengruppen sich beispielsweise im Kulturzentrum Alte Feuerwache in der Marchlewskistraße treffen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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