Azubis des OSZ "Rahel Hirsch" diskutierten mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU)
Hellersdorf. Die unterschiedliche Behandlung von Privatpatienten und Kassenpatienten in Arztpraxen verärgert viele Menschen im Bezirk. Diese Stimmung bekam Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in einer Diskussion mit Lehrern und Auszubildenden am Oberstufenzentrum „Rahel Hirsch“.
Das OSZ, Peter-Weiss-Gasse 8, ist eins von zwei Berliner Oberstufenzentren zur Ausbildung in medizinischen Berufen. Es hat rund 2000 Schüler. Darunter sind viele angehende Arzthelfer und Arzthelferinnen, die im Bezirk wohnen oder hier in einer medizinischen Praxis auf ihren Beruf vorbereitet werden.
Rund 100 angehende Arzt- und Zahnarzthelferinnen nahmen Mitte Februar an der Podiumsdiskussion mit dem Gesundheitsminister teil. In Workshops mit Fachkräften der Schule und der medizinischen Praxis bereiteten sich die Auszubildenden auf das Gespräch vor. „Das war eine gute Gelegenheit, die Probleme der Ausbildungspraxis einmal jenseits der Stoffvermittlung auszusprechen“, sagt Schulleiterin Nicole Verdenhalven.
Einen der Workshops leitete Reinhold Reichholz, der bis vor zwei Jahren an der Schule lehrte und inzwischen berentet ist. „Den Ärger wegen langer Wartezeiten und von Kassenpatienten, die sich schlechter als Privatpatienten behandelt fühlen, bekommen meist die Praxishelferinnen ab“, erklärt er.
„Wir versuchen, Privatpatienten und Kassenpatienten möglichst gleich zu behandeln“, sagt Lisa Kaatz, die ihre praktische Ausbildung in einer Zahnarztpraxis in Marzahn absolviert. Zur Not hänge ihr Chef eine Stunde an die Öffnungszeiten dran, um Patienten nicht zu lange auf einen Termin warten lassen. Von anderen Azubis wisse sie aber, dass das längst nicht in allen Praxen der Fall ist.
Von langen Arbeitszeiten berichten viele Azubis. „Das sind noch Berichte zu schreiben oder anderes mehr zu erledigen“, erklärt Lisa Kristien Liersch. Das sei oft alles auch noch nach der Ausbildung an der Schule zu machen. Besonders unzufrieden sind die Azubis mit der unterschiedlichen Höhe des Lehrlingsentgelts. „Da kann es bis zu 20 Prozent Unterschied bei gleicher Ausbildungsrichtung geben“, erläutert Vanessa Gast. Das sei unfair.
Hermann Gröhe stellte sich auch Fragen zur Bezahlung im Gesundheitssystem. Sein Schwerpunkt war allerdings das vergleichsweise niedrige Gehalt von Pflegekräften. Insgesamt müsse das Gesundheitssystem bezahlbar bleiben. Und Privatpatienten hätten bekanntlich nicht nur Vorteile. „Viele familienbezogene Leistungen gibt es in der privaten Krankenversicherung nicht“, erklärte er. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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