Bordell, Ruine und jetzt schönes Wohnhaus
Gebäude mitten in der historischen Altstadt Köpenick ist denkmalgerecht saniert worden
Noch vor einem Jahr war das Haus in der Rosenstraße 17 eine heruntergekommene Ruine mit eingeschlagenen Fenstern und Graffiti an der Fassade. Jetzt aber erstrahlt das Gebäude, das sich gegenüber von „Zilles Stubentheater“ inmitten der Köpenicker Altstadt befindet, in neuem Glanz. Nach einer denkmalgerechten Sanierung zieht dort demnächst ein junges Paar ein.
„Das war so ein Schandfleck. Immer wieder haben Leute gefragt, wann die Ruine hier wegkommt“, berichtet Andreas Ritter. Seit 2003 ist er der Eigentümer. Als er das Haus damals kaufte, wurde es noch genutzt. Wie der 58-Jährige erzählt, sei darin damals ein Bordell betrieben worden. Er ließ die Nutzer ihr Geschäft weiterführen. Nachdem diese 2013 das Haus verließen, habe es fast ein Jahrzehnt leer gestanden und sei folglich fast gänzlich verfallen. Eigentlich wollte er das Gebäude, das bereits aus dem Jahr 1871 stammt, abreißen und ein neues Haus an selber Stelle errichten lassen. Die Untere Denkmalschutzbehörde teilte ihm jedoch mit, dass ein Abriss nicht infrage komme. Zunächst sei er darüber nicht sonderlich erfreut gewesen, gibt Ritter zu. Das habe sich dann jedoch nach reiflicher Überlegung geändert.
Zusammen mit der Köpenicker Baufirma „ION Bustiuc Bauausführungen“, die er in den höchsten Tönen lobt, nahm Andreas Ritter daraufhin die denkmalgerechte Sanierung in Angriff. Mit der Verwaltung habe er dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. Im April 2022 fingen die Arbeiter an, das Haus zu entkernen. Zu diesem Zeitpunkt befand es sich in einem desaströsen Zustand. So waren laut Ritter beispielsweise keine Fußböden mehr im Souterrain vorhanden. In der Folge wurden der Dachstuhl, die Decken und vieles mehr herausgerissen. „Es standen nur noch die Grundmauern.“
Um sich an die denkmalschutzrechtlichen Vorgaben zu halten, wurden unter anderem Fenster aus Lärchenholz und stilechte Zinkfensterbretter eingebaut sowie das Dach mit roten Ziegelsteinen gedeckt. Auf die „Dreckstelle mitten im Kern der Altstadt“, wie Andreas Ritter das Gebäude vor der Sanierung selbst bezeichnet, sei er jetzt, wo die Bauarbeiten fast abgeschlossen sind, „richtig stolz“. Bis Ende April soll noch der Anbau fertiggestellt werden. Der Innenausbau ist dagegen bereits beendet. Er erlebe jetzt immer wieder, wie Spaziergänger stehenbleiben, Fotos von dem Haus machen, staunen und sagen: „Endlich, dass hier mal was passiert!“
Das Bauprojekt, das etwa 550 000 gekostet hat, kommt nun vor allem dem 34-jährigen Sohn von Andreas Ritter zugute. Er wird gemeinsam mit seiner Frau aus Prenzlauer Berg in das sanierte Haus in Köpenick ziehen. Damit wird wohl auch die nächste Generation der Familie Ritter dauerhaft im Bezirk verwurzelt bleiben. „Wir stammen aus einer alten Wäscherei-Familie und sind nun seit drei Generationen in Köpenick ansässig“, erklärt Andreas Ritter. Seine Großeltern hätten einst im Jahr 1927 anfangen, auf dem nahegelegenen Futranplatz Butter zu verkaufen. Später hätten sie dann in der Dorotheenstraße 5 die „Wäscherei Ritter“ gegründet. Diese habe jahrzehntelang existiert. Andreas Ritter ist selbst ebenfalls sehr geschäftstüchtig. Seit mehr als 30 Jahren führt er seinen eigenen Betrieb. Im Finkeldeweg betreibt er die "Express Polsterei" mit mehr als 30 Mitarbeitern. Außerdem kümmert er sich zusammen mit seinem Sohn um ein Unternehmen, das in Rüdersdorf Skateboards produziert.
Auch seine Frau hat ein Geschäft, eine Maßschneiderei in der Rosenstraße 13. Der Ort ist vielen Köpenickern gut bekannt, weil sich dort früher das Friseurgeschäft „Der blaue Salon“ befand. Noch heute prangt der markante blaue Schriftzug über dem Eingang, denn er ist denkmalgeschützt. Das Haus gehört Andreas Ritter ebenso wie die Gebäude Kirchstraße 6 und Rosenstraße 15, die er im Laufe der Jahrzehnte gekauft hat. Für die Zukunft plant er, den Parkplatz vor dem nun sanierten Haus in der Rosenstraße 17, den er bisher an „Zilles Stubentheater“ verpachtet hat, bebauen zu lassen. 30 Wohnungen sollen dadurch entstehen. In zwei bis drei Jahren soll es damit losgehen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.