Stadträtin lehnt Aktfotos im Rathaus ab

Treptow-Köpenick. Der Streit um die Ausstellung von Aktfotografien der Köpenicker Rathausgalerie nimmt kein Ende. Jetzt kritisiert vor allem die SPD-Fraktion in der BVV die verantwortliche Stadträtin Cornelia Flader (CDU).

Flader hatte bereits im Vorfeld des diesjährigen "Foto-Klub-Forums" versucht, die Kontrolle über die eigentlich juryfreie Ausstellung zu bekommen. Da es in der Vergangenheit mehrfach zur Zensur durch das Bezirksamt bis hin zum Entfernen missliebiger Aufnahmen gekommen war, sagte die Gesellschaft für Fotografie verärgert die seit über 20 Jahren etablierte Schau ab.

Die SPD fragte in der BVV-Sitzung am 30. März nach der rechtlichen Begründung für die Einschränkung der Kunstfreiheit, wollte wissen, inwieweit Aktfotos den Jugendschutz gefährden könnten und ob – wie behauptet – Arbeitnehmerschutzrechte durch Fotos beeinträchtigt werden könnten. Insgesamt 14 Fragen waren eingereicht worden. Stadträtin Cornelia Flader antwortete fast 25 Minuten lang, macht dabei aber keine besonders gute Figur. Unter anderem wies sie darauf hin, dass "erotische Bilder eine beeinträchtigende Wirkung entfalten“ könnten. Und sie nannte zahlreiche Paragrafen, unter anderem aus dem Jugendschutzgesetz und Arbeitsstättenverordnungen, die einer Ausstellung von Aktfotos im Rathaus Köpenick entgegenstehen würden. Auch behauptete sie, dass Fotos nackter Menschen eine sexuelle Belästigung, unter anderem von Mitarbeitern, darstellen könnten. Acht von zehn Mitarbeitern des Fachbereichs Kultur hätten deshalb die Ausstellung von Aktfotos grundsätzlich abgelehnt.

Für Ursula Walker, Mitglied der SPD-Fraktion, brachte der Vortrag nichts Neues. „Sie argumentieren hier nicht kulturpolitisch, sondern juristisch. Sie sind aber nicht die Justitiarin des Bezirksamts“, sagte Walker.

Die Aussage des Bürgermeisters, von Bezirksverordneten noch in der Sitzung befragt: „Das Bezirksamt spricht nach außen mit einer Stimme. Ich halte mich deshalb aus der Diskussion heraus – weil ich der Kollegin Flader widersprechen müsste“, sagte Oliver Igel (SPD).

Für einen großen Teil der Bezirksverordneten ist das Thema Aktfotos im Rathaus noch nicht vom Tisch. „Wir werden es weiter im Kulturausschuss auf die Tagesordnung setzen“, versprach Ursula Walker.

Das Foto-Klub-Forum gibt es bereits seit über 20 Jahren, auch mit Aktfotos. Zum erst Mal entfernt wurden solche Aufnahmen bei der Ausstellung 2010. Seitdem gab es immer wieder Diskussionen und abgehängte Bilder. Die diesjährige Schau fällt allerdings nicht ganz ins Wasser. Einen Teil der Fotos kann man ab 18. April im Büro des Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi (Die Linke), Brückenstraße 28, bewundern. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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