Anwohnern gingen Vorgaben der Grünen zu weit

Für Autos sperren wollen die Grünen den Abschnitt der Manteuffelstraße. Anwohner wollen vor einer solchen Entscheidung die Bürgerbeteiligung abwarten. | Foto: tf
  • Für Autos sperren wollen die Grünen den Abschnitt der Manteuffelstraße. Anwohner wollen vor einer solchen Entscheidung die Bürgerbeteiligung abwarten.
  • Foto: tf
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Seit vergangenen Sommer verfolgt die Grünen-Fraktion in der BVV die Idee, aus Teilen der Manteuffelstraße eine beruhigte Kiezstraße zu machen. Grundsätzlich finden das zwar auch die meisten Anwohner gut. Allerdings nicht unbedingt in der Art und Form, wie sich das die Bündnispartei vorstellt.

Die will vor allem einen weitgehend autofreien Bereich zwischen den Kreuzungen Skalitzer- und Naunynstraße. Selbstverständlich bedeute das nicht, dass dort überhaupt keine Fahrzeuge mehr durchfahren könnten, präzisierte der Grüne-Bezirksverordnete Christian Honnens im Ausschuss für Umwelt und Verkehr. Für Feuerwehr und Müllabfuhr, Krankentransporte oder Umzugswagen müsste das weiter möglich sein.

Schon das ging einigen Betroffenen zu weit. Es könnten nicht einige Punkte bereits im Vorfeld festgelegt werden, meinten die Anwohner Swenja und Oskar im Ausschuss für Umwelt und Verkehr. Und das gelte nicht nur für das Stichwort "Autofrei", sondern auch bei weiteren Vorgaben des Grünen-Antrags.

Dort gab es bereits Vorschläge, wie die Straße danach genutzt werden könnte. Zum Beispiel als Grünfläche mit Bäumen, Beeten und Bänken, für Fahrradabstellplätze, Sportmöglichkeiten, Spielfläche oder Vorgärten.

Mit einem solchen Korsett werde eine wirkliche Bürgerbeteiligung ausgehebelt, so der Einwand. Swenja und Oskar nahmen für sich in Anspruch, für einen großen Teil der Anwohner zu sprechen.

Vertreter der Bündnispartei verwiesen dagegen auf eine Umfrage sowie eine Bürgerversammlung am 18. Juli 2013, bei der sich diese Wünsche herauskristalisiert hätten. Ob diese Veranstaltung repräsentativ war, bezweifelten dagegen ihre Kontrahenten. "Viele waren damals im Urlaub".

Natürlich verfolgen sie und ihre Parteifreunde das Ziel eines autofreien Straßenabschnitts an dieser Stelle, räumte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Paula Riester ein. "Wenn wir als Politik und als Mehrheitspartei im Bezirk unsere Ideen nicht vorbringen und zu verwirklichen suchen, warum sitzen wir dann eigentlich hier?", fragte sie. Allerdings habe es dafür von Anfang an großen Zustimmung gegeben. "Sonst hätten wir das gleich gelassen." Nach Einschätzung ihres Parteifreundes Christian Honnens stehe ein Drittel der Betroffenen den Plänen weiter offen gegenüber. Ebenso sei etwa ein Drittel dagegen und das restliche Drittel verhalte sich bisher neutral.

Auf die Seite der kritischen Anwohner schlugen sich dagegen die anderen Fraktionen im Ausschuss. Ein Änderungsantrag der SPD verlangte einen "ergebnisoffenen Prozess". Vor allem müsse geklärt werden, welche Auswirkungen ein autofreier Bereich in der Manteuffelstraße eventuell auf benachbarte Straßen haben könnte.

Nach diesen Anmerkungen erklärten sich die Grünen dazu bereit, ihre aktuelle Vorlage weitgehend zu kastrieren und nahezu alle umstrittenen Passagen herauszunehmen. Übrig blieb vor allem das Ziel der beruhigten Kiezstraße. Aber die wollen ohnehin fast alle.

Ebenso wie Einigkeit darüber herrscht, dass das Projekt keinesfalls zu mehr Lärm etwa durch weitere Gastronomie in diesem Bereich führen darf. Davor scheinen manche Anwohner mehr Angst zu haben, als vor den Autos.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 917× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 586× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.