English Theatre soll nicht weiter gefördert werden
Konkret geht es um 110 000 Euro, die bisher jährlich gewährt wurden. "Dieses Geld brauchen wir dringend für unsere tägliche Arbeit", sagt Sprecher Matthias Dietzel. Für die Inszenierungen bemühe sich das Theater ohnehin schon lange um andere Unterstützung. Über die Vergabe der Fördergelder entscheidet eine Jury. Die begründete ihre Ablehnung vor allem damit, dass das ursprüngliche Alleinstellungsmerkmal des Theaters, nämlich Aufführungen in englischer Sprache, heute "keine Besonderheit mehr darstellt". Die gebe es inzwischen auch in anderen Spielstätten, unter anderem bei vielen Produktionen der Tanzszene.
Außerdem bemängelten die Juroren, dass sich das English Theatre zuletzt eher "der Tradition des Well-made Play" zuwandte", die ebenfalls durch viele andere Häuser abgedeckt werde. Übersetzt heißt das wohl: Die Stücke waren einigermaßen verständlich und fanden deshalb ihr Publikum. Dafür spricht schon die Auslastung von durchschnittlich 86 Prozent der Plätze.
Positiv gewertet hat das Auswahlgremium immerhin die vielen Projekte zur kulturellen Bildung, die das English Theatre ebenfalls anbietet. Unter anderem deshalb soll es im kommenden Jahr noch einmal eine Förderung, allerdings in reduzierter Form, geben. Während dieser Zeit wird den Verantwortlichen nicht nur angeraten, weitere Mittel einzuwerben, sondern sich auch mit dem Theater Thikwa auf den Weiterbetrieb des gemeinsamen Auftrittsorts in der Fidicinstraße 40 zu verständigen. Diese Spielstätte wurde übrigens erst vor einigen Jahren mit einer Spende der Lottostiftung in Höhe von 600 000 Euro eingerichtet.
Die Entscheidung mache überhaupt keinen Sinn und müsse revidiert werden, fordert Matthias Dietzel. "Wir beweisen schon durch das große Zuschauerinteresse unseren Stellenwert in der Stadt." Und das nicht nur bei den rund 500 000 Menschen mit Englisch als Muttersprache, die in Berlin leben.
Das Theater hat inzwischen eine Petition auf seine Webseite gestellt und bittet Freunde und Besucher, mit Eingaben, unter anderem an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zu protestieren. "Wir wissen inzwischen, dass unter anderem auch die amerikanische Botschaft und andere Institutionen vorstellig geworden sind und setzen darauf, dass das letzte Wort hier noch nicht gesprochen ist." Denn neben der Spielstättenförderung gebe es auch noch andere Töpfe, aus denen das Theater bedacht werden könnte. "Allerdings brauchen wir spätestens bis zum Jahresende Klarheit."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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