Hat auch ein Mann eine Chance?
Die Entscheidung darüber werde in enger Abstimmung mit dem Museum fallen, sagte Kulturstadträtin Monika Herrmann (B 90/Grüne) im Kulturausschuss. Geplant sei deshalb ein gemeinsamer Namensworkshop, der wahrscheinlich im Januar stattfinden soll.Hermann erklärte weiter, dass es vom Jüdischen Museum sowohl einige Kriterien, als auch Vorschläge für die Benennung des Vorplatzes gegeben habe. Demnach wird dort gewünscht, dass die Personen weder in einem religiösen Zusammenhang stehen, noch Opfer der NS-Konzentrations- oder Vernichtungslager geworden sind. "Vielmehr geht es dem Museum darum, einen Menschen zu ehren, dessen Wirken über Berlin hinaus bedeutend gewesen ist."
Konkret genannt wurde dabei der Philosoph und Aufklärer Moses Mendelssohn (1729-1786). Explizit nach ihm ist bisher in Berlin keine Straße oder ein Platz benannt. Sein Name passt außerdem sehr gut im Zusammenhang mit einer Akademie. Dazu kommt, dass Moses Mendelssohn im Jahr 1743 als 14-Jähriger durch das Hallesche Tor, also unweit des Museumsstandortes, nach Berlin eingewandert war.
Monika Herrmann machte klar, dass sie mit diesem Vorschlag gut leben könnte. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das eine Mehrheit in der BVV genauso sieht. Denn bekanntlich gibt es dort einen Beschluss, nach dem im öffentlichen Raum in Friedrichshain-Kreuzberg nur noch Frauen gewürdigt werden sollen. Von dieser Regel gab es zwar bereits zwei Ausnahmen, einmal 2005 bei der Umbenennung von weiten Teilen der Koch- in Rudi-Dutschke-Straße und derzeit in Friedrichshain, wo aus der Gabelsbergerstraße die Silvio-Meier-Straße werden soll. Diese Umbenennung sollte eigentlich Ende November erfolgen, musste aber wegen der Klage eines Anwohners erst einmal verschoben werden.
Aber gerade aktuell scheint das Frauenpostulat wieder sehr hoch im Kurs zu stehen. Zuletzt lehnte der Gleichstellungsausschuss mit diesem Hinweis einen Antrag, der CDU-Fraktion ab, der sich für eine Umbenennung der Zimmerstraße in Peter-Fechter-Straße aussprach. Im Kulturausschuss wurde dieses Anliegen erst einmal zur Weiterberatung an die Gedenktafelkommission verwiesen.
Die Namensvorschläge, die aus dem Bezirk für den Akademievorplatz kommen, sind deshalb natürlich weiblich. Zum Beispiel Regina Jonas (1902-1944), die erste Rabbinerin einer jüdischen Gemeinde, die in der Synagoge am Fraenkelufer wirkte und in Auschwitz ermordet wurde. Sie steht allerdings für zwei Kriterien, die das Museum eigentlich ausgeschlossen haben möchte.
Dessen Sprecherin Katharina Schmidt-Narischkin machte allerdings klar, "dass wir nicht vorhaben, auf einen Namen zu bestehen." Vielmehr liege die endgültige Entscheidung darüber beim Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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