"King Bethel" beschäftigt sich mit der Geschichte des Görli

Kreuzberg. Bethel Henry Strousberg (1823-1884) war eine der schillerndsten Figuren im Wirtschaftsleben des 19. Jahrhunderts. Heute nahezu vergessen, galt er damals vor allem als Pionier der Eisenbahn.

Eines seiner wichtigsten Vorhaben im Schienenverkehr war der Bau der Strecke von Berlin nach Görlitz sowie eines Start- und Zielbahnhofs in Kreuzberg - der 1867 eröffnete Görlitzer Bahnhof. Auf diesem Gelände befindet sich heute der Görlitzer Park. Dort beschäftigt sich bis 25. August die Aufführung "King Bethel" der Compagnie "Shakespeare im Park" mit der Geschichte des Eisenbahnkönigs und dieses Ortes.Die Inszenierung besteht aus drei, jeweils abgeschlossenen Episoden, die im täglichen Wechsel zu sehen sind. Sie skizzieren den Aufstieg und Fall Bethel Henry Strousbergs, einer ebenso faszinierenden wie widersprüchlichen Figur. Einerseits ein Unternehmer, der für seine Zeit sehr sozial eingestellt war, seinen Beschäftigten hohe Löhne zahlte und zusätzliche Leistungen gewährte, war er andererseits ein finanzieller Hasardeur. Das Geld für seinen Eisenbahnbau sammelte er über Aktiengesellschaften, wobei der Wert des Aktienkapitals höher war als die tatsächlichen Baukosten. Es entstand das, was wir heute eine Spekulationsblase nennen. Sie platzte nach misslungenen Investitionen beim Eisenbahnbau in Rumänien und dem Gründerkrach in den 1870er-Jahren. Aus dem vormals bewunderten Virtuosen wurde ein Sündenbock. Die einst hohen Erwartungen auf das schnelle Geld schlugen um in antisemitische Klischees gegen den "jüdischen Spekulanten". Strousberg, in seiner Hochzeit auch Besitzer von Fabriken, Immobilien und Markthallen sowie Zeitungsherausgeber, musste Konkurs anmelden. Er starb als armer Mann in Berlin.

Nicht nur seine Geschichte eignet sich als Blaupause für die heutige Zeit. Gleiches gilt parallel dazu für die Geschichte des Görli. Der Bahnhof war die Initialzündung für das gesamte umliegende Quartier. Menschen aus vielen Ländern arbeiteten damals auf der Baustelle. Später wurde er das Einfallstor für viele Zuwanderer, die häufig in diesem Kiez blieben. Und Bethel Henry Strousbergs großer Traum war vor 150 Jahren eine direkte Zugverbindung von Berlin nach Istanbul.

Aus all diesen historischen und aktuellen Versatzstücken hat Shakespeare im Park eine bunte Zeitreise konzipiert.

Das Stück ist täglich um 19 Uhr, sonntags um 16 Uhr an der Ecke Görlitzer Ufer und Wiener Straße zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos auf www.shakespeareimparkberlin.org.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 250× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 659× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.150× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.