2013 wäre der Dramatiker 84 Jahre alt geworden
"Schwer verständlich, sehr intellektuell und vor allem sehr aufgeladen mit Geschichte", so beschreibt Kristin Schulz das allgemeine Meinungsbild über Heiner Müller (1929-1995). Die Leiterin des Heiner Müller Archivs/Transitraum im Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität kennt die Berührungsängste mit dem großen Intellektuellen, der sich selbst gerne mit Zigarre und Whisky in Szene setzte und dabei trotzdem unnahbar blieb. Mit Stücken wie "Der Lohndrücker" (1956), "Die Umsiedlerin" (1961) oder "Hamletmaschine" (1977) und "Der Auftrag" (1979) sezierte er mit Vorliebe die Gesellschaft und ihre Verortung in der Geschichte. "Er wird immer weniger an den großen Bühnen gespielt", beklagt Kristin Schulz. Umso wichtiger sei es, sich auch außerhalb des Theaters mit dem Dramatiker auseinanderzusetzen. Im kommenden Jahr soll deshalb der 85. Geburtstag von Heiner Müller in Lichtenberg mit Kooperationen und Projekten gefeiert werden.
Obwohl Heiner Müller zwar nicht als "echter" Lichtenberger gezählt werden kann, gibt es vielfältige Verbindungen. 1956 entstand das Stück "Der Lohndrücker", dessen Stoffgrundlage er im Volkseigenen Betrieb Elektrokohle Lichtenberg gefunden hatte.
Zu Repressionen kam es 1961 bei der Probeaufführung von "Die Umsiedlerin" an der Studentenbühne der Hochschule für Ökonomie in Karlshorst. Der Regisseur B.K. Tragelehn wurde von der Bühne in die Produktion abkommandiert. Heiner Müller ereilte ein Berufsverbot. Zudem lebte Müller seit Ende der 1970er Jahre im 14. Stock des Hochhauses in der Erich-Kurz-Straße 9 am Tierpark. Davon zeugt auch eine Gedenktafel, die 2004 am einstigen Wohnhaus angebracht wurde.
Auf Anregung der Bezirksverordnetenversammlung in Lichtenberg entstand das Heiner Müller Forum, das sich der aktiven Auseinandersetzung mit dem bedeutenden Theaterautor widmen soll. Es zählt heute an die Dutzend Mitglieder, zu denen etwa die Internationale Heiner Müller Gesellschaft, das Heiner Müller Archiv und prominente Filmemacher wie Peter Badel angehören.
Das Forum plant nun anlässlich des 85. Geburtstages von Heiner Müller im kommenden Jahr zahlreiche Projekte. "Meine Hoffnung ist ein Stadtschreiberstipendium", sagt Kristin Schulz. Zudem sei auch eine Zusammenarbeit mit dem Theater an der Parkaue und dem Deutsch-Russischen Museum Karlshorst angedacht.
Denkbar seien szenische Aufführungen von "Wolokolamsker Chaussee 1-5", des Weiteren auch Projekte mit Jugendlichen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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