Zehntklässler lernen jetzt mit kleinen Tablet-Computern
"Wir wollen in den nächsten Wochen, ganz ohne Papier auskommen", sagt Mathematik-Lehrerin Irina Lau. Aus ihrem Unterricht werden fortan die Schreibhefte verbannt, auch Schulbücher gibt es nicht. Alles, was die Schüler wissen müssen und brauchen, finden sie in der digitalen Technik. Dabei geht es keineswegs nur darum, Inhalte auf dem Computer abzurufen.
"An Schulen wird ja normalerweise noch wenig vermittelt, wie man mit digitalen Medien umgehen kann. Das lernen wir jetzt", sagt der 16-jährige Jonas. Vor wenigen Tagen erhielten er und seine Mitschüler der 10. Klasse des privaten Gymnasiums moderne Tablets. Dazu kam eine digitale und interaktive Schultafel und auch ein Notebook und ein Drucker gehören zur Ausstattung des digitalen Klassenzimmers. Der Gesamtwert: 20 000 Euro. "Wir wollen herausfinden, wie das digitale Klassenzimmer von morgen aussehen könnte", sagt Jonas, der statt Bücher nun einen Taschencomputer mit nach Hause nimmt.
Für einige Wochen stellt Irina Lau den klassischen Mathematik-Unterricht zugunsten des digitalen Lernens zurück. "Die Schüler werden auf jeden Fall Spaß haben", sagt die Lehrerin. "Zusammen wollen wir neue Methoden des Lernens entwickeln. Und auch ich muss mich umstellen. Es ist für einen Lehrer noch viel einfacher, ein Buch aufzuschlagen, als den Lehrstoff digital aufzubereiten."
Im Rahmen des Schul-Wettbewerbs der Initiative "Digitale Bildung neu denken" hatte Laus Klasse die Möglichkeit gewonnen, modernes Equipment für ihr digitales Schulprojekt auf Zeit zu nutzen. Die von einem bekannten Elektronikhersteller in Zusammenarbeit mit der Goethe Universität in Frankfurt am Main und anderen Partnern ins Leben gerufene Initiative will helfen, mit dem Zugang zu modernen Medien das Potenzial für künftige Berufsbilder zu heben. So sollen die Schüler mit der Software bekannt gemacht, aber auch an die Hardware herangeführt werden. "In der ersten Woche lernen meine Schüler, welche Funktionen so ein Tablet hat", erzählt Irina Lau. Ob mathematische Kurvendiskussion oder Schreibprogramm: Die kleinen Tablet-Computer sind viel mehr Lernwerkzeug als Spielzeug. Jonas hat die Aufgabe übernommen, einen kurzen Film herzustellen, ihn dramaturgisch zu schneiden und mit Musik zu versehen. "Ich finde es wichtig, digitale Inhalte in den Unterricht einzubringen", sagt Jonas. "Dabei geht es ja nicht nur darum, den Lehrstoff abzurufen."
Die Zehntklässler wollen in den kommenden Wochen ein engagiertes Projekt umsetzen: "Wir entwickeln eine interaktive Website für unsere Schule. Darin wollen wir eine interne Plattform für den Austausch zwischen Schülern und Lehrern installieren. So können dann Arbeitsmaterialien, Lernvideos und selbst die Vertretungspläne der Lehrer eingesehen und ausgetauscht werden." Ein ungezwungener Austausch könnte nicht nur bei der täglichen Schulorganisation helfen, sondern vielen Mädchen und Jungen auch beim Lernen. "Dann könnten beispielsweise Schüler der 10. Klasse auf den Mathematik-Stoff der 8. Klasse zurückgreifen, um vergessenen Lernstoff nachzuholen", erklärt Jonas.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.