Berlin dreht am Rad
Senat forciert Bau von Windenergieanlagen auf Dächern

Auf dem Howoge-Hochhaus "Liese" an der Frankfurter Allee werden vier jeweils 25 Meter hohe Windräder installiert.  | Foto:  Howoge
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  • Auf dem Howoge-Hochhaus "Liese" an der Frankfurter Allee werden vier jeweils 25 Meter hohe Windräder installiert.
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Auch Berlin muss nach dem jetzt beschlossenen Windenergieflächenbedarfsgesetz die Windenergie stärker ausbauen. Weil riesige Windräder in Städten kaum möglich sind, will der Senat den Bau von Windenergieanlagen auf Dächern forcieren.

Die vier Fundamente für die Windräder auf dem Dach des Howoge-Hochhauses in der Frankfurter Allee 218 sind gegossen. Noch gibt es keine Baugenehmigung und keine Firma, die die geplanten vier Windräder – jedes 25 Meter hoch – auf das 65 Meter hohe Wohnhochhaus stellt. Das zukünftige Windrad-Hochhaus ist das Pilotprojekt des Senats für Tausende Windenergieanlagen, die in den nächsten Jahren auf möglichst viele Dächer geschraubt werden sollen. Das Lichtenberger Vorhaben soll nach Berechnungen der Howoge-Ingenieure jährlich 120.000 Kilowattstunden Ökostrom erzeugen, die im Idealfall ein Viertel des Bedarfs der 394 Wohnungen decken. Die Mieter können den Strom kaufen und einen Stromvertrag mit der Howoge abschließen. „Der Preis liegt mit aktuell 35 Cent pro Kilowattstunde weit unter dem Marktpreis“, sagt Howoge-Sprecherin Annemarie Rosenfeld.

Die vier Fundamente aufdem Hochhauses an der Frankfurter Allee 218 für die Windräder sind bereits fertig. Noch hat die Howoge keine Baugenehmigung und keine Firma beauftragt. Die Windräder müssen speziell für die LIESE konzipiert werden.   | Foto: Harry Schnitger
  • Die vier Fundamente aufdem Hochhauses an der Frankfurter Allee 218 für die Windräder sind bereits fertig. Noch hat die Howoge keine Baugenehmigung und keine Firma beauftragt. Die Windräder müssen speziell für die LIESE konzipiert werden.
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Um den Ausbau von Windrädern auf Dächern zu beschleunigen, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen eine siebenseitige Broschüre herausgegeben, die Bauherren bei der Windradplanung helfen soll. Darin wird erklärt, was bau- oder genehmigungsrechtlich alles zu beachten ist. Denn Windenergieanlagen auf Dächern müssen genehmigt werden, vor allem rund um den Flughafen BER. Bei Vorhaben ab einer Höhe von 100 Metern über der Erdoberfläche muss die Oberste Luftfahrt- und Luftsicherheitsbehörde zustimmen.

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) will „Berlin zur Windenergie-Metropole Deutschlands machen“. Wie sein Sprecher Martin Pallgen sagt, sollen Windräder nicht nur auf Hochhäusern, sondern „auf allen Gebäudehöhen“ möglich sein. Eine Windradpflicht für Neubauten analog der Solarpflicht auf Dächern bei Neubauten „ist nicht geplant“, so Pallgen.

In Brandenburg drehen sich rund 4000 Windräder. | Foto: Dirk Jericho
  • In Brandenburg drehen sich rund 4000 Windräder.
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Die Windradoffensive auf Dächern hat vor allem damit zu tun, dass Berlin als Stadtstaat weniger Möglichkeiten hat, in großer Zahl riesige Windräder aufzustellen. Laut dem Anfang Februar bundesweit in Kraft getretenen Windenergieflächenbedarfsgesetz muss das Land aber in fünf Jahren 0,25 Prozent und bis Ende 2032 0,5 Prozent der Landesfläche für den Ausbau von Windenergie ausweisen. Berlin hat das Gesetz im Bundesrat unterstützt und, wie Geisel sagt, „gleichzeitig angeregt, dass es für Stadtstaaten sinnvoll ist, die verlangte Leistung auch auf anderem Wege – zum Beispiel durch die Errichtung von Windenergieanlagen auf Dächern – zu erbringen“.

Pro Windrad, die heute meist über 200 Meter hoch sind, braucht man einen Hektar Land. Das wären bei den für Berlin in zehn Jahren geforderten 0,5 Prozent Ausbaufläche 450 Hektar, ein Areal so groß wie das Flughafengelände Tegel. Zum Vergleich: In Berlin drehen sich heute gerade mal sechs Windräder am Pankower Stadtrand. Im Flächenland Brandenburg waren 2022 insgesamt 3992 riesige Windräder installiert.

Potenzialanalyse beauftragt

Um große Windräder zu errichten, müssen viele Voraussetzungen erfüllt werden, wie zum Beispiel ausreichende Abstände zu Wohnbebauungen, Schall- und Lärmgutachten, Auswirkungen auf Flora und Fauna und vieles mehr. Die Senatswirtschaftsverwaltung hat deshalb Ende vergangenen Jahres eine Potenzialanalyse in Auftrag gegeben, um mögliche Flächen für Windräder – in Waldgebieten zum Beispiel – zu identifizieren. Die Studie wird vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik zusammen mit der Bosch & Partner GmbH durchgeführt, die bereits die Windpotenzialstudie für das Bundeswirtschaftsministerium erarbeitet haben.

Laut Wirtschaftssenator Stephan Schwarz sollen die Ergebnisse im Sommer vorliegen und zeigen, welche Standorte sich in Berlin für große Windenergieanlagen erschließen lassen. „Dabei müssen wir natürlich ökonomische, ökologische und andere öffentliche Belange zusammen betrachten“, so Schwarz. Um Berlin klimaneutral zu machen, brauche es „ein Mosaik aus verschiedenen Maßnahmen“ und einen Mix aus Sonne, Wind, Wasserstoff und Geothermie. „Unser größtes Potenzial liegt in der Solarenergie, aber wir wollen auch die Windkraftpotenziale besser nutzen“, so der Senator.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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