Loben, stärken, Krönchen aufsetzen
Klaudia Kadau ruft eine Doula-Ausbildung ins Leben

Klaudia Kadau möchte ihre Erfahrungen als Hebamme gerne weitergeben und Helferinnen ausbilden, die Müttern zur Seite stehen. | Foto:  Schilp
  • Klaudia Kadau möchte ihre Erfahrungen als Hebamme gerne weitergeben und Helferinnen ausbilden, die Müttern zur Seite stehen.
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Seit 30 Jahren arbeitet Klaudia Kadau als Hebamme. Während dieser Zeit hat sie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Schwangere und junge Mütter nicht nur medizinische, sondern genauso dringend seelische Unterstützung brauchen. Deshalb hat sie die DoulaPlus Akademie gegründet.

Doula kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Dienerin“. Doulas begleiten werdende Mütter und Familien. „Ich als Hebamme werde im Prinzip nicht dafür bezahlt, den Frauen zuzuhören, auch wenn ich es natürlich tue. Manchmal nimmt das sogar den größeren Teil meiner Zeit in Anspruch“, so Klaudia Kadau. Nicht wenige Schwangere hätten große Angst vor der Geburt, seien unsicher, ob sie etwas falsch machen, quälen sich mit Schuldgefühlen. Hier sieht sie den richtigen Platz für Doulas. „Bei der Transformation von einer Frau zur Mutter können sie enorm unterstützen.“

Selbstsicherheit fehlt oft

Auch während oder nach der Geburt, im Wochenbett oder im ersten Babyjahr würden sich viele eine einfühlsame Helferin wünschen. Eine, die Mut zuspricht, lobt, berät oder auch massiert und ein gutes Essen kocht. „Eine Doula kann Cheerleader, Händchenhalterin, Krönchen-Aufsetzerin, Begleiterin sein“, sagt Kadau, selbst alleinerziehende Mutter von vier Kindern.

Diese Aufgabe sei umso wichtiger, als dass wir in einer Zeit leben, in der es oft keine umsorgende Gemeinschaft mehr gebe, und es etlichen Schwangeren oder jungen Müttern an Selbstsicherheit und Anerkennung fehle. "Da bringt keine Nachbarin einfach mal eine Suppe vorbei. Und die frisch gebackenen Großeltern sind vielleicht gerade auf Kreuzfahrt. Außerdem mangelt es an Hebammen, nicht jede Frau bekommt eine Betreuung. Ich selbst musste schon so viele Anfragen ablehnen“, erzählt Klaudia Kadau.

In anderen Ländern seit Jahren bekannt

Geburtsvorbereitungskurse reichen in ihren Augen nicht, dort gehe es eher um Atemtechniken und ähnliches. Auch Müttergruppen böten nicht allen genügend Halt. „Dort herrscht manchmal ein regelrechter Wettbewerb unter den Frauen, wer am besten mit dem Kind umgeht.“ Eine Doula hingegen soll für Entspannung sorgen und es der Schwangeren oder Mutter so angenehm wie möglich machen.

In anderen Ländern, zum Beispiel der Schweiz, seien die „Dienerinnen“ seit Jahren bekannt und geschätzt, sagt Kadau. Sie möchte nun in Berlin einen Grundstein legen. Anfang 2024 soll eine dreimonatige Ausbildung beginnen, die gut 100 Stunden umfasst, davon 40 vor Ort in Lichtenrade, der Rest online. Nicht nur Klaudia Kadau gibt ihr Wissen weiter, sondern auch andere Expertinnen. Die Teilnehmerinnen lernen dabei viel über Schwangerschaft, Geburt und das erste Babyjahr. Denn auch wenn Doulas den nicht-medizinischen Part übernehmen, ist es wichtig, um die körperlichen Vorgänge zu wissen und zu erkennen, wann etwas nicht stimmt.

Das Ziel: Selbstständigkeit

Ein zentraler Punkt der Ausbildung: Die künftigen Doulas sollen ihre größten Stärken herausfinden und sich darauf spezialisieren. Ziel ist, dass sich die Absolventinnen selbstständig machen, um dann ganz individuelle Betreuungsverträge mit Frauen abschließen zu können, egal ob über wenige Stunden oder mehrere Monate.

Eine Zertifizierung der Doula-Tätigkeit gibt es noch nicht, Kadau lotet derzeit die Möglichkeiten aus. Genauso ist sie dabei, Hospitationsplätze in Kliniken, Praxen, Geburtsvorbereitungskursen oder bei freiberuflichen Hebammen zu besorgen. Wer sich für den Kurs interessiert, kann am Donnerstag, 16. November, um 20 Uhr an einem digitalen Info-Abend teilnehmen. Eine Anmeldung ist möglich unter klaudiakadau.com.

Nicht gratis

Klar ist: Eine gute Doula ist wie eine Freundin, jedoch eine bezahlte. Denn sie soll von ihrer Tätigkeit leben können. Das bedeutet auf der anderen Seite für die (werdende) Mutter, dass sie die Unterstützung nicht gratis bekommt. Also nur eine Option für Gutbetuchte? Das sieht Klaudia Kadau nicht so.

Für sie ist es eine Frage der Schwerpunktsetzung. Bei ihren Hausbesuchen erlebe sie fast immer, dass auch Menschen mit wenig Einkommen sich teure Kinderwagen, Bettchen und andere Ausstattungen fürs Baby kaufen oder schenken ließen. „Warum nicht eine Nummer kleiner und stattdessen Geld für eine Doula ausgeben, und damit für mehr Ruhe und Gelassenheit?“, fragt sie, die übrigens selbst eine große Freundin von Second-Hand-Käufen ist.

Informationen unter www.klaudiakadau.com/doulaplus-akademie

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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