Faszination Afrikas in Bilder festgehalten
Peter Gustavus hat seinen Sehnsuchtsort gefunden – und der prägt seine Kunst seit Jahrzehnten

Peter Gustavus mit einem seiner farbenprächtigsten Phantasie-Köpfe. | Foto: Schilp
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Seine Mutter hat mit ihm mehr gemalt als gesungen, und die Saat ist aufgegangen. Peter Gustavus hat in seinem Leben nur wenige Phasen gehabt, in denen er nicht zum Pinsel griff. Und seine Bilder sind ungewöhnlich. Stil, Themen, Farben – alles ist deutlich von Afrika inspiriert. Dahinter steht nicht eine bloß ästhetische Entscheidung, sondern tiefe Verbundenheit mit dem Kontinent.

Seit er 1977 eine Studienreise nach Marokko unternommen hat, ist Peter Gustavus gefesselt. Schon ein Jahr später geht es nach Kenia, wenige Monate danach mit dem Auto durch die Sahara, bis nach Mali. „Entweder die Menschen sind von Afrika begeistert oder sie wollen nie wieder hin“, sagt der Lichtenrader. Er gehört zur ersten Kategorie, er hat seinen Sehnsuchtsort gefunden. Es sind nicht nur die Landschaften, die Menschen und die Tierwelt, auch die dortige Kunst schlägt ihn in den Bann. „Lange galt sie als primitiv, dabei hat die gesamte europäische Moderne so viel von ihr abgekupfert. Zum Beispiel Picasso, der das allerdings lange nicht zugegeben hat.“

Peter Gustavus neben einem seiner afrikanischen Köpfe. "Wenn man Angst hat, sollte man sich an Dinge erinnern, die einen aufbauen", sagt er. | Foto:  Schilp
  • Peter Gustavus neben einem seiner afrikanischen Köpfe. "Wenn man Angst hat, sollte man sich an Dinge erinnern, die einen aufbauen", sagt er.
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Gustavus bleibt aber nicht Tourist. Er arbeitet für einen Entwicklungsdienst in Sambia, heiratet dort, weitere Aufenthalte folgen, bis er schließlich ganz bleibt. 17 Jahre lebt er in Afrika, 13 Jahre in Sambia, vier Jahre in Lesotho. Erst 2017 kehrt die Familie nach Berlin zurück. „Afrika ist ein wichtiger Teil meiner Sozialisation, und ich habe erlebt, was der normale Deutsche nie erleben würde“, sagt er. Andere Denk- und Lebensweisen, andere Glaubens- und Wertvorstellungen, selbst eine andere Logik habe er kennengelernt. Aber auch, dass Rassismus überall ist. Immer sei ein Teil seiner Familie in der Minderheit, seine schwarze Frau in Deutschland, er selbst in Afrika, die beiden Kinder gehören zu beiden Kontinenten und doch zu keinem ganz. Wie verstörend krasser Rassismus sich anfühlt, erlebt er bei Unruhen in Lesotho. „Ich war nur noch Gegner, weil weiß, nur noch auf die Hautfarbe reduziert.“ Gleichzeitig bringen ihn schwarze Freunde, versteckt unter einer Decke, mit dem Auto aus der Gefahrenzone.

Ein Bild mit drei Adinkra-Symbolen: Die beiden Rauten links stehen für "Zeig mir deine Handschellen und ich sage dir, wessen Sklave du bist". Das schwarze Zeichen rechts bedeutet: "Entwickle dich und spiele verschiedene Rollen." Das Zeichen in der Bildmitte sagt: "Es ist nicht das Horn, sondern das Herz, das den Widder kämpfen lässt."  | Foto: Schilp
  • Ein Bild mit drei Adinkra-Symbolen: Die beiden Rauten links stehen für "Zeig mir deine Handschellen und ich sage dir, wessen Sklave du bist". Das schwarze Zeichen rechts bedeutet: "Entwickle dich und spiele verschiedene Rollen." Das Zeichen in der Bildmitte sagt: "Es ist nicht das Horn, sondern das Herz, das den Widder kämpfen lässt."
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Peter Gustavus beschäftigt sich intensiv mit der afrikanischen Geschichte und Mythologie, mit Vodoo-Geistern, Ahnenverehrung, Fetischen, die mit der Kraft des Universums verbunden sind. Er, ohne Religion aufgewachsen, fühlt sich nach und nach von der Spiritualität angezogen, hinterfragt sein Weltbild und verändert seine Sicht auf die Welt. All das kann er am besten durch seine Aquarelle ausdrücken, in der sich afrikanische und europäische Bildersprache mischen. „Meine Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle, wie sie mir gerade durch das Sonnengeflecht oder den Kopf wandern. Anders kann ich es nicht sagen.“

Drei Abbildungen von Shetani-Figuren, die ihren Ursprung in Schnitzereien haben. Unterschiedliche Gruppen von Menschen glauben an unterschiedliche dieser "Teufelchen".  | Foto: Schilp
  • Drei Abbildungen von Shetani-Figuren, die ihren Ursprung in Schnitzereien haben. Unterschiedliche Gruppen von Menschen glauben an unterschiedliche dieser "Teufelchen".
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Wer sich einen Eindruck von seinen Werken machen möchte, kann noch bis Ende des Monats die Ausstellung „Kreativität gegen die Angst“ im Erdgeschoss der Alten Mälzerei, Steinstraße 41, besuchen. Während eines von ihm geleiteten Workshops hat er gemeinsam mit sechs anderen Hobbykünstlern zu diesem Thema gearbeitet. Auslöser war eine dramatische Herzoperation, die er, nur lokal betäubt, bewusst miterlebte. Im letzten Moment wechselte das internationale Chirurgenteam die Strategie, was ihm das Leben rettete. „Danach dachte ich: Wenn ich so etwas Spektakuläres erlebe, dann mache ich auch was draus“, so Gustavus.

Farbenstark, detailreich und mit vielen Wesen bevölkert: zwei Werke zum Thema Angst. | Foto: Schilp
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So zeigt ein Bild kleine Figuren, die sich an rote Herzkranzgefäße klammern, auf goldenen Hintergrund („Das Leben ist Gold wert“), umgeben von helfenden Kräften aus dem Universum. Auf einem anderen ist ein nordafrikanischer Kopf zu sehen, der für Gustavus das Gegenteil von Angst verkörpert.

Den Facettenreichtum von Angst beweist die Schau: Unter den insgesamt 35 Arbeiten finden sich Darstellungen von Gewalt, Krieg, bedrohte Tiere, Gefangenschaft, Kraken, Pinguine, die zum ersten Mal ins Wasser springen, und anderes mehr. Seine nächste Exposition in der Alten Mälzerei ist übrigens bereits für den Spätsommer geplant. Der Titel: „Sehnsucht Süden“.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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