Nachbarschaftszentrum muss umziehen: Ungewisse Zukunft in der Alten Mälzerei
Der Putz bröckelt langsam von der Fassade des alten Backsteingebäudes. Über dem Dach kreisen Krähen wie in einem Hitchcock-Film. Die Alte Mälzerei in der Steinstraße hat sicher schon bessere Tage gesehen. Genau dort soll jedoch die Zukunft des Vereins „Nachbarschaftszentrum Suppenküche Lichtenrade“ liegen. Die erste Vorsitzende Alex Benkel-Abeling hat Zweifel, ob das gelingen kann.
Benkel-Abeling hat das Nachbarschaftszentrum seit Anfang 2005 mit aufgebaut. Damals begann alles mit zwei Autos, einem Kühlschrank, zehn Ehrenamtlichen und zehn Gästen. Das Angebot der einstigen Suppenküche wurde im Laufe der Jahre dann immer weiter ausgebaut. Heute können Jugendliche dort Graffitis sprühen, Kochen und auch Tanzen lernen. Es gibt einen Selbstverteidigungskurs, Theater- sowie Poesieabende. Immer sonntags von 12 bis 14 Uhr wird zudem weiterhin für bis zu 180 Bedürftige gekocht.
„Wir sind ein wichtiger Teil von Lichtenrade. Die Vielschichtigkeit, die wir anbieten, gibt es sonst nicht in der Umgebung. Das Bezirksamt hat sich auch klar zu uns bekannt und gesagt, dass wir erhalten bleiben müssen“, sagt Benkel-Abeling. Daher wurde der Nutzungsvertrag am jetzigen Standort in der Finchleystraße 11 noch einmal verlängert. Ende September ist dort jedoch endgültig Schluss. Das Gebäude, das der evangelischen Kirchengemeinde gehört, soll nach diesem Monat abgerissen werden.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, um den bevorstehenden Umzug vorzubereiten. Zudem ist weiterhin offen, wo das Nachbarschaftszentrum künftig untergebracht sein wird. Die Alte Mälzerei am S-Bahnhof Lichtenrade könnte die Lösung sein. Thomas Bestgen und die „UTB Projektmanagement GmbH“ haben das Gebäude gekauft und der Suppenküche als neuen Standort in Aussicht gestellt. Alex Benkel-Abeling hat sich darüber gefreut. Inzwischen ist sie jedoch skeptisch. „Die Alte Mälzerei konnte ich bis jetzt noch nicht betreten – und von außen macht das Gebäude eher nicht den Eindruck, als würden wir hier bald einziehen können.“
Die Zukunft des Nachbarschaftszentrums scheint ungewiss. „Verbale Bekenntnisse sind alle ganz nett, aber wir haben noch keinen schriftlichen Vertrag vorliegen. Daher bin ich vorsichtig“, sagt Benkel-Abeling. Die größte Herausforderung sei die schwierige Planung. Außerdem müsste bei entstehenden Umbau- und Transportkosten sowie Miete durch den Umzug über Preisnachlässe verhandelt werden. Benkel-Abeling sucht daher parallel nach weiteren ehrenamtlichen Helfern, die das derzeit 65-köpfige Team unterstützen möchten.
„Wenn jemand einen Transporter besitzt, den er uns für den Umzug leihen könnte, würde uns das schon sehr helfen“, sagt sie. Wie auch immer es weitergeht, eines ist sicher: Dem „Nachbarschaftszentrum Suppenküche Lichtenrade“ steht in jedem Fall ein ereignisreiches Jahr bevor.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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