Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde startet neues Projekt
Lichterfelde. Der Verein Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde (IKZ) widmet sich aktiv der Erinnerung an das Außenlager des KZ Sachsenhausen, das sich von 1942 bis 1945 an der Wismarer Straße befand. Über 1000 Häftlinge wurden hier gefangen gehalten und im Auftrag der SS in ganz Berlin als Zwangsarbeiter eingesetzt hatte.
Seit 2000 erinnert eine Denkmal und eine Erinnerungstafel an den Standort des Lagers. Fast genauso lange gibt es die IKZ. Ziel der Initiative ist es, die Geschichte des Lagers, seiner Opfer und Täter zu erforschen und Kontakt zu Zeitzeugen zu halten. Die Zeitzeugenarbeit sei ein wichtiger Teil der Arbeit der IKZ, so Annette Pohlke, Vorsitzende der Initiative. Doch mit der Zeit werden die Zeitzeugen weniger. „Wie aber sollen die Erinnerungen wach gehalten werden?“, fragt Pohlke.
Damit die Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft nicht in Vergessenheit geraten und sich nicht wiederholen, startet die Initiative mit einem neuen Projekt. „Wir planen die Erstellung einer App zu Orten und Personen des Nationalsozialismus in Steglitz-Zehlendorf, um so den nachgeborenen Generationen die Bedeutung des Nationalsozialismus für die Gegenwart lebendig zu vermitteln“, sagt Annette Pohlke. Es sollen Informationen über Orte, Gebäude, Institutionen und vor allem die Menschen zusammengetragen und durch Bilder, Pläne und Dokumente ergänzt werden. Die kann dann jeder von seinem Smartphone abrufen.
Es werden verschiedene Routen zum großen Thema „Nationalsozialismus in Steglitz-Zehlendorf“ erarbeitet. „Wir stellen uns vor, mehrere große Themenblöcke anzubieten. So könnten sich Interessierte auf einer Tour über die Stätten des Nationalsozialismus und des Widerstandes im Bezirk oder die Orte, wo Nazi-Größen gewohnt haben informieren.“ Viele dieser Orte seien den Menschen gar nicht bekannt, selbst wenn sie in unmittelbarer Nachbarschaft leben.
Die App ermöglicht es, zu den einzelnen Touren die unterschiedlichsten Materialien abzurufen wie Fotos, Dokumente und Luftbildaufnahmen. Sogar Videoschnipsel mit Zeitzeugen-Interviews können über die App angeschaut werden.
Anfangs sollen zwei bis drei Spaziergänge präsentiert werden. Im Laufe der Zeit kommen weitere hinzu. Interessante Themen wären beispielsweise enteignete jüdische Betriebe oder Zwangsversteigerungen von jüdischen Haushalten. Dazu gäbe es noch sehr wenig Dokumentationen. Angestrebt werde auch die Vernetzung mit bestehenden Projekten. „Wir könnten uns perspektivisch Kooperationen mit den ,Stillen Helden' oder dem Stolperstein-Projekt vorstellen“, sagt Pohlke.
Die Herausforderung sei es, viele Dinge zu diesem Thema zu beleuchten und in „mundgerechten Häppchen“ anzubieten. „Jeder soll Lust bekommen, mit dem Handy in der Hand auf Erkundungsreise durch die Geschichte zu gehen“, wünscht sich Annette Pohlke.
Doch der Weg dahin sei nicht so einfach. „Es ist ein Haufen Arbeit und kostet Geld“, sagt Pohlke. „Wir wollen die bestehenden Kooperationen zu Schulen aus dem Bezirk nutzen und zur Unterstützung Abiturienten werben, die aus zugänglichen Materialien die ,Häppchen' bauen.“
Die Initiative würde sich auch über neue, junge Mitstreiter freuen, die sich für die Arbeit der IKZ interessieren und die Erinnerungsarbeit unterstützen. KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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