Bunt, fröhlich und solidarisch
Das Museum Tempelhof nutzt seine Litfaßsäule, um Kunst zum Frauenmärz zu zeigen
Die Litfaßsäule vor dem Tempelhof Museum, Alt-Mariendorf 43, ist zu einem echten Hingucker geworden. Figuren in poppig-knalligen Farben grüßen die Passanten. Die Street-Art-Künstlerin Emma Rytoft hat das Werk zum diesjährigen Frauenmärz entworfen und verwirklicht.
So sind es folgerichtig Frauen – und zwei Hundedamen –, die die Säule bevölkern. Einige reichen sich die Hände, tragen sich auf den Schultern. „Bunt, fröhlich und solidarisch“, so Emma Rytoft. Ihr gefällt besonders, dass ihr Werk rund ist, ohne Anfang und Ende. Die Skizzen für das Bild hat sie von Hand gefertigt und dann mit einem Stift direkt auf ihren iPad übertragen. Das macht sie nicht immer so. „Am liebsten zeichne und male ich immer noch mit Tinte oder Wasserfarben“, sagt sie.
Die Schwedin, die seit 2013 in Berlin lebt, gehört zu „Litfass goes Urban Art“. Die Initiative hat zum Ziel, die 24 ältesten und denkmalgeschützten Säulen, die es in der Stadt noch gibt, mit Kunstwerken zu zieren. Gelungen ist das bisher nur bei vier der runden Werbeflächen, zum Beispiel am Hackeschen Markt – aber auch nur, weil sie momentan nicht für Reklamezwecke genutzt werden. „Es ist schwierig mit der Betreiberfirma ILG über Kunst zu reden“, so Michael Wismar, Gründer der Initiative, der in Alt-Mariendorf zu Quast und Kleister griff.
Ganz anders ist es in Tempelhof gelaufen. Irene von Götz, Leiterin des Fachbereichs Kunst, Kultur und Museen im Bezirksamt, wurde durch einen Zeitungsartikel auf die kreative Gruppe aufmerksam. Und weil die Litfaßsäule vor dem Museum dem Bezirk gehört, fand man unkompliziert und schnell zueinander. „Ich habe direkt bei Emma angefragt und sie hat sofort ja gesagt“, erzählt sie. Noch nie habe das Kulturamt die ganze Säule für eigene Zwecke genutzt, geschweige denn ein Kunstwerk dafür in Auftrag gegeben.
Was beweist, dass die Corona-Pandemie zu neuen und guten Ideen führen kann. Kulturstadtrat Matthias Steuckhardt (CDU) jedenfalls ist von dem Rund-Bild begeistert, das den Frauenmärz illustriert und ganz nebenbei den Blick auf das Museum lenkt. „Den Frauenmärz gibt es seit 1986, bis in den 90er-Jahre nur in Tempelhof. Corona hat uns nun zum Umdenken gezwungen, vieles findet im Netz statt“, sagt er. Bis Ende des Monats steht noch eine ganze Menge auf dem Programm.
Mehr Informationen gibt es unter https://www.frauenmaerz.de/.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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