Konsequenzen aus der Dauerhitze
Die Naturwacht hätte gern eine Wetterstation
Bäume, die viel zu früh ihr Laub abwerfen. Ganze Landstriche, die in Brandenburg zu staubtrockenen Steppen mutieren und die Landwirtschaft ruinieren. Dazu immer mehr Tierarten, die eigentlich in Südeuropa zu Hause sind. Björn Lindner von der Naturwacht hat die Folgen der Dauerhitze in diesem Sommer genau beobachtet.
„Wir haben immer mehr Extreme, merken die Klimaveränderungen direkt vor unserer Haustür“, zieht der Ranger ein Saisonfazit. In der Marienfelder Feldmark, die von Lindner und seinen Kollegen im Rahmen der Natur- und Landschaftspflege betreut wird, konnte er diesen Sommer in der Fläche einen Wasserverlust von anderthalb Metern feststellen. Gemeint ist der Pegel im Entlastungsgraben, der durch die Feldmark fließt, und im Kleingewässer an der Blohmstraße. „Wie oft bin ich mit dem Trecker rausgefahren, um die Anpflanzungen aus dem vergangenen Jahr zu bewässern. Das Wasser verdunstet schneller, als du gucken kannst.“ Während die Wiesen normalerweise zweimal pro Jahr gemäht werden, wächst das Gras aufgrund des fehlenden Regens nicht hoch genug dafür. Das Futter für die Schafe wird daher teurer.
Die Entwicklungen bereiten Lindner Sorgen, haben sie schließlich auch schon Einfluss auf die Arbeitsbedingungen. „Wir mussten diesen Sommer unsere Arbeitszeiten anpassen, haben vor allem in den Früh- und Abendstunden draußen gearbeitet“, erzählt er. In der Naturschutzstation selbst hielten sich die Auswirkungen aufgrund der vielen schattenspendenden Bäume in Grenzen. Durch den Tiefbrunnen konnte auch der Wasserpegel im Märchenweiher aufrechterhalten werden. Björn Lindner möchte jedoch verhindern, dass mit dem Ende der Sommersaison und dem Beginn der kalten Jahreszeit das extreme Klima wieder in Vergessenheit gerät. Er hat daher einige Ideen, die er umsetzen will. In Zukunft möchte er das Thema verstärkt in die „Grünen Klassenzimmer“ integrieren, die seit 2010 auf der Station die Natur für Besucher, besonders Kinder, erlebbar machen. Dort gibt es unter anderem bereits eine „Wunderwelt Boden“ und einen Holzbestimmungstest. Der Natur-Ranger möchte den Lernort gern vergrößern und hat dafür die Fläche der ehemaligen Gemeinschaftsgärtnerei nebenan im Auge. Diese gehört dem Land Berlin.
Wenn Mitte Oktober die Schließzeit in der Naturwacht beginnt, stehen weitere Projekte auf dem Plan. Dann wird sich das Team bis März auf Instandsetzung und Baumaßnahmen konzentrieren. Björn Lindner hat sich viel vorgenommen. Er möchte ein Dach über der Feuerstelle bauen. Steg und Überdachung am Märchenweiher müssen repariert werden. Außerdem soll eine Stromleitung zum Laborwagen gelegt werden. Für diesen hat der Ranger einen besonderen Wunsch. Er plant dort die Installation einer Solaranlage – und nicht nur das. „Ich möchte durch einen Diplom-Meteorologen eine Wetterstation aufbauen lassen, um in Marienfelde mal regional die Klimadaten zu erfassen“, erklärt er. Die Umsetzung hat er sich für das kommende Jahr fest vorgenommen und bereits entsprechende Kontakte geknüpft. „Das Verständnis für den Klimawandel muss wachsen“, betont Lindner, und hofft auf hilfreiche neue Erkenntnisse.
Bevor sich das Team aber in die nächsten Aufgaben stürzt, wird erst einmal gefeiert. Am 7. Oktober steht von 12 bis 16 Uhr am Diedersdorfer Weg 3-5 das Herbstfest an. Björn Lindner wird dabei einen Vortrag über Wildtiere in der Stadt halten. Außerdem gibt es Greifvögel zu bestaunen, Musik von Jagdhornbläsern sowie Kuchen aus dem Backofen und selbstgemachten Honig aus dem Lehrbienenstand.
Infos auch unter https://www.naturwachtberlin.de/, Telefon 75 77 47 66, buero@naturwachtberlin.de
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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