Ein wachsender Bezirk: Leben am Rand der großen Stadt

Das Balkonkino im Roten Viertel ist bei den Anwohnern sehr beliebt. | Foto: Stadt und Land
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Marzahn-Hellersdorf. Der Bezirk wird 40 Jahre alt. Einen offiziellen Baustart mit einer Grundsteinlegung hat es vor 40 Jahren nicht gegeben. Dafür wurde aber am 2. September 1977 ganz groß in der Marchwitzastraße 41-45 das erste Richtfest für den ersten Zehngeschosser gefeiert.

An dieser Stelle steht heute die Richtkrone ganz aus Stein. Genau an dieser Stelle wurde zu jedem vollendeten Jahrzehnt an den Start des neuen Berliner Bezirks Marzahn erinnert.

Auch zum 40. Jubiläum trafen sich wieder Marzahner mit den Bezirkspolitikern und den Vertretern der großen Wohnungsunternehmen: der degewo, der Ersten Marzahner Wohnungsgenossenschaft eG und weiterer Wohnungsunternehmen. Das erste Richtfest kennzeichnete vor 40 Jahren den Baubeginn von Europas größtem Neubaugebiet in Plattenbauweise.

Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) erinnerte daran: „Innerhalb von nur 13 Jahren bauten über 1000 Bauarbeiter 35.000 Wohnungen für 100.000 Einwohner.“ Dazu kamen noch Einrichtungen der Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen, Kaufhallen, Poststellen, Sero-Stützpunkte (Sekundärrohstoff-Annahmestellen) und die Dienstleistungswürfel. Bereits vier Monate später – kurz vor Weihnachten 1977 – sind die ersten Mieter in das Haus Marchwitzastraße eingezogen.

Die Marchwitzastraße 41-45 gehörte vor 40 Jahren noch zum Bezirk Lichtenberg, denn die eigentliche Geburtsstunde für den Bezirk Marzahn kam erst am 5. Januar 1978. Der Magistrat von Berlin beschloss die Bildung des Bezirks Marzahn. Dazu gehörten die ehemaligen Ortsteile von Lichtenberg – Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf, Hellersdorf, Marzahn sowie das Industriegebiet Lichtenberg-Nordost.

Am 1. Juni 1986 wird Marzahn geteilt. Mit dem Bezirk Hellersdorf wird der 11. Ostberliner Stadtbezirk mit den Ortsteilen Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf gegründet. Zu diesem Zeitpunkt leben schon 54.000 Menschen im neuen Bezirk, die Hälfte davon in Neubauwohnungen.

Mit dem 1. Januar 2001 ist es vorbei mit der Teilung. Die beiden Bezirke Marzahn und Hellersdorf wurden auf Beschluss des Senats von Berlin wieder zusammengelegt.

Heute ist Marzahn-Hellersdorf wieder ein wachsender Bezirk. Am 30. Juni 2017 lebten 264.461 Menschen im Bezirk. Die meisten wohnen in der Großsiedlung. Die Statistik verzeichnet dort 190.500 Einwohner. Zum Bezirk gehört auch das größte zusammenhängende Siedlungsgebiet Europas mit den Dörfern Friedrichsfelde-Ost, Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf. Dort lebten Ende Juni 73.961 Einwohner.

Seit fünf Jahren steigen wieder die Einwohnerzahlen im Bezirk. Noch im Jahr 2012 verzeichnete die Statistik “nur” 251.879 Einwohner. In den vergangenen fünf Jahren sind also mehr als 12.580 neue Einwohner in den Bezirk gekommen. Zu den neuen Einwohnern im Bezirk gehören auch viele Schulkinder. Im vergangenen Schuljahr waren es 21.840 Schüler. In diesem Jahr sind Anfang September 2486 Schulanfänger stolz mit Schulmappe und Zuckertüte das erste Mal zum Unterricht gegangen. Sie können an 26 Grundschulen lernen. Die älteren Schüler können zwischen elf Integrierten Sekundarschulen, fünf Gymnasien, drei Sonderschulen und einem Kolleg wählen.

Im Bezirk bieten über 40 Vermieter ihre Wohnungen an. Dazu gehören vor allem Genossenschaften wie die Grüne Mitte in Hellersdorf, oder die Erste Marzahner Wohnungsgenossenschaft sowie die Berlin Brandenburger Wohnungsgenossenschaft in Marzahn. Die beiden kommunalen Wohnungsgesellschaften Stadt und Land und die degewo sind die größten Vermieter in Marzahn-Hellersdorf.

Die degewo hat in Marzahn-Hellersdorf rund 18.000 Wohnungen. Seit einiger Zeit wird wieder gebaut. So sind fünf Neubauvorhaben mit gut 1200 Wohnungen geplant.

In der Ringelnatzsiedlung entstehen 299 neue Wohnungen. Sie sind bereits im Bau und sollen Ende 2018 fertig sein.

Auch im Eugen-Roth-Weg baut die degewo 126 Wohnungen, auch sie sollen Ende des nächsten Jahres fertig sein. In der Ludwig-Renn-Straße sollen sich die Kräne für 255 neue Wohnungen drehen. Der Baubeginn ist für Ende 2017 geplant. Die Wohnungen sollen bereits 2019 bezogen werden.

Auch für das Jahr 2018 hat die degewo bereits den Neubau von Wohnungen angekündigt. So sollen in der Karl-Holtz-Straße zwischen 2018 und 2020 insgesamt 394 Wohnungen entstehen. In der Wuhlestraße ist ebenfalls ein Bauvorhaben mit 134 Wohnungen angekündigt. Auch sie sollen 2029 bezogen werden.

Regelmäßig befragt die degewo auch ihre Mieter. Nach diesen Angaben gehören die Marzahner Mieter zu den zufriedensten im Wohnungsbestand.

Die kommunale Wohnungsgesellschaft Stadt und Land kann auf 15.924 Wohnungen im Bezirk verweisen. Damit wohnen rund 30.000 Menschen bei dieser Wohnungsgesellschaft.

Stadt und Land verweist aktuell auf sechs Neubauprojekte im Bezirk. Dabei sollen 1632 Wohnungen entstehen. Davon sind 121 bereits fertiggestellt. Für 824 Wohnungen drehen sich die Kräne. Noch in diesem Jahr soll der Baubeginn für weitere 522 Wohnungen sein. Im nächsten Jahr folgen dann noch einmal 165 neue Wohnungen. Von den Bauvorhaben sind zwei Projekte in Marzahn mit insgesamt 429 Wohnungen (121 fertiggestellt, 308 im Bau), der Rest (1203) wird in Hellersdorf realisiert.

Zu den Bauvorhaben gehört das Gut Alt-Biesdorf in der Weißenhöher Straße 73-89 und Alt-Biesdorf 21. Dort werden bis 2020 rund 516 Wohnungen entstehen. Ein weiteres Projekt ist Wohnen an den „Gärten der Welt“. Dort werden bis Oktober 2017 noch 287 Wohnungen fertiggestellt. In der Kienbergstraße 21 baut Stadt und Land 142 neue Wohnungen; sie sollen 2019 fertig sein. In der Hellersdorfer Louis-Lewin-Straße, Schwarzheider Straße, Forster Straße entstehen in den nächsten drei Jahren 308 Wohnungen und in der Schkeuditzer Straße 28-40 (zwischen Böhlener Straße und Torgauer Straße) noch einmal 165 Wohnungen. Dort sollen im Jahr 2019 die ersten Mieter einziehen können. Bis 2019 sollen auch in der Mittenwalder Straße 1-3 und in der Zossener Straße 147 insgesamt 214 Wohnungen neu gebaut werden.

Der Gesamtbestand von Stadt und Land soll bis 2026 durch Neubau und Ankauf auf insgesamt 55.500 Wohnungen wachsen, dafür werden bis zu 2,3 Mrd. Euro investiert. Seit 2012 wurden zudem rund 3900 Wohneinheiten angekauft, so beispielsweise auch rund 1000 Wohnungen in Marzahn im Jahr 2015.

Auch Stadt und Land verweist auf eine zufriedene Mieterschaft. Nach eigenen Umfragen sagen zwei Drittel der Mieterschaft in Hellersdorf, dass sie mit der Wohnsituation sehr zufrieden sind. Auch bei der Bewertung des Wohnumfeldes schneidet Hellersdorf im Vergleich zu anderen Wohnstandorten regelmäßig sehr gut ab. Im Durchschnitt wohnen die Hellersdorfer Mieter über zehn Jahre in ihren Wohnungen, was ja ebenfalls ein Indiz für die Zufriedenheit ist. KT

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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