Satellitenstädte im Vergleich
Der italienische Fotograf Pasquale Liguori porträtierte Marzahn und Corviale in Rom

Diese Häuser an der Wittenberger Straße gehören zu den Gebäuden in Marzahn-NordWest, die noch nicht saniert wurden.  | Foto: Liguori
3Bilder
  • Diese Häuser an der Wittenberger Straße gehören zu den Gebäuden in Marzahn-NordWest, die noch nicht saniert wurden.
  • Foto: Liguori
  • hochgeladen von Harald Ritter

Fotos des  italienischen Fotografen Pasquale Liguori sind gegenwärtig an zwei Orten zu sehen: im Nachbarschafts- und Familienzentrum „Kiek in“ und im Tschechow-Theater. Die Fotos stellen Ansichten von Plattenbausiedlungen in europäischen Großstädten dar.

Eine dieser Siedlungen ist der  zehngeschossige Wohnkomplex Corviale am Stadtrand von Rom, die andere Marzahn. Beide Siedlungen wurden während der 1970er-und 1980er-Jahre am Reißbrett entworfen und entstanden in industrieller Bauweise. Sie sollten die Wohnungsnot in den jeweiligen Metropolen lindern helfen.

Liguori lebt in Rom. Seit 2016 hat er mehrfach Marzahn-NordWest besucht, um die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen den beiden Schlafstädten und sozialen Brennpunkten zu erkunden. Dabei entstanden die Fotos von der Berliner Satellitenstadt.

Liguori liefert Bilder von zerklüfteten Stadtlandschaften, in denen kubische Formen überwiegen und Individualität kaum vorkommt. Er ist weder Architektur- noch Menschenfotograf, sondern sucht die gesellschaftlichen Tatsachen, die an den Gebäuden und Straßen zu erkennen sind. Diese vermitteln auf den ersten Blick den niederschmetternden Eindruck von Anonymität und Entfremdung. „Impasse“ wählte er als Titel für die Ausstellung. Das heißt auf Deutsch „Sackgasse“.

„Meine Absicht war, die Orte neu zu denken und ein Gefühl gegenseitigen Respekts zu entwickeln“, sagt der Fotograf. Genauer betrachtet erzählen die Bilder zwei unterschiedliche Geschichten.

Corviale wurde als Sozialsiedlung gebaut, in der einkommensschwache Rämer eine menschenwürdige Unterkunft bekommen sollten. Die teils hochfliegenden Pläne der Architekten wurden nur zum Teil umgesetzt. Die Verwaltung versagte bei der Organisation des Zusammenlebens. Um das Leben erträglich zu machen, organisierten sich die Bewohner selbst.

Der Bau der Großsiedlung Marzahn wurde im Rahmen des Wohnungsbauprogramms der DDR systematisch umgesetzt. Nach der Wende zerbrach hier die ursprüngliche soziale Mischung. Viele Besserverdiener zogen weg. Dem Leerstand von Wohnungen wurde ein staatliches Programm zur Sanierung und Modernisierung entgegengesetzt. MIt einen Quartiersmanagement wurde versucht, aufbrechende sozialen Spannungen zu begegnen. Langzeitarbeitslosigkeit und Armut gibt es aber ähnlich wie in Corviale.

Die Gestaltung der Ausstellung wurde durch Mittel aus dem Quartiersfonds des Stadtteils unterstützt. Sie wurde zunächst im September im alten Marzahner Rathaus am Helene-Weigel-Platz gezeigt. Die Ausstellung besteht aus jeweils 30 Paare von Motiven aus Corviale und Marzahn-NordWest. Im Januar soll sie als Ganzes auch in Rom zu sehen sein.

In Marzahn-NordWest wurden die Fotos für zwei Ausstellungen bis zum Freitag, 21. Dezember, aufgeteilt. Die eine ist gegenwärtig im Nachbarschafts- und Familienzentrum „Kiek in“, Rosenbecker Straße 27/29, Mo-Fr von 8 bis 17 Uhr zu sehen. Die andere wird im Tschechow-Theater, Märkische Allee 410, Mo-Do von 9 bis 18 Uhr, Fr von 8 bis 17 Uhr gezeigt. Anschließend werden die Fotos noch in anderen Einrichtungen im Stadtteil Marzahn-NordWest gezeigt.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 827× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 816× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 512× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.005× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.899× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.