Unikate in allen Farben, Formen und Größen
Andrea Kühn aus Marzahn sammelt von ihr selbst angefertigte Posamentenknöpfe

Seit Andrea Kühn vor sechs Jahren das historische Handwerk entdeckte, fertigt und sammelt sie leidenschaftlich gern Posamentenknöpfe. Manchmal macht sie daraus auch kleine Kunstwerke – so wie hier ein Yin-und-Yang-Symbol und eine Kombination mit Origami. | Foto:  Philipp Hartmann
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  • Seit Andrea Kühn vor sechs Jahren das historische Handwerk entdeckte, fertigt und sammelt sie leidenschaftlich gern Posamentenknöpfe. Manchmal macht sie daraus auch kleine Kunstwerke – so wie hier ein Yin-und-Yang-Symbol und eine Kombination mit Origami.
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Wenn Andrea Kühn von ihren Posamentenknöpfen erzählt, blickt sie zumeist in fragende Gesichter. Auch sie selbst hat diese Bezeichnung für Knöpfe bis vor wenigen Jahren nicht gekannt. Lediglich Posamente seien ihr bekannt gewesen, erzählt sie.

Das Wort kommt vom französischen „passement“ und bezeichnet textile Schmuckbesätze. Sie waren vor allem im 18. Jahrhundert sehr beliebt. Zu sehen sind sie zum Beispiel auch heute noch auf Uniformen, Trachtenkleidern, Strickjacken und Hüten sowie manchen Taschen und Möbeln. Posamentenknöpfe können auch als Schmuck getragen werden, zum Beispiel als Anhänger an einer Halskette, oder als Dekorationselemente dienen. Sie kommen zum Beispiel in England, Österreich und den Niederlanden vor, in Deutschland vor allem in südlichen Regionen wie Franken und Schwaben, aber auch Hessen.

Etwa eine bis zwei Stunden täglich geht Andrea Kühn ihrem Hobby nach. Die manuelle Herstellung von Posamentenknöpfen ist für sie ein bisschen wie Meditation. Nebenher lässt immer Musik laufen. | Foto: Philipp Hartmann
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Wickeln, Weben, Sticken oder Stechen

Bei der Herstellung von Posamentenknöpfen handelt es sich um ein historisches Handwerk. Als Grundlage dient ein kleiner Holzrohling, egal ob rund oder eckig, der mit bunten Garnen umwunden wird. Dabei können verschiedene Techniken zum Einsatz kommen wie Wickeln, Weben, Sticken oder Stechen. Andrea Kühn nutzt auch noch andere Materialien wie Aluminium- und Plastikringe. Je nach Machart entsteht ein anderes Muster. Durch Verwendung unterschiedlicher Farben und Größen ist eine schier unendliche Vielfalt möglich.

Aufmerksam auf Posamentenknöpfe wurde Andrea Kühn im Jahr 2017. Damals war sie gerade dabei, Dirndl für Kinder zu nähen. Bei Recherchen im Internet stieß sie auf eine spezielle Trachtenkleidung aus der bayerischen Kleinstadt Krumbach.

2019 wurde Andrea Kühn das Knopfmacher-Zertifikat überreicht. 99 variantenreiche Posamentenknöpfe musste sie dafür anfertigen und beweisen, dass sie verschiedene Techniken beherrscht. Einige der Knöpfe hat sie zusammen mit  dem Zertifikat eingerahmt. | Foto: Philipp Hartmann
  • 2019 wurde Andrea Kühn das Knopfmacher-Zertifikat überreicht. 99 variantenreiche Posamentenknöpfe musste sie dafür anfertigen und beweisen, dass sie verschiedene Techniken beherrscht. Einige der Knöpfe hat sie zusammen mit dem Zertifikat eingerahmt.
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Ihr Interesse war geweckt, auch weil die Knöpfe gut zu Dirndl passen, sodass sie sich sofort für einen Workshop anmeldete. Drei Tage verbrachte sie daraufhin im Kloster Wettenhausen und lernte von Sandra Müller, die in der Gegend die „Posamentenknopf-Manufaktur“ betreibt. Weil es so gut gefiel, fuhr sie 2018 noch einmal hin und belegte einen Workshop für Fortgeschrittene.

Im Herbst 2019 wurde ihr schließlich das Knopfmacher-Zertifikat ausgestellt, nachdem sie zuvor 99 variantenreiche Knöpfe nach bestimmten Vorgaben angefertigt hatte. „Für die Prüfung musste ich einen Knopf herstellen, der fünf verschiedene Techniken beinhaltet“, erzählt die Marzahnerin. Der sei so etwas wie ihr Meisterstück gewesen und bis heute ihr Lieblingsexemplar. „Ich bin selbst überrascht, wie schnell ich das alles gelernt habe“, betont sie rückblickend. Geholfen hat ihr dabei sicher ihre berufliche Laufbahn. Nicht umsonst sagt Andrea Kühn über sich: „Ich bin Handwerkerin mit Leib und Seele.“

Schneideratelier vor der Wende gegründet

Die gelernte Textiltechnikerin, die aus Eisenhüttenstadt stammt, arbeitete zunächst als Fachbearbeiterin Textiltechnik. Sie lernte das Weben und Zwirnen, später noch Nähen. Kurz vor der Wende eröffnete sie in Weißensee ein Schneideratelier. Doch ihre Arbeit sei nach der Wende nicht mehr gefragt gewesen. Sie habe dann noch eine Weile im textilen Einzelhandel gearbeitet und war anschließend fast 20 Jahre lang im Flughafen Tegel im Verkauf tätig. Aktuell arbeitet die 65-Jährige als Empfangsmitarbeiterin in Teilzeit.

Fast 1000 Stück hat die Marzahnerin bereits angefertigt. Die meisten bewahrt sie in Setzkästen auf. | Foto: Philipp Hartmann
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Kreativ tätig sei sie schon immer gewesen. So zeichnet sie nebenbei und macht Origamikunst. Die Posamentenknöpfe sind ihr jedoch am liebsten. In ihrer Wohnung hat Andrea Kühn inzwischen etwa 1000 Stück angefertigt, fast alles Unikate. Die meisten bewahrt sie in Setzkästen auf, manche hat sie eingerahmt, aus einigen hat sie Collagen oder kleine Kunstwerke erstellt.

Manchmal macht die 65-Jährige auch kleine Kunstwerke aus ihren Knöpfen, so wie hier im Design von Nationalflaggen. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Manchmal macht die 65-Jährige auch kleine Kunstwerke aus ihren Knöpfen, so wie hier im Design von Nationalflaggen.
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Sie habe bei der Handarbeit immer den Anspruch, dass alles fehlerfrei und exakt ist. Die Vielfalt der Posamentenknöpfe, von einfarbig bis bunt, sei allgemein faszinierend. „Was mich begeistert, ist außerdem die Präzision, zugleich aber auch die freie Entfaltung.“

Als "Weihnachtsedition" bezeichnet Andrea Kühn diese Auswahl ihrer selbstgefertigten Posamentenknöpfe. Diese könnten auch gut als Schmuck am Weihnachtsbaum hängen. | Foto: Philipp Hartmann
  • Als "Weihnachtsedition" bezeichnet Andrea Kühn diese Auswahl ihrer selbstgefertigten Posamentenknöpfe. Diese könnten auch gut als Schmuck am Weihnachtsbaum hängen.
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Verkauft hat sie keinen einzigen Knopf. Sie würde auch keinen tauschen wollen oder andere sammeln als ihre eigenen. Sie wünscht sich jedoch, diese mal im Rahmen einer Ausstellung einem Publikum zu präsentieren. Ein besonderer Hingucker sind ihre handgefertigten Exemplare allemal. Sollte sie ihre Sammlung irgendwann einmal abgeben wollen oder müssen, würde sie diese gern an Trachtenvereine weitergeben.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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