Autokonzern Daimler zieht ins ehemalige Warenhaus Jandorf

Das Warenhaus Jandorf an der Brunnenstraße wird derzeit komplett saniert. | Foto: Dirk Jericho
7Bilder
  • Das Warenhaus Jandorf an der Brunnenstraße wird derzeit komplett saniert.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Nach fast 30 Jahren Leerstand bekommt das imposante Jugendstilgebäude mit der auffälligen Turmhaube an der Ecke Brunnen- und Veteranenstraße einen neuen Nutzer. Der Autokonzern Daimler hat einen langfristigen Mietvertrag unterzeichnet.

Schwarze Mercedes-Limousinen stehen regelmäßig vor dem denkmalgeschützten Kaufhaus am Weinbergspark. Der Shuttleservice bringt zum Beispiel bei der Mercedes-Benz Fashion Week Gäste zu den Edelschneidern, die im Warenhaus Jandorf ausstellen. Das seit Jahrzehnten leerstehende und bis auf die Pfeiler entkernte Warenhaus ist ein beliebter Veranstaltungsort für Messen und Präsentationen. Das Morbide mit den blanken Betonwänden und Stahlträgern und der abgeplatzten Farbe an den Decken macht den coolen Charme aus. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel war im Bundestagswahlkampf 2017 dort, weil die CDU im beeindruckenden Erdgeschoss ihr „begehbares Wahlprogramm“ installiert hatte.

Zukünftig könnte der Autokonzern Daimler dort seine neuesten Modelle und Innovationen rund um das Thema Mobilität präsentieren. Ob das Kaufhaus und spätere DDR-Modeinstitut der neue Mercedes-Showroom wird, wollte Daimler-Sprecherin Silke Walters nicht verraten. „Wir haben ja einen schönen Showroom in Berlin Unter den Linden“, sagte sie. Derzeit will sich Daimler nicht konkreter zu den Plänen äußern. Walters bestätigte aber, dass die Daimler AG einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen hat. Im einstigen „Haus der Mode“ könnten auch Büroarbeitsplätze entstehen.

Umbau hat begonnen

Das imposante Gebäude ist derzeit komplett eingerüstet, die Umbauarbeiten sind in vollem Gange. Arbeiter reißen den Estrich auf den Etagen raus. Die Treppengeländer und Emporen sind eingehaust. Auf dem Dach rund um den Turm verlegen Dachdecker neue Ziegel. Der Besitzer Jacob Schultz, der den Sitz des früheren DDR-Modeinstituts 1993 von der Treuhand gekauft hat, hatte schon viele Pläne mit dem Gebäude. Ursprünglich wollte der Frankfurter Hotelier das 1904 als „Warenhaus am Weinberg“ bekannt gewordene Kaufhaus zum Hotel oder Konferenz-Zentrum ausbauen. In einem extra zu Werbezwecken von ihm herausgegebenen Buch zum „Büro- und Geschäftshaus am Weinberg“ ging er noch von einer Fertigstellung 1997 aus.

Jacob Schultz hat Mitte der 1990er-Jahre mehrere Millionen Euro in die Sanierung des berühmten Warenhauses Jandorf gesteckt und Fassade und Dach im einstigen „Haus der Mode“ restauriert. Aus dem Bürocenter wurde nichts, genauso wenig wie aus einem noblen Shoppingcenter. Die Idee wurde nach dem Bau des Gesundbrunnen-Centers wenige Kilometer weiter nördlich und dem Ladenboom am Alexanderplatz verworfen. Das Gebäude mit seinem riesigen Lichthof gilt als schwierig für eine andere Nutzung. Es wurde schließlich für eine Kaufhausnutzung konzipiert. Hotelbetreiber wollen meistens mehr als die maximal möglichen 100 Zimmer. Noch vor zehn Jahren hofften die Vermarkter, dass große Modefirmen und Fashionlabels Interesse an dem einzigartigen Haus mit der passenden Modegeschichte haben, wie die Eigentümer damals der Berliner Woche bei einer Führung sagten. Das Haus liegt strategisch günstig im hippen Mitte, unweit der Modemeile am Hackeschen Markt und dem seinerzeit von der Degewo geplanten Outletcenter auf der nördlichen Brunnenstraße in Wedding. Doch aus den Degewo-Plänen wurde nichts, genauso wenig wie aus einem Jandorf-Flagshipstore oder einem Nobel-Lebensmittelladen mit hochwertigen mediterranen Produkten, so eine andere Idee. Jetzt hat Daimler zugeschlagen und will dem alten Warenhaus neues Leben einhauchen.

Vom Warenhaus zum Autopalast

Das Haus an der Brunnenstraße wurde 1904 vom Kaufmann Adolf Jandorf nach Plänen der Architekten Lachmann & Zauber erbaut. Jandorf gehörte neben Oscar und Hermann Tietz sowie Georg Wertheim zu den Pionieren, die als erste Einkaufspaläste nach amerikanischem Vorbild errichteten. Das Gebäude wurde in den 20er-Jahren vom Kaufhauskonzern Tietz übernommen und blieb im Zweiten Weltkrieg vor Zerstörungen weitestgehend verschont. 1955 zog das Modeinstitut der DDR in die Brunnenstraße. Bis zur Wende entwarfen dort Schneider den neuesten Schick der Arbeiterklasse. 1989 wurde das „Haus der Mode“, in dem es neben Produktion auch Mode-Vorführungen und Ausstellungen gab, abgewickelt und an die Treuhand übertragen. Jacob Schultz hat Dach und Fassade des Baudenkmals bereits saniert. Unter dem früheren „Haus der Mode“ – zu DDR-Zeiten über die Grenzen Berlins hinaus bekannter Name für das Ex-Kaufhaus – gibt es eine Tiefgarage mit 25 Pkw-Plätzen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 449× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 418× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 370× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 404× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.720× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.