Osterüberraschung
Auftragsarbeit "Zwischen Izmir und Berlin" erfolgreich beendet

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Zwei Gemäldetafeln (jeweils 100 x 100 cm | Öl auf Leinwand) von der bekannten Künstlerin Shoshannah Jeanne Brombacher zieren nun das Versicherungsbüro in Neukölln - eine Ode an zwei Städte: Izmir, die Stadt aus der die Familie Odag stammt, und Berlin, wo sie jetzt leben.

Izmir ist eine antike Stadt an der Westküste der Türkei, die Wiege der Zivilisation und ein kultureller Schmelztiegel während mehrerer Jahrtausende. Nebst antike griechischen Säulen findet man in Izmir Perlen der byzantinischen und osmanischen Kultur, dazu eine moderne Stadt mit Hochhäusern aus Stahl, Glas, und Beton, Krankenhäusern, Verlagen, vier Universitäten und einem Flughafen. Die Altstadt hat enge verwinkelte Gassen, gewölbte Moscheen mit geraden weißen Minaretten, die zum Himmel empor zeigen, Gassen, die von Kaffeehäusern mit buntgewebten Kissen auf Holzbänken gesäumt sind, und kleine Läden, die Teppiche, farbige Glaslampen, glasiertes Steingut, Kupfer und süßes türkisches Gebäck verkaufen. Izmir hat einen großen Hafen und eine ausgedehnte Küste mit silbrigen, lila Bergen im Hintergrund. Die Stadt ist umgeben von malerischen Dörfern und Hängen mit Olivenhainen, Feigenbäumen und Zypressen.

Berlin, die Hauptstadt Deutschlands, ist zwar einige Jahrtausende weniger alt als Izmir, hat aber auch eine lange und sehr interessante Vergangenheit. Die aus Amsterdam stammende Künstlerin zog einige Wochen nach der Maueröffnung in 1989 in die Stadt, lebte und lehrte an der Freien Universität, wanderte nach ein paar Jahren ins Ausland und ist jetzt wieder zurück in Berlin. Sie möchte hier alt werden. Zwischen 1989 und heute hat sich viel geändert. In den neunziger Jahren speiste sie im Fischrestaurant mit den farbigen Glasfenstern in der Nähe von Alexanderplatz und kaufte Reclam-Bücher mit an der Grenzstation in der Friedrichstraße obligatorisch getauschten Ostmarken. "Ost" und "West" waren zwei verschiedene und getrennte Welten. Nach ein Besuch im Osten mit den schönen, aber vernachlässigten und oft düsteren Straßen kehrte sie in ihre kleine Wohnung in der Nähe von Schloss Charlottenburg zurück und ging häufig spazieren in den Park mit dem Seerosenteich. Jetzt hat die Stadt keine Grenzen mehr, die Stadtteile in Ost wurden eingerichtet und in leuchtenden und recht attraktiven Farben wie Buttergelb und Lachsrosa gestrichen. Der damalige Geruch von Kohle aus den allgegenwärtigen Fliesenöfen ist schwach geworden und fällt nicht mehr so auf - ein Geruch, den die Künstlerin immer mit Berlin in Verbindung gebracht hat, sie mag ihn und findet ihn irgendwie vertraut und beruhigend.

Berlin sieht auch während der Pandemie lebhaft aus und bietet immer noch ein breites Spektrum an Kultur, obwohl die meisten Theater, Museen und Cafés geschlossen und Buchhandlungen nur mit Einschränkungen geöffnet sind.

Die Künstlerin lebt im selben Teil Berlins wie das Büro von Odag und Odag, Neukölln. Sie liebt die die alte Straßen und die kosmopolitische Vielfalt mit ihrem grossen Angebot an Geschäften und Lebensmittel, und findet Neukölln lebhaft.

Die Leinwand auf der linken Seite konzentriert sich hauptsächlich auf Izmir. Die Hauptfarben sind ein tiefes Rot vom Himmel bei Sonnenaufgang, die verschiedenen Blautöne des glitzernden Meeres, das sich wie ein Spiegel ausdehnt, lila Berge hinter der Küste, und üppiges Grün der Natur. Der weiße Halbmond und der Stern am roten Himmel sind eine Anspielung auf die türkische Flagge. Auf der linken Seite der Leinwand sieht man einen Berg mit einem Zypressenhain und die Hügel rund um die Stadt Izmir mit ihren Dörfern und Obstgärten, die sich in den langstieligen Tulpen des Iznik-Musters, das für Porzellangeschirr, Fliesen und Stoff verwendet wird, verwandeln. Eine Dorffrau in einem traditionellen weißen Kopftuch backt Brot in einem Holzofen, ihr Gesicht wird rot beleuchtet. Der Duft von frischem Brot vermischt sich mit dem guten Geruch von Blumen und Obstgärten. Im zinnoberroten Himmel schwebt eine allegorische Figur, die der antiken Marmorstatue einer Muse ähnelt über dem Meer. Ein Krug voller Erinnerungen an die Stadt Izmir rutscht ihr aus den Händen und zerstreut Gedichte, Gedanken, Bilder und Lieder. Links und rechts über dem Meer schweben Träume, verkörpert durch Engelsfiguren und ein mondförmig leuchtendes Gesicht. Diese halten mehr Träume zwischen ihren Händen in der sanften Weise eines Liebhabers oder einer Mutter. Die Träume werden von agilen Fischen begleitet, die silbrig hin und her gleiten, auftauchen und nach Belieben wieder verschwinden. In der oberen rechten Ecke verwandelt sich eine große facettenreiche türkische Glaslampe in einen Blumenstrauß. Die weißen Boote auf dem Meer und die am Strand spielenden Kinder wurden von einem Gedicht von Atilla Ilhan inspiriert …

Die Szene neben dem Brotofen am unteren Rand des Gemäldes zeigt einen Dichter auf einem Stuhl. Er schreibt Verse, nicht in Izmir oder einem Dorf, sondern in einer von Bäumen gesäumten Straße in Neukölln in Berlin. In der Ferne spürt man die Lichter der Stadt und der berühmte kugelförmige Fernsehturm am Alexanderplatz, den man auch auf der zweiten Leinwand sieht. Genau wie in mittelalterlichen Miniaturen ist es in diesen beiden Leinwänden üblich, dieselbe Person, dasselbe Gebäude oder dieselbe Szene wiederholt darzustellen, wie sie im Geist des Dichters und in seinen unbegrenzten Erinnerungen auftauchen. Nachts wandern der Geist und das Herz umher. Eine Frau auf einem gewölbten Balkon singt Lieder voller melancholischer Sehnsucht nach Orten, die sie gesehen und besucht hat und zugleich nach dem Ort, an dem sie jetzt ist oder sich wünschte, saudade. In ihrem Gesang verwandeln sich die nächtlichen Straßen von Neukölln in einen alten Markt von Izmir. Die Sängerin sieht wohl Berlin wie es Oskar Loerke in seiner Poesie beschrieben hat: BLAUER ABEND IN BERLIN …

Der Markt von Izmir weicht einem Strand mit einem einsamen Geiger. Hinter ihm leuchtet die Rose aus dem Gedicht von Hüseyı̇n Yurttaş: „Ich bringe eine Rose nach Izmir. Eine gelbe Rose…“
Der Geiger wird beschattet von dem riesigen Pfefferbaum wie im Gedicht „SCHWARZER PFEFFER" von Edip Cansever …

Die zweite Leinwand (rechts) ist eine Ode an Berlin, die Stadt, in der die Künstlerin lebte, wegen ihrer Heirat fortging, die sie aber bis zu ihrer Rückkehr nie vergessen und immer in ihren Träumen besucht hat.
Das Brandenburger Tor ist zentral dargestellt. Aber anstelle der klassischen Bronze Siegesgöttin mit gefalteten Flügeln und einem Streitwagen mit gezügelten Pferden auf dem Bauwerk spielt eine allegorische Figur, die „Musik“, Geige und schlägt wild mit den Flügeln, während ihre Pferde in einem freudigen Tanz herumspringen. Links vom Tor befindet sich eine Gruppe von markanten Wahrzeichen Berlins, wie das Rote Rathaus, der Berliner Dom, die Ruinen der Gedächtniskirche, der Alexanderplatz mit seinem kugelförmigen Fernsehturm, sein tonnengewölbter Bahnhof und die Urania-Weltzeituhr, die die Welt symbolisiert durch ihren Namen von Städten. Dieses DDR-Denkmal aus dem Jahr 1969 wurde restauriert und durch zusätzliche Namen ergänzt. Alte Stadtnamen wurden in aktuelle Namen geändert, wie zum Beispiel Leningrad, die Stadt die heutzutage wieder mit St. Petersburg angedeutet wird. Tempora mutantur et nos in iis, aber Berlin bleibt immer Berlin. Die geflügelte Figur auf der Siegessäule streckt ihre Arme aus zur Muse der Musik und blickt wohlwollend auf das Gewimmel der Stadt, wie im Gedicht „BERLIN“ von Georg Heym aus dem Jahr 1910 …

In der unteren linken Ecke befasst sich eine einsame, melancholische Muse mit Begriffen wie unterschiedliche Welten, Trennung, und wie man diese Welten zusammenfügt und kombiniert. Sie murmelt die Worte von Paul Boldts Versen „BERLINER ABEND“ …

In dem Gemälde fliegt dieser benannter Vogel von dem dunklen Kopf des Dichters dem Licht entgegen. Und fragt sich, ist es denn notwendig, dass wir grübeln oder dass sich unsere Erinnerungen verwandeln und verschmelzen? Erinnert er sich an den Mann in René Schickele’s Gedicht „SONNENUNTERGANG IN DER FRIEDRICHSTRASSE“ …

Ab der Weltuhr verwandeln sich die Gleise der U- und S-Bahn, die an mehreren Stationen vorbeifahren, in die Tastatur eines Klaviers, das über Schloss Charlottenburg mit seinen ausgedehnten Gärten und dem Seerosenteich zu einem Beethoven-Orchester führt, das vom Komponisten selbst dirigiert wird. Direkt vor dem Brandenburger Tor steht ein Flügelklavier. Vor Jahren lebte die Künstlerin in der Nähe von Schloss Charlottenburg und spazierte gern um den grossen Teich. Das Wasser reflektiert den blauen Himmel und ihre Sehnsucht.

Ein Geiger tanzt auf den Säulen neben dem Brandenburger Tor in den Himmel über dem Meer von Izmir hinein. Ein zweiter rothaariger Geiger in der oberen rechten Ecke der Leinwand spielt mit ihm ein Duett, das Konzertpublikum hört ihm zu. Eine türkische Lampe aus farbigem Glas schwingt unter der Szene leise hin und her. Neben dem Meer steht die monumentale Stadtuhr von Izmir auf einem Platz mit Palmen und Myriaden von Tauben. Rechts davon befinden sich der überdachte Kemeralti-Basar, einige alte Straßen von Izmir und moderne Gebäude im Hintergrund.
Die allgegenwärtigen Fische in den Gemälden symbolisieren Träume, Geschicklichkeit und Beweglichkeit.
In der unteren rechten Ecke sind die Umrisse eines Malers sichtbar. Die Träume des Künstlers werden erst sichtbar, wenn man diese in Farbe und auf Leinwand sieht - wie Einschlüsse im goldleuchtenden Bernstein.

Text gekürzt | Katalog Shoshannah Jeanne Brombacher | Berlin, März 2021

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Autor:

NetzStamm | Elmar F. Michalczyk aus Mitte

+49 175 8148028
efm@netzstamm.de
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