Das Haus der ewigen Dauer – dem Ägyptologen Karl-Heinz Priese zum Gedenken

Prof. Dr. Karl-Heinz Priese
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1984 überraschte mich Karl-Heinz Priese, Ägyptologe im Bode-Museum auf der Museumsinsel Berlin, mit einer Einladung. (Ich hatte 1981 zur großen Karl Friedrich Schinkel-Ausstellung meine Tätigkeit als Pressereferentin bei den Staatlichen Museen zu Berlin begonnen.) Er hatte die Opferkammer des Merib in der Ausstellung an der West-Seite des Bode-Museums zwei Jahre lang von den Mitarbeitern des Ägyptischen Museums und der Kunstformerei rekonstruieren lassen. Das war in mehrfacher Hinsicht sensationell. Griff er doch damit zum einen in einem vom Atheismus geprägten Land auf die Darstellung des ägyptischen Totenwesens zu, indem er eine Opferkammer einer Grabanlage öffentlich in einer Ausstellung zeigte. Zum anderen öffnete er damit ein Fenster in tief Verborgenes – verborgen in der Ruine des Neuen Museums. Die Opferkammer des Merib gehörte zu den Denkmälern, die mit Erlaubnis der ägyptischen Regierung von der preußischen Expedition (1842 – 1845) ausgegraben werden durfte. 1850 wurde sie in einem Ausstellungsraum des Neuen Museums in ihrer originalen Form aufgebaut. Die Kriegsschäden während des Zweiten Weltkrieges in diesem Raum waren gering. Bei Schutzmaßnahmen angefertigte Gipsformen von allen Reliefs erlaubten dann 1982 – 1984 diese Rekonstruktion.
Ich kann mich noch genau an diese besondere Einladung und die beeindruckende Führung von Karl-Heinz Priese durch die dann großzügig zugängliche Opferkammer erinnern, Details, die er dann in der Dokumentation „Die Opferkammer des Merib“ (Inv.-Nr. 1107, Ägyptisches Museum) das Alte Reich umfangreich wiedergab. (Heute: http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=757316&viewType=detailView )
Damit und durch sein eindrucksvolles universales Wissen antiker ägyptischer Kulturen hat er den Horizont des Sehens und Lernens im Interim des Ägyptischen Museums – dem Bode-Museum – über die Kriegsgeschichte des Neuen Museums hinaus, geöffnet. Das Ägyptische Museum war damals schon weltberühmt. Gut gestimmt waren seine Verbindungen zwischen Forschung Lehre an der Humboldt-Universität und den Museen. Mit einer tiefen Begeisterung für alles was er erforschte und dann mitzuteilen hatte, muss er in seinem Beruf und seinem Museum glücklich gewesen sein. Die Vereinigung der beiden Ägyptischen Museen in Ost- und West-Berlin nach den Jahrzehnten der Teilung brachte zwei Direktoren für diese große Aufgabe hervor. Dietrich Wildung, gleichfalls Direktor des Ägyptischen Museums, schreibt zum Tod von Karl-Heinz Priese: „Während seiner Tätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin als Assistent und Oberassistent (1958-1978) qualifizierte er sich zu einem der weltweit führenden Spezialisten des Meroitischen, der Sprache des Reiches von Meroe im Sudan. Künstlerisch hochbegabt, erstellte er bei den Sudan-Expeditionen der Humboldt-Universität zu Berlin in den 60er Jahren umfangreiche zeichnerische Dokumentationen der archäologischen Befunde und Funde von Musawwarat es Sufra, die bis heute eine Grundlage der Forschung zu dieser meroitischen Tempelstadt bilden. Seine Publikation „Das Gold von Meroe“ (1992) hat eine der Voraussetzungen für das langjährige Berliner Forschungsprojekt in Naga geschaffen.
Von 1988 bis 2000 war Prof. Dr. Karl-Heinz Priese Direktor des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Am 27. Januar 2017 ist er im Alter von 81 Jahren verstorben.“
An eine andere große Ägyptologin sei hier erinnert, die gleichfalls 2000 in den Ruhestand trat und langjährige Kollegin von Karl-Heinz Priese war: Prof. Dr. Erika Endesfelder. Sie verstarb am 28. Januar 2015, und war Professorin am Archäologischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, Archäologie und Kulturgeschichte Nordostafrikas. Ihr Grab befindet sich auf dem Städt. Friedhof IX in Französisch Buchholz.

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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