Kein Problem mit Schließungen
Noch gibt es genügend freie Plätze in Seniorenheimen

Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung sieht die Schließungen von vier Seniorenheimen in Mitte und Wedding nicht als Problem, da die betroffenen Bewohner „bislang Ersatzwohnplätze in anderen Wohnformen finden konnten und können“, weil die „bestehenden Einrichtungen im Durchschnitt nicht vollständig ausgelastet sind“.

Das geht aus der Antwort von Gesundheitsstaatssekretärin Barbara König (SPD) auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto hervor. Der wollte wissen, welche Folgen Abriss und Umnutzung von Seniorenheimen haben.

Wie berichtet, werden die Seniorenheime in der Invalidenstraße 120-121 sowie am Alexanderplatz in der Magazinstraße 6-7 geschlossen und zu Bürohäusern umgebaut. Auch das Wohnpflegezentrum am Jüdischen Krankenhaus in der Schulstraße 97 mit etwa 130 Bewohnern wird im kommenden Jahr dicht gemacht, weil der Bezirk das Grundstück für Wohnungen oder Schulneubau benötigt. Das Jüdische Krankenhaus hatte 2003 das ehemalige kommunale Altenheim vom Land Berlin übernommen. Die Krankenhaus-Stiftung wollte das Areal zwischen Schul-straße und Iranischer Straße kaufen, konnte sich aber nicht mit dem Bezirk einigen. Die Seniorenresidenz am Hackeschen Markt in der Rosenthaler Straße 43-45 ist bereits seit Sommer dicht. Die 255 Bewohner des Pflegekonzerns Pro Seniore wurden bis Ende Juni in anderen Heimen untergebracht Das erst 20 Jahre alte Gebäude wurde für Wohn- und Bürohäuser abgerissen.

Wie aus Königs Antwort hervorgeht, gab es im Mai 2018 in Berlin 33.192 Plätze in 289 vollstationären Pflegeeinrichtungen. Sie waren im Durchschnitt zu 89 Prozent ausgelastet. Das bedeutet, es gab in der Stadt 3652 freie Pflegeplätze. Der Senat geht jedoch von einem steigenden Bedarf an Seniorenheimen aus. Der Landespflegeplan prognostiziert für 2030 den Bedarf für stationäre Pflegeeinrichtungen auf zirka 42.500 Plätze. Von 2014 bis 2018 wurden 16 vollstationäre Einrichtungen mit 918 Plätzen geschlossen, wie die Gesundheitsstaatssekretärin mitteilt. Die vier Seniorenheime in Mitte und Wedding mit etwa 600 Menschen sind in dieser Statistik nicht enthalten. „Die Umnutzung oder der Abriss von Gebäuden, die vormals als vollstationäre Pflegeeinrichtung genutzt wurden, wird durch den Senat nicht erfasst“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage Ottos (Drucksache 18/16734).

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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