Jugend- und Schulstadtrat tritt wegen Sparpolitik zurück

Will keine Sparpolitik mehr verantworten. Stadtrat Ulrich Davids tritt zurück. | Foto: Dirk Jericho
  • Will keine Sparpolitik mehr verantworten. Stadtrat Ulrich Davids tritt zurück.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Mitte. Der SPD-Politiker Ulrich Davids, als Stadtrat verantwortlich für das Mammutressort Jugend, Schule, Sport und Facility Management, tritt zum Jahresende zurück.

Davids nennt seinen Entschluss eine "persönliche Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist, aber meiner Vorstellung von politischer Verantwortung entspricht." Er sehe angesichts des großen Spardrucks "keine hinreichende Möglichkeit mehr, meine Vorstellungen von Kinder-, Jugend- und Schulpolitik umzusetzen." Seinen Anspruch einer "Politik des Miteinanders" sieht Ulrich Davids im Bezirksamt nicht mehr erfüllt. Damit prangert der Stadtrat die Personalkürzungsvorgaben des rot-schwarzen Senats an. Mitte muss bis 2016 elf Prozent des Gesamtpersonals abbauen und 224 Stellen streichen.Ulrich Davids hat bis zu seiner Stadtratwahl 2011 als Sozialpädagoge an einer Kreuzberger Schule gearbeitet und war fünf Jahre BVV-Vorsteher. Sein riesiges Ressort gilt als schwierig. Vor allem der Schulbereich macht seit Jahren Millionendefizite, weil Mitte im Bezirksdurchschnitt zu viele Räume für zu wenig Schüler hat. Das allerdings Eltern zu erklären, die im Alt-Bezirk Mitte per Losverfahren auf einen Schulplatz hoffen, ist schwer. Auch jedwede Kürzungsversuche im Jugendbereich führen sofort zu massiven Protesten. Kritiker werfen Davids vor, sich nicht knallhart genug gegen die Sparvorgaben gewehrt zu haben. Der für Personal zuständige SPD-Bürgermeister Christian Hanke hatte auch in Davids Ressort massive Einsparungen gefordert. So wurden zum Beispiel alle Sportplatzwarte und etliche Stellen im Jugendamt gestrichen. Sieben der letzten zwölf kommunalen Jugendeinrichtungen wurden vor kurzem an Freie Träger übertragen; die Opposition nennt das privatisiert. "Die Zählgemeinschaft aus SPD und CDU hat besonders stark im Schul- und Jugendbereich gekürzt", sagt Linke-Fraktionschef Thilo Urchs.

"Davids ist mit dem Amt überfordert", sagt Ann-Christin Weber. Die Grüne ist stellvertretende Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses und hatte gegen die Übertragung der Jugendclubs gestimmt. Weber sagt auch, dass SPD-Bürgermeister Hanke seinen Parteikollegen "nicht ausreichend gestützt und immer mehr Stellenstreichungen im Jugendbereich eingefordert hat." SPD-Fraktionschef Hans-Günter Mahr wollte Davids Rücktritt nicht kommentieren.

Für Unverständnis sorgt auch die Entscheidung von Ulrich Davids, die leerstehende Schule in der Adalbertstraße erst vom Liegenschaftsfonds zurückzuholen und dann doch wieder abzugeben. Einen aktuellen Schulentwicklungsplan gibt es nicht. Zuletzt gab es Querelen beim Erika-Heß-Eisstadion in der Müllerstraße. Weil eine Technikerstelle nicht rechtzeitig besetzt wurde, konnte die Eishalle erst am 1. November, vier Wochen später als geplant, öffnen. Entgangene Eintrittsgelder, Kürzung der Senatszuweisungen, Regressforderungen der Imbissbetreiber und Schlittschuhverleiher - die Zwangsschließung wird dem Bezirk noch teuer zu stehen kommen.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 145× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 926× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 593× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.088× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.979× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.