Mit Stadtgänger Bernd S. Meyer am Schlesischen Tor

Kreuzberg. Ein bisschen anders ist der Hochbahnhof Schlesisches Tor schon. Seit er vor 111 Jahren fertig wurde, hebt sich seine rote Klinkerarchitektur deutlich von den anderen Bahnhöfen der ersten Hochbahnlinie ab. Er wirkt wie ein Schlösschen mit Bahnsteig im Obergeschoss.

Unten gab es von Anbeginn an eine große Halle und viel Platz für Läden und Gastronomie. Shoppen im Bahnhof galt schon damals als heißer Tipp. Und heute gibt es gegenüber sogar einen orientalischen Zuckerbäcker. Zuerst wurde hier eineinhalb Jahrhunderte lang wenig gehandelt, dafür viel kassiert, nämlich Wegezoll und die Akzise, eine Verbrauchssteuer auf Mehl und Fleisch. Schon 1734 hatte Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, bei seiner großen Stadterweiterung Berlins Zollmauer ab Hallesches Tor Richtung Osten quer über das Köpenicker Feld fast gerade durchziehen lassen. Die Spree-Durchfahrt sperrte der Oberbaum. An beiden Flussufern gab es Tore - rechts das Stralauer Tor und links, etwas entfernter, das Wendische Tor. Das hieß so wegen der Handelswege von Berlin über die Wendische Spree (Dahme) in das Lausitzer Wendenland zu den Sorben.

Nach den Schlesischen Kriegen, als die Straßen in die neu eroberte Provinz führten, wurde es umbenannt, später erneuert. Doch mit dem Abriss der Zollmauer 1867 verschwanden auch die Tore. Auf einem späteren Foto sieht man auf dem Platz vor Fabrikgebäuden und einem fünfgeschossigen Mietshaus noch ein schäbig wirkendes Torhaus, nun mit Bierkneipe.

Genau hier entstand dreißig Jahre später der Bahnhof. Die neue Hochbahn fuhr bald von Warschauer Brücke bis Hallesches Tor genau auf der Linie, die der Soldatenkönig als neue Stadtgrenze gezeichnet hatte.

Ab 1945 war der Bahnhof der letzte im amerikanischen Sektor, dann auch Grenzbahnhof und schließlich für über drei Jahrzehnte Endstation der Linie Eins. Als die Mauer noch stand, war hier eine der ruhigsten Ecken von Kreuzberg. Geblieben ist nach dem Mauerfall der 1987 entstandene Skulpturenweg "Menschenlandschaft", eines der ungewöhnlichsten Kunstprojekte Berlins, an dem sieben Künstler mitwirkten. Es ist begehbar bis zum May-Ayim-Ufer.

Die einstündige Führung mit Bernd S. Meyer, dem Mann mit der Leiter, beginnt am Sonnabend, 26. Januar, um 11 Uhr. Treffpunkt ist auf der Mittelpromenade der Bevernstraße Ecke Oberbaumstraße. Verkehrsverbindung: U 1 bis Schlesisches Tor.

Die Teilnahme ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Am Freitag, 25. Januar, 10 bis 12 Uhr anrufen unter 25 93 04 97 84 26.
/ BSM
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 135× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 921× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.977× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.