WBM beginnt mit der Sanierung des Hugenottenviertels

Die Wohnhäuser im Hugenottenviertel werden bis Jahresende denkmalgerecht saniert. | Foto: Dirk Jericho
  • Die Wohnhäuser im Hugenottenviertel werden bis Jahresende denkmalgerecht saniert.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Mitte. Vier Jahre später als geplant hat jetzt die Sanierung des völlig maroden Hugenottenviertels begonnen. Etliche Mieter hatten sich lange dagegen gewehrt.

Im Hugenottenviertel scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Häuser im grünen Hof sehen aus, als ob seit ihrem Bau 1924 niemand mehr etwas daran gemacht hat. Die Fassaden sind bis heute sichtbar stumme Zeugen der schweren Häuserkämpfe im Zweiten Weltkrieg. Auf den Dächern sieht man etliche Schornsteine und die 37 Drei-Zimmer-Wohnungen in den zwei Gebäuden Friedrichstraße 129 a-e und h haben Ofen- und Gasetagenheizungen oder Gas-Außenwandheizer. Jetzt lässt die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) die "pittoreske Skurillität", wie sie das geschichtsträchtige Hugenottenviertel in ihrer Sanierungsbroschüre nennt, vom Keller bis zum Dach denkmalgerecht sanieren und die Außenanlagen herrichten.

Es entstehen neun neue Dachgeschosswohnungen, die etwa zehn Euro kalt pro Quadratmeter kosten sollen. Die anderen Wohnungen steigen von durchschnittlich vier Euro pro Quadratmeter auf 5,75 Euro kalt. Durch modernste Heiztechnik, Dämmung und Holzisolierglasfenster reduzieren sich gleichzeitig die Kosten bei Heizung und Warmwasser um über 40 Prozent.

Etliche Mieter - die meisten wohnen schon seit Jahrzehnten hier - haben sich gegen die Modernisierung gewehrt. Durch Klagen wurde der Sanierungsstart drei Mal verschoben. Mediatoren haben im Auftrag des Gerichts vermittelt. Die WBM habe mit allen Mietern Einzelgespräche geführt, erklärt deren Sprecherin Steffi Pianka. Es gab etliche außergerichtliche Vergleiche und Vereinbarungen zur Miethöhe oder Entschädigung von privat finanzierten Einbauten in den rund 70 Quadratmeter großen Wohnungen. Wer will, kann während der stressigen Arbeiten auch in eine Gästewohnung ziehen. Wenige Mieter sind ganz ausgezogen. Diese Wohnungen wird die WBM nach der Komplettsanierung für 6,95 Euro anbieten.

Die Sanierung soll Ende dieses Jahres fertig sein. Die ursprünglich mit 3,4 Millionen Euro kalkulierten Kosten haben sich durch die Klagen um "mehr als 20 Prozent erhöht", sagte Steffi Pianka. Alle Pläne mussten wegen der Zeitverzögerung überarbeitet, die Ausschreibungen wiederholt werden.

Historisches Flüchtlinge aus Frankreich

Das Hugenottenviertel steht im Zusammenhang mit dem berühmten Edikt von Potsdam, das am 8. November 1685 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg erlassen wurde. Es ist eine Reaktion auf die schon Jahre währende blutige Verfolgung von Protestanten im katholisch dominierten Frankreich. Schon vor den Edikten von Fontainebleau und Potsdam waren Hugenotten nach Brandenburg und Berlin gekommen, um bereits 1672 die erste Französische Gemeinde in Berlin zu gründen. 1685 entwickelte sich eine Massenflucht. Über 20 000 Hugenotten kamen in ein vom Dreißigjährigen Krieg und der Pest entvölkertes Brandenburg-Preußen.

Die Hugenotten prägten ab 1686 das Leben auf dem Areal: beginnend mit dem Betrieb eines Hospitals, der Anlegung eines Friedhofs (1709) über die Gründung eines Waisenhauses (1718), einer Elementarschule (1748), der Errichtung eines Krankengebäudes (1805-1807), den Neubau des Waisenhauses (1844), der Gründung einer Pension für ältere Damen (1857) bis hin zur Errichtung des neuen Hospitalgebäudes (1877-1878). Erhalten ist nur noch der linke Flügel des neuen Hospitalgebäudes, im dem heute die Kita Pelikan untergebracht ist. Ab 1922 führt die finanzielle Schwächung der französischen Gemeinde zu Schließungen sozialer Einrichtungen. Im Zweiten Weltkrieg wurden etliche Gebäude zerstört. 1987 wird das Grundstück an den damaligen DDR-Staat verkauft. Die heutigen Wohnhäuser wurden 1924/25 nach Entwürfen von Architekt Paul Zimmerreimer gebaut.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 827× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 816× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 512× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.005× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.899× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.