Bärlinde bohrt mit einem halben Jahr Verspätung zweite Tunnelröhre
Die 74 Meter lange Bohrfabrik steht im Startschacht am Marx-Engels-Forum nun bereit für ihre zweite Mission. Jetzt wurde das neue Schneidrad mit Schälmessern und Steinbrecher installiert. Nach Ostern frisst sich der Tunnelbohrer S-788, wie der 2000 PS starke Bohr- und Verlegeroboter der schwäbischen Firma Herrenknecht korrekt heißt, zum zweiten Mal durch Mittes Untergrund bis zum Stationsbauwerk Brandenburger Tor.
Eigentlich sollte Bärlinde bereits im Oktober wieder losschniefen, um die zweite Röhre zu bauen. Doch wegen einer Havarie am Endpunkt der ersten Tunnelbohrung hatte sich der Zeitplan verzögert. Im August waren sechs Kubikmeter Erdreich vor dem Schneidrad eingebrochen. Gutachter ermitteln immer noch die Ursache. Wegen des laufenden Beweissicherungsverfahrens, bei dem es auch um mögliche Regressansprüche geht, konnte die BVG nicht wie geplant den Hauptantrieb hinter dem Schneidrad abbauen und für den zweiten Bohreinsatz zurück zum Marx-Engels-Forum bringen.
Bis auf das gigantische Schneidrad mit einem Durchmesser von 6,70 Metern sollten alle Teile des Riesenmaulwurfs wiederverwendet werden. Die BVG hatte sich schließlich entschieden, einen neuen Hauptantrieb bei der Firma Herrenknecht zu bestellen. Der ist aber keine Lagerware und musste speziell angefertigt werden.
Wie Heike Müller von der U5-Projektgesellschaft sagt, soll Bärlinde Ende des Jahres die zweite 1617 Meter lange Röhre unter Spree und Lindenboulevard gegraben und die Tunnelwände installiert haben. Auch wegen der Erdeinbruchshavarie haben sich die Gesamtkosten für das U5-Projekt von 433 Millionen auf 528 Millionen Euro verteuert. Die U5 wird jetzt frühestens Mitte 2020 von Hönow bis zum Hauptbahnhof durchfahren. Für den Lückenschluss zwischen Alex und Brandenburger Tor werden drei neue Bahnhöfe gebaut.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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