"Das Abschiednehmen liegt uns am Herzen"
Clevere Bestatterinnen erfinden Schneewittchen-Sarg
Abschied nehmen im Schneewittchen-Sarg? Zwei Berliner Bestatterinnen machen es möglich. Damit Angehörige ihren Liebsten ohne Angst vor Ansteckung noch einmal sehen können.
Er hat keine Tür, aber ein durchsichtiges Dach, ist luftdicht isoliert und riecht nach Kiefer. Michael Müller muss das Holz nur noch schleifen und lasieren. Dann ist er fertig, der Schneewittchen-Sarg. Asta Maria Krohn und Helena Giuffrida haben ihn erfunden und zusammen mit Michael Müller vom Bestattungsfahrdienst Müller in Malchow gebaut. Für Verstorbene, die an infektiösen Krankheiten litten, und für ihre Angehörigen, damit sie ohne Angst vor einer Ansteckung Abschied nehmen können.
Denn für die beiden Bestatterinnen ist der Beruf mehr als nur Särge zu verkaufen und in der Trauer zu begleiten. „Das Abschiednehmen liegt uns am Herzen“, sagt Asta Maria Krohn. „Darum machen wir uns ständig Gedanken darüber, was über die Hilfe im Sterbefall, angefangen bei der Begleitung Sterbender, der eigentlichen Bestattung und der Trauerbewältigung hinaus möglich ist.“ Gerade jetzt, wo doch viele ohne eine letzte Umarmung ihrer Liebsten in Krankenhäusern sterben oder Angehörige „zu spät“ für einen letzten Blick kommen.
Darum also das plexigläserne Schneewittchen-Modell. Corona macht kreativ. „Ich wundere mich, dass noch kein anderer darauf gekommen ist“, sagt Helena Guiffrida. Ihr kam der Einfall nämlich ganz spontan. Eine Frau hatte ihr erzählt, dass ihre Mutter gerade gestorben sei und sie sie vor der Beerdigung gern noch mal gesehen hätte. Mit dem Schneewittchen-Sarg ist das nun möglich. Wobei das Dach aus Plexiglas abnehmbar ist. Gereinigt und desinfiziert kann es so auf jeden Sarg geschraubt und luftdicht verschlossen werden. Für einen letzten Blick.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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