Jeder Tag ist eine Herausforderung
Das Unternehmen Mosaik-Services beschäftigt zu 40 Prozent Menschen mit Handicap

1995 eröffnete das Café Schwartzsche Villa in Steglitz.
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  • 1995 eröffnete das Café Schwartzsche Villa in Steglitz.
  • hochgeladen von Christian Sell

Heinrichs Schlossheuriger und das Charlottchen in Charlottenburg, das Café Schwartzsche Villa in Steglitz, das Café Jagdschloss Grunewald in Wilmersdorf und – nicht zu vergessen – Café, Casino, Kantine im Konzerthaus sind besondere gastronomische Einrichtungen. Ihre Besonderheit fällt zunächst wohl kaum auf.

Diese Cafés und Restaurants sind Chancengeber. Sie ermöglichen es behinderten Menschen, auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu tariflichen Bedingungen zu arbeiten. Arbeitgeber ist die Mosaik-Services Integrationsgesellschaft. Sie hat gerade ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert.

„Über Arbeit entsteht Lebensfreude. Arbeit ist der Dreh- und Angelpunkt der Integration in die Gesellschaft“, erklärt Frank Jeromin (59). „Sie gibt Selbstvertrauen und dem Tag eine Struktur.“ Jeromin ist heute Geschäftsführer des Mosaik-Unternehmensverbundes. Er hat die Mosaik-Services aufgebaut und erinnert sich noch heute an die ersten Beschäftigten: „Einige konnten so eine Wohnung anmieten, heiraten, eine Familie gründen.“

Menschliche und achtsame Atmosphäre

In der Gastronomie wie in den übrigen Bereichen des Unternehmensverbundes – Gebäudereinigung, Malerei und Bürodienstleistungen – herrscht eine außergewöhnliche, eine menschliche und achtsame Atmosphäre des Miteinanders. Menschen mit und ohne Handicap arbeiten im Team. Seit 1990 hat das Unternehmen 224 Arbeits- und 270 Ausbildungsplätze geschaffen. Jeder Tag ist spannend, jeder Tag eine Herausforderung.

„Dort, wo wir sind, sind wir akzeptiert“, sagt Frank Jeromin. In der Berliner Gastronomie ist Mosaik-Services inzwischen eine feste Größe. Trotzdem gibt es auch Rückschläge. Denn auch wenn die Qualität top ist, geht alles ein wenig langsamer voran. Ein Kellner mit Handicap schafft eben nur fünf statt zehn Tische. „In Wedding lief es nicht so gut. Wir haben wieder zugemacht. Die Behinderten wurden nicht angenommen“, erzählt Geschäftsführer Jeromin. „Man braucht schon ein bürgerliches Umfeld.“ Schließungen gehörten aber zur gesunden Entwicklung eines jeden Unternehmens, stellt Frank Jeromin nüchtern fest. Und auch für Inklusionsunternehmen würden die Regeln des Marktes gelten, was für die Mosaik-Services eine stete Gratwanderung zwischen ökonomischer Ausrichtung und professioneller Begleitung von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz bedeutet.

Elf Damen waren die "Gründungsväter"

Mosaik-Services ist Teil des Mosaik-Unternehmensverbundes mit 2300 Mitarbeitern, davon 1500 mit Handicap. Seinen Ursprung hat der Verbund in dem 1965 gegründeten Verein „Das Mosaik“. Er entstand auf Initiative von elf Damen des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs, dem heutigen German-American Club of Berlin. Dem Verbund gehören außerdem der Mosaik-Verein, Mosaik Berlin mit seinen Behindertenwerkstätten und der von Demeter zertifizierte Ökohof Kuhhorst an.

Der landwirtschaftliche Demonstrationsbetrieb liegt eine Autostunde von Berlin entfernt zwischen Nauen und Kremmen. Hier arbeiten und leben 90 Menschen mit Handicap und zehn Nichtbehinderte. Neben der Vieh- und Feldwirtschaft führen die „Kuhhorster“ einen Hofladen (Öffnungszeiten: Do/So, 11-18 Uhr, www.diekuhhorster-shop.de) und das Restaurant „Dorfkrug“ (Telefon 033922/ 60258, dorfkrug@mosaik-berlin.de).

Geschäftsführer Frank Jeromin wünscht sich, dass mehr Unternehmen Menschen mit Handicap einstellen. Der Anteil bei Mosaik liegt bei 40 Prozent. Damit ist Mosaik gemeinnützig. Die vorgeschriebenen fünf Prozent stünden leider nur auf dem Gesetzespapier, sagt Frank Jeromin. Viele Firmen zahlten lieber die Ausgleichsabgabe. Eine Trendwende gebe es jedoch, dem Fachkräftemangel sei Dank.

Mehr Informationen gibt es im Internet auf www.mosaik-berlin.de.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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