Milch und Klatsch frei Haus
Bolle-Festsäle: Einstige Meierei ist heute großer Veranstaltungsort

Der "Bimmelbolle" brachte nicht nur frische Milch, sondern auch den neuesten Klatsch. | Foto: Eva Gastronomie GmbH
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  • Der "Bimmelbolle" brachte nicht nur frische Milch, sondern auch den neuesten Klatsch.
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Selbst Berliner kennen diesen Ort kaum. Er ist bedeutend für die Industriegeschichte der Stadt. An der Straße Alt-Moabit befand sich einst die Schumann'sche Porzellan-Manufaktur. Auf deren Gelände an der Spree errichtete später der Vorzeige-Berliner Carl Julius Andreas Bolle aus dem brandenburgischen Milow seine Meierei.

Dank einer umsichtigen, denkmalgerechten Sanierung vor einigen Jahren kann man heute in den Bolle-Festsälen in die Historie eintauchen. „Wir wollen der Meierei ihre Geschichte wiedergeben, um an Carl Bolle und seine Produktionsstätte zu erinnern“, sagt Gunnar Gust, Geschäftsführer der Bolle Festsäle der Eva Gastronomie GmbH, einem Unternehmen des bayerischen Investors Ernst Freiberger.

Carl Bolle schuf auf dem Gelände, das er 1886 für eine Million Mark erworben hatte, Produktions- und Werkstätten, Unterkünfte für die Mehrzahl seiner Angestellten, soziale Einrichtungen, Stallungen, Fuhrparks und Gnadenhöfe.

Ernst Freiberger erwarb das Areal am Spreebogen 1994 und errichtete dort ein Bürogebäude. Von 1999 bis 2015 war es Sitz des Bundesinnenministeriums. Auf dem Gelände der ehemaligen Bolle-Meierei befinden sich heute Arztpraxen, Unternehmens- und Behördenverwaltungen, das Hotel Abion Spreebogen Waterside – und eben die Bolle-Festsäle, eine 3000 Quadratmeter große Veranstaltungsfläche mit zwei Festsälen, drei historischen Kontorräumen sowie einer Milchbar mit Dachterrasse.

Wegbereiter des Berliner Wirtschaftsbooms

720 Quadratmeter misst etwa die ehemalige Werkskapelle, die Carl Bolle 1890 zusammen mit dem Ballsaal der Meierei für seine 2000 Mitarbeiter erbauen ließ. Ab 1920 war der acht Meter hohe Saal „Weltkino“. Im Ballsaal sind der Originalfußboden und die ursprüngliche Saaldecke erhalten. Die Architektur beider Säle zeichnet sich durch unverputzte Backsteinwände, hohe Stahlstrebenfenster, gusseiserne Säulen und viel Detailverliebtheit aus.

„Bolle zählt zu den Wegbereitern des Berliner Wirtschaftsbooms“, weiß der Historiker Karl-Heinz Bannasch. „Seinen Beinamen Bimmelbolle verdankte der gelernte Maurermeister dem Umstand, dass hunderte seiner Pferdewagen mit Handklingel schwingenden Kutschern und Milchmädchen durch Berlins Straßen fuhren und frische Milch mit dem neusten Klatsch frei Haus lieferten“, erzählt Bannasch. Doch mit Carl Bolles Tod hatte auch seine C. Bolle Meierei ihre besten Tage hinter sich. Das marktbeherrschende Unternehmen wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seit 2000 ist die Campina GmbH Inhaberin der Marke.

Heute werden in den Bolle-Festsälen rauschende Feste gefeiert und wichtige Tagungen, Kongresse und Produktpräsentationen veranstaltet. Ministerien und große Dax-Unternehmen mieten die Säle. Es finden IT-Kongresse und Preisverleihungen statt wie zum Beispiel 2018 die Verleihung des Deutschen Zukunftspreises. Im vergangenen November wurde für Germany Next Topmodel gedreht. Und es gab ein Foto-shooting für Zalando.

Am 28. April von 13 bis 17 Uhr öffnen die Bolle-Festsäle, Alt-Moabit 98, ihre Türen für alle Interessierten; Voranmeldung unter info@bolle-meierei.com.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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