Die Tage des Hansa-Theaters scheinen besiegelt
Die Fensterscheiben des Theater-Foyers, in das zuletzt ein Trödelhändler eingezogen war, sind verklebt. Das ganze Vorderhaus scheint leergezogen. Die Bezirksverordneten Thorsten Reschke (CDU) und Sven Diedrich (Die Linke) vermuten, dass der neue Eigentümer abreißen und Luxuswohnungen bauen lassen will. Auch Moabit Online berichtete vom Abriss und von Luxus-Lofts. "Der große Saal soll unter anderem einer Tiefgarage weichen", war im Internetportal für den Stadtteil zu lesen. Reschke und Diedrich wollten daher in der letzten Sitzung des Stadtparlaments von Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) wissen, wie es um die geschichtsträchtige Moabiter Kultureinrichtung steht.
Für das Hansa-Theater sei eine "Nutzungsänderung" geplant, so die Antwort des Stadtrats. "Bisher gibt es nur Vorgespräche mit dem Stadtplanungsamt für den Umbau zu Studentenwohnungen." Ein Bauantrag des Eigentümers liege der Verwaltung noch nicht vor, ebenso wenig der für einen Abbruch. Dafür sei auch keine Genehmigung erforderlich, fügte Carsten Spallek hinzu. Der Abriss kann rasch erfolgen. Laut Gesetz muss der Eigentümer ihn lediglich vier Wochen vor Beginn der Arbeiten der Behörde mitteilen. Irgendwelche denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen sind dabei nicht zu berücksichtigen. "Das Hansa-Theater steht nicht unter Denkmalschutz", so der Stadtrat.
Somit geht eine fast 130-jährige Ära zu Ende. 1888 errichtete die Berliner Kronenbrauerei ein Saalgebäude mit 424 Sitzplätzen und 1364 Stehplätzen für gesellige und politische Veranstaltungen. Ein Jahr später wurde daraus das "Stadttheater Moabit". Hier trat die noch unbekannte Marlene Dietrich auf. Mit dem Aufkommen des neuen Unterhaltungsmediums Film baute man das Theater 1923 in ein Kino, den "Filmpalast Hansa" mit 800 Plätzen um. 1963 gründete der Theater- und Filmschauspieler Paul Esser (1913-1988) mit eigenen Mitteln das Hansa-Theater neu. Unter seiner Leitung traten Stars wie Brigitte Mira, Edith Hancke, Heinz Erhardt, Harald Juhnke, Anita Kupsch und Eddi Arent auf. Dann war diese Glanzzeit vorbei. Seit 1999 gings mit der Volksbühne den Bach hinunter. Umfirmiert in "Engelbrot und Spiele", war 2009 Schluss mit Theatervorstellungen. Wohl endgültig.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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