Potenzial zur Stammstrecke
Überlegungen des Fahrgastverbandes zum Projekt S21
Das bedeutendste Infrastrukturprojekt des öffentlichen Verkehrs in der Hauptstadt ist nach Ansicht des Berliner Fahrgastverbandes IGEB die S21. Wichtige Abschnitte führen durch Moabit und Tiergarten.
Die Verwirklichung des Vorhabens dieses zweiten Berliner Nord-Süd-Tunnels mit Umsteigemöglichkeit zum Hauptbahnhof lässt seit annähernd 30 Jahren auf sich warten. „Doch erst jetzt gibt es Weichenstellungen, die hoffen lassen, dass dieses Projekt tatsächlich realisiert wird“, sagen der IGEB-Vorsitzende Christfried Tschepe und sein Stellvertreter Jens Wieseke.
Was die Beiden hoffen lässt, ist einmal die Vereinbarung aus dem August vergangenen Jahres, die das Land Berlin und die Deutsche Bahn zur Finanzierung der Planung des dritten Bauabschnitts der S21 vom Potsdamer Platz bis zur Yorckstraße getroffen haben. Im Januar dieses Jahres hat dann der Bundestag die Trassierung des zweiten Bauabschnitts vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz genehmigt. Im Bau befindet sich bereits der erste Bauabschnitt Gesundbrunnen-Wedding-Hauptbahnhof. Seine Eröffnung ist für den Sommer 2021 geplant. Die Station am Hauptbahnhof ist vorerst noch ein Provisorium.
Ausbau zu einer S6
Für den Fahrgastverband hat diese S21 mehr Potential. Sie könnte zu einer dritten Stammstrecke, zu einer S6, ausgebaut werden. Dafür müssten jetzt die Weichen gestellt werden, sagen Tschepe und Wieseke.
Zunächst bleiben die IGEB-Vorstände planerisch ganz pragmatisch. „Von der Jungfernheide bis zum Westhafen kann die S6 die vorhandenen Gleise und Bahnhöfe der Ringbahn nutzen.“ Der Bau der Strecke bis zum Hauptbahnof sollte in das gerade beschlossene Projekt „Wiederaufbau der Siemensbahn“ integriert werden.
Mit Blick auf den in Bau befindlichen ersten Abschnitt der S21 müsse mit der geplanten Anbindung vom Westhafen zum Hauptbahnhof mitsamt dem Bau eines S-Bahnhofs Perleberger Brücke sofort begonnen werden, so die IGEB. Auch sollte der dritte Bauabschnitt (Potsdamer Platz–Gleisdreieck–Yorckstraße) vor dem zweiten (Hauptbahnhof-Potsdamer Platz) angegangen werden. So würden S-Bahnzüge auch während der baubedingten Unterbrechung des Nord-Süd-S-Bahnverkehrs den U-Bahnhof Gleisdreieck erreichen.
Kritik üben Christfried Tschepe und Jens Wieseke am Fehlen von Kehrgleisen zwischen Beusselstraße und Westhafen sowie nördlich des Hauptbahnhofs in den S21-Planungen. Die IGEB-Chefs fragen sich, wo sonst die notwendigen Abstell- und Instandhaltungsanlagen bleiben.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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