Heimathafen bittet um Mithilfe für Theaterproduktion

Julia von Schacky, Nicole Oder und Stefanie Aehnelt suchen Zeitzeugen, Rechercheure und Theaterfreunde. | Foto: SB
  • Julia von Schacky, Nicole Oder und Stefanie Aehnelt suchen Zeitzeugen, Rechercheure und Theaterfreunde.
  • Foto: SB
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Gemeinsam mit Neuköllnern will das Team des Heimathafens im Herbst dieses Jahres eine große Theaterproduktion über Verfolgte im Nationalsozialismus in Neukölln auf die Bühne bringen. Gesucht werden dafür am Thema interessierte Menschen jeden Alters, Zeitzeugen und Mitwirkende.

Über Simon Luft ist wenig bekannt. Der jüdische Schuhmacher, der zuletzt als Zwangsarbeiter bei der Firma Kunz und Co. in Friedrichsfelde gearbeitet hat, lebte mit seiner Ehefrau Fina und seinen beiden Kindern Felicitas und Wolfgang zur Untermiete in der Berliner Straße 11, der heutigen Karl-Marx-Straße. Er wurde am 14. November 1941 nach Minsk deportiert. Über die Umstände seines Todes weiß niemand Bescheid.

Nur ein winziges Detail lässt sich anhand einer Akte der Oberfinanzdirektion nachvollziehen, die das Eigentum aller Deportierten fein säuberlich dokumentierte: Die Möbel von Simon Luft wurden am 5. Februar 1942 im Saalbau eingelagert. "Was danach damit geschah, wissen wir nicht. Aber wir möchten die Spur der Möbel dieses Mannes und weiterer Deportierter zurückverfolgen", sagt Stefanie Aehnelt.

Zusammen mit Julia von Schacky und Nicole Oder hat die Geschäftsführerin des Heimathafens die künstlerische Leitung für das neue Projekt übernommen. Das Team will vor allem den Fragen nachgehen, wessen Möbel im Saalbau gelagert wurden, wo sie geblieben sind und welche Geschichten dahinterstecken. Gemeinsam mit interessierten Neuköllnerinnen und Neuköllnern soll in einem Workshop zunächst einmal ausgiebig recherchiert werden.

Suche nach Vormietern

So wäre es beispielsweise denkbar, der Frage nachgehen, wer während der Nazizeit in der eigenen Wohnung gelebt oder im Laden an der Ecke gearbeitet hat. Auch Nachfahren von Vormietern könnten ausfindig gemacht und befragt werden.

"Ebenfalls interessant wäre es, Zeitzeugen zu finden, die uns erzählen können, was mit dem Saalbau und den dort gelagerten Möbelstücken geschehen ist", meint Nicole Oder. Wer noch Möbelstücke aus jener Zeit besitzt, ist ebenfalls aufgerufen, sich beim Heimathafen zu melden und so zur Erarbeitung des Stückes beizutragen, das im September aufgeführt werden soll. "Es wird aber keine Geschichtsstunde. Uns interessiert vielmehr, wie sich die heutigen Neuköllner mit dieser Ära auseinandersetzen", betont Julia von Schacky.

Für das Stück werden noch Mitwirkende von 16 bis 116 Jahren gesucht. Wer beim Recherchieren oder beim Theater mitmachen möchte, sollte zum nächsten Treffen am 13. Januar um 18 Uhr ins Studio des Heimathafens Neukölln, Karl-Marx-Straße 141, kommen. Weitere Info: 56 82 13 34 oder theater@heimathafen-neukoelln.de.
Sylvia Baumeister / SB
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 238× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.000× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.