Heimathafen bittet um Mithilfe für Theaterproduktion
Über Simon Luft ist wenig bekannt. Der jüdische Schuhmacher, der zuletzt als Zwangsarbeiter bei der Firma Kunz und Co. in Friedrichsfelde gearbeitet hat, lebte mit seiner Ehefrau Fina und seinen beiden Kindern Felicitas und Wolfgang zur Untermiete in der Berliner Straße 11, der heutigen Karl-Marx-Straße. Er wurde am 14. November 1941 nach Minsk deportiert. Über die Umstände seines Todes weiß niemand Bescheid.
Nur ein winziges Detail lässt sich anhand einer Akte der Oberfinanzdirektion nachvollziehen, die das Eigentum aller Deportierten fein säuberlich dokumentierte: Die Möbel von Simon Luft wurden am 5. Februar 1942 im Saalbau eingelagert. "Was danach damit geschah, wissen wir nicht. Aber wir möchten die Spur der Möbel dieses Mannes und weiterer Deportierter zurückverfolgen", sagt Stefanie Aehnelt.
Zusammen mit Julia von Schacky und Nicole Oder hat die Geschäftsführerin des Heimathafens die künstlerische Leitung für das neue Projekt übernommen. Das Team will vor allem den Fragen nachgehen, wessen Möbel im Saalbau gelagert wurden, wo sie geblieben sind und welche Geschichten dahinterstecken. Gemeinsam mit interessierten Neuköllnerinnen und Neuköllnern soll in einem Workshop zunächst einmal ausgiebig recherchiert werden.
Suche nach Vormietern
So wäre es beispielsweise denkbar, der Frage nachgehen, wer während der Nazizeit in der eigenen Wohnung gelebt oder im Laden an der Ecke gearbeitet hat. Auch Nachfahren von Vormietern könnten ausfindig gemacht und befragt werden.
"Ebenfalls interessant wäre es, Zeitzeugen zu finden, die uns erzählen können, was mit dem Saalbau und den dort gelagerten Möbelstücken geschehen ist", meint Nicole Oder. Wer noch Möbelstücke aus jener Zeit besitzt, ist ebenfalls aufgerufen, sich beim Heimathafen zu melden und so zur Erarbeitung des Stückes beizutragen, das im September aufgeführt werden soll. "Es wird aber keine Geschichtsstunde. Uns interessiert vielmehr, wie sich die heutigen Neuköllner mit dieser Ära auseinandersetzen", betont Julia von Schacky.
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.