Zitterpartie um die Spreefähre geht weiter
Senat räumt dem Weiterbetrieb der F 11 nur wenig Chancen ein
Ob es die Fährlinie F 11 zwischen Wilhelmstrand und Baumschulenstraße im kommenden Jahr noch geben wird, ist unsicher. In der Antwort auf eine Abgeordnetenhausanfrage von Lars Düsterhöft (SPD) räumt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlins ältester noch genutzter Fährlinie keine Priorität ein.
„Die Fahrgastzahlen der Fähre sind als gering zu beurteilen und liegen lediglich auf dem Niveau einer sehr schwach ausgelasteten Buslinie“, teilt Staatssekretär Stefan Tidow in seiner Antwort mit.
Hintergrund des Streits um die Fähre ist die kurz vor Weihnachten 2017 eröffnete nahe Spreebrücke. Bereits bei der Ausschreibung des Berliner Fährverkehrs ab 2014 war die Fährlinie F 11 vom Land Berlin ausdrücklich nur bis zur Eröffnung der damals bereits im Bau befindlichen Minna-Todenhagen-Brücke bestellt worden. Nach Protesten gegen die drohende Schließung 2017 hatte die Senatsverkehrsverwaltung angeordnet, die Linie auch für 2018 zu bestellen und Fahrgastzählungen durchführen lassen. Diese Zahlen finden sich in der Antwort auf die Abgeordnetenanfrage allerdings nicht. Dafür teilt der Staatssekretär mit, dass die Fahrgastzahlen im April und Mai 2018 über den Zahlen des Vorjahres vor Eröffnung der Brücke lagen.
Dafür kann die Bürgerplattform Berlin-Südost, die sich für den Weiterbetrieb der Fähre einsetzt, mit genaueren Zahlen dienen. So haben im ersten Quartal dieses Jahres 13 000 Fahrgäste die F 11 benutzt, außerdem wurden 2000 Fahrräder befördert. Im Frühling stiegen nach Angaben der Bürgerplattform die Nutzerzahlen an, für das erste Halbjahr haben die Fährleute der Weißen Flotte Stralsund, die das umweltfreundliche Solarschiff seit 2014 betreibt, 44 000 Fahrgäste und 15 700 Fahrräder gezählt. „Die Zahlen sind deutlich höher, als in der Antwort des Senats angedeutet“, stellt Bernhard Muschick vom Aktionsteam F 11 der Bürgerplattform klar.
Im Rahmen der Anfrage stellt der Senat dann noch den Kostenfaktor auf. So koste die Fähre pro Jahr 260 000 Euro, während die über die Spreebrücke verkehrende Buslinie mit rund 212 000 Euro zu Buche schlägt. „Bei niedrigeren Kosten ist die verkehrliche Wirkung der Buslinie gegenüber der örtlich sehr begrenzten Erschließungswirkung der Fährverbindung deutlich größer“, schreibt Staatssekretär Tidow dem SPD-Abgeordneten Düsterhöft.
Der Politiker und die Aktivisten der Bürgerplattform wollen sich mit der Antwort und dem drohenden Aus für die Fähre nicht zufriedengeben. Derzeit werden weitere Mitstreiter buchstäblich mit ins Boot geholt, außerdem soll in den nächsten Tagen der 50 000. Fahrgast des Jahres begrüßt werden.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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