Erinnerung an ein herausragendes Kirchenereignis

In der Pankower Pfarrkirche wird an ein Ereignis erinnert, das hier vor 80 Jahren für viel Furore sorgte. | Foto: BW
  • In der Pankower Pfarrkirche wird an ein Ereignis erinnert, das hier vor 80 Jahren für viel Furore sorgte.
  • Foto: BW
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Pankow. An ein Ereignis, das vor 80 Jahren die Pankower bewegte, wird am 5. Dezember ab 19 Uhr in der Alten Pfarrkirche auf dem Pankower Dorfanger erinnert. Es geht um den Kirchenkampf zwischen den "Deutschen Christen" und "Bekennender Kirche" in der Pankower Gemeinde, der vor 80 Jahren seinen Höhepunkt erreichte.

Gerhard Hochhuth wird einen Abriss der Ereignisse präsentieren. Berlins Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein spricht über Thema "Das schwere Erbe der Kirche - wie gehen wir heute damit um?". Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Bernhard Forck und Monta Wermann (Violinen) sowie Rudite Livmane-Lindenbeck (Klavier).

In der Evangelischen Kirchengemeinde Pankow erreichten die "Deutschen Christen" bei den Wahlen zum Gemeindekirchenrat im September 1933 eine Zweidrittelmehrheit. Einer ihrer führenden Vertreter war Studienassessor Dr. Reinhold Krause. Er war seit März 1932 Mitglied der NSDAP und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Glaubensbewegung "Deutsche Christen". In deren Hierarchie stieg er schnell zum Gauobmann von Groß-Berlin auf, berichtet Gerhard Hochhuth.

In dieser Eigenschaft hielt er am 13. November1933 bei der General-Mitgliederversammlung im Sportpalast vor 20 000 Anhängern das Hauptreferat. Darin forderte er unter anderem die "Vollendung der deutschen Reformation im Dritten Reich", "Befreiung von allem Undeutschen in Gottesdienst und Bekenntnis", "Befreiung vom Alten Testament" und "keine Menschen judenblütiger Art in der Kirche". Die Rede wurde zwar von den Zuhörern "mit stürmischem Beifall" aufgenommen, sie löste jedoch eine solche Welle des Protestes aus, dass sich die Spitzen der Glaubensbewegung und der Reichskirche genötigt sahen, auf Distanz zu gehen. Krause wurde aller seiner Funktionen und Ämter enthoben.

Diese Ereignisse wirkten sich natürlich auch auf die Kirchengemeinde in Pankow aus. Zwar hielt die Mehrheit im Gemeindekirchenrat zu Krause, als es darum ging, ihn "wegen grober Pflichtverletzung" aus dem Amt eines Kirchenältesten zu entlassen. Aber fünf Pankower Pfarrer entschlossen sich zu einem mutigen Schritt. Am 5. Dezember 1933 luden sie zu einer Kundgebung ins damalige Konzerthaus Linder in der Breite Straße 34 ein. Unter dem Motto "Das Wort, sie sollen lassen stahn" hielt jeder von ihnen einen Vortrag, in dem er sich mit den Äußerungen Krauses auseinandersetzte. Der Andrang im Saal war so groß, dass die Türen schon eine halbe Stunde vor Beginn geschlossen werden mussten. Die nachströmenden Besucher musste in die nahe gelegene Kirche geleitet werden. Dort hielten die Pankower Pfarrer ihre Vorträge dann noch einmal. Wegen der riesigen Nachfrage wurden die Vorträge "im Selbstverlag der 5 Verfasser" in mehreren Auflagen gedruckt - und waren stets sofort vergriffen.

Genau 80 Jahre danach, am 5. Dezember, soll in der Alten Pfarrkirche an diese größte religiöse Kundgebung im Berliner Norden erinnert werden. Dazu ist jeder willkommen.

Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 252× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 662× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.151× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.