Ideen für den Inklusionssportpark
Architektenkammer kritisiert möglichen Neubau des Cantian-Stadions

Sanierung oder Abriss und Neubau? Die Entscheidung über das Große Stadion steht noch aus. | Foto:  Ulrike Kiefert
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Für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll jetzt der Realisierungswettbewerb ausgelobt werden. Das gab die Senatsverwaltung bekannt. Kritik kommt von der Architektenkammer Berlin.

Der Jahn-Sportpark an der Cantianstraße soll zum ersten Inklusionssportpark Berlins werden. Die Nachricht ist nicht neu. Nun aber hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen angekündigt, den Realisierungswettbewerb ausloben zu wollen.

Die Berliner Architektenkammer „begrüßt das geplante offene Wettbewerbsverfahren für das 16 Hektar große, traditionsreiche Sportareal“. Attraktive und zeitgemäße Sportanlagen seien eine wichtige Voraussetzung für den Breitensport und für die Attraktivität des Sportstandortes Berlin. Allerdings sei immer noch nicht geklärt, ob das Stadion umgebaut oder abgerissen und neu gebaut werden soll. „Hauptargument für einen Stadionneubau an dieser Stelle war bisher die Behauptung, die bestehende Anlage lasse sich nicht barrierefrei und inklusiv umbauen“, so die Architektenkammer. Das im Sommer 2021 durchgeführte Werkstattverfahren für das Areal habe jedoch den Nachweis erbracht, dass ein entsprechender Umbau des bestehenden Cantian-Stadions sehr wohl möglich sei. „Es ist politisch wenig glaubwürdig, dass sich Berlin einerseits zur Zero Waste City erklärt und die Klimanotlage anerkennt, andererseits ein erneuerungsfähiges Stadion abreißt, um an derselben Stelle einen Neubau gleicher Kapazität zu errichten. Dies widerspricht jedem verantwortungsvollen Umgang mit 'grauer Energie'“, sagt Architektenkammer-Präsidentin Theresa Keilhacker. Wo Umbau möglich sei, erübrigten sich Neubau-Überlegungen.

Die Architektenkammer fordert den Senat daher auf, die Umbauvariante zur Grundlage der weiteren Planungen zu machen. „Das Werkstattverfahren hat klar gezeigt, wie wichtig eine zusammenhängende Planung des Stadions und des offenen Sportparks mit informellen Sportangeboten an diesem besonderen, dicht bebauten Innenstadtstandort ist.“ Das jetzige Areal habe aufgrund seines umfangreichen Baumbestands und des hohen Anteils an unversiegelten Flächen auch eine hohe Bedeutung für den Artenschutz und als Entlastungsfläche, um Hitzebelastungen zu mindern. Das sollte in den nächsten Verfahrensschritten berücksichtigt werden.

Ob das Jahn-Stadion saniert oder abgerissen werden soll, darüber wird schon seit Jahren diskutiert. Die einen wollen das 1951 gebaute und später komplett sanierte Gebäude erhalten und modernisieren. Andere plädieren für den Abriss und den Bau eines neuen barrierefreien Stadions. Letzteres hatte der Senat unter Sportsenator Andreas Geisel (SPD) ursprünglich auch vor, änderte wegen der lautstarken Proteste gegen den Abriss dann aber seine Meinung und beauftragte drei Planungsbüros damit, verschiedene Varianten zu entwickeln, was auf dem Gelände überhaupt möglich ist .

Sowohl die Sanierung als auch der Abriss und Neubau eines Stadions an gleicher Stelle sind weiterhin im Gespräch. Zuletzt war die finale Entscheidung darüber kurz vor der Berlin-Wahl im September verschoben worden. Jetzt wird sie wohl erst Ende 2022 fallen. Bis wann das Sportpark-Gelände zu einem barrierefreien und inklusiven Sportangebot umgebaut und erweitert werden soll – wie es auch die meisten Pankower Bezirksverordneten wollen –, steht ebenfalls noch nicht fest. Mittlerweile ist zu hören, dass dieser dritte Bauabschnitt „aufgrund neuer Prioritäten“ gar ins Jahr 2026 verschoben ist.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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