Ende und Anfang: Deutsch-Französisches Volksfest ist Festsommer

Antje Friedrich alias Lady Marian legt an - auf Luftballons. | Foto: Christian Schindler
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Reinickendorf. Der 55. Berliner Volksfestsommer läuft auf Hochtouren, und nimmt für sich in Anspruch, das Deutsch-Französische Volksfest auf eigene Art fortzusetzen.

Immerhin, Baguettes gibt es noch. Die alltägliche Speise Frankreichs hat den Zentralen Festplatz Berlins nicht verlassen. Doch sonst gibt es wenig Spuren vom Leben jenseits des Rheins. Beim Presserundgang bekommt die PR-Managerin Antje Friedrich von Top Ten Berlin einen neuen Namen. Die Kollegen taufen sie Lady Marian, weil sie als erste den Mut hat, einen neuen Stand zu testen: Bogenschießen.

Die Kunst, die der legendäre und wohl nie reale Engländer Robin Hood und Verehrer Lady Marians zum Ausrauben reicher Menschen zur Perfektion getrieben haben soll, wurde zu ihren historischen Zeiten zwar auch in Frankreich ausgeübt, doch dort gilt sie nicht als nationales Symbol. Der nächte Stopp gilt der großen Achterbahn. Dort nennen sich die Karren Cadillacs, und an der höchsten Kurve greift ein gewisser Elvis in die Saiten seiner Gitarre. Spätestens hier würde sich ein traditioneller Franzose nach dem Akkordeon sehnen.

Regengüsse zum Start

Die Berliner Schausteller haben, so ihr zweiter Vorsitzender Peter Müller, das Deutsch-Französische Volksfest weiter entwickelt. Mit dem Ergebnis, dass Frankreich am Kurt-Schumacher-Damm so gut wie nicht mehr existiert, die Besucher aber trotzdem kommen werden. Am ersten Tag, dem 16. Juni, wechseln sich beim Presserundgang am Nachmittag heftige Regengüsse mit freundlichem Sonnenschein ab. Schausteller und Journalisten blieben nicht unter sich. Da ist die Berliner Oma, die ihren Enkel erst zum Kinderkarussell führt und dann tatsächlich ein Baguette spendiert. Und es gibt sogar Touristen aus Übersee, die alles „wonderful“ finden.

In Sachen Rummel haben die Schausteller wahrscheinlich die beste Mischung gefunden. Allein an Achterbahnen gibt es drei. Da ist die ganz große, die mit den Cadillacs und für Leute ohne Kreislaufprobleme und Herzschrittmacher, dann die familienfreundliche, die als Tour durch ein amerikanisches Bergwerk daherkommt. Und schließlich ist da noch Poseidon, der griechische Gott des Meeres, dessen Krieger Bahn und Bahnfahrer bewachen, während letztere in stilisierten Baumstämmen durchs kühle Nass die Wellen brechen.

Dass der Rummel im Namen nichts mehr mit Frankreich zu tun hat, hat mit dem Generationenwechsel in Berlin zu tun. Die Menschen, die gezielt einen Abend mit französischem Wein und im Idealfall sogar französisch parlierenden Menschen erleben wollten, werden immer weniger. Und wer neu nach Berlin kommt, hat wenig Bezug zu der Zeit, als Reinickendorf und Wedding zum französischen Sektor West-Berlins gehörten. Mit dem Berliner Volksfestsommer, so die nicht unberechtigte Hoffnung der Veranstalter, lässt sich mehr Interesse erwecken.

Der 55. Berliner Volksfestsommer ist bis zum 16. Juli bei freiem Eintritt montags, dienstags und donnerstags von 15 bis 22 Uhr geöffnet, mittwochs von 15 bis 23 Uhr, freitags von 15 bis 24 Uhr, sonnabends von 14 bis 24 Uhr und sonntags von 13 bis 22 Uhr. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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