Wenn das Fliegen endet
Modernes Niedrigtemperaturnetz für neues Stadtquartier
Nach der Stilllegung des Flughafens Tegel soll das dort entstehende neue Stadtquartier mit einem Niedrigtemperaturnetz versorgt werden, das von den Berliner Stadtwerken und dem Energiekonzern E.ON betrieben wird.
Die Bietergemeinschaft von Berliner Stadtwerken und E.ON ging als Sieger aus einer europaweiten Konzessionsausschreibung für den Forschungs- und Industriepark hervor, der auf dem Areal des heutigen Flughafens entstehen soll. Auch das geplante Schumacher-Quartier mit mehr als 5000 Wohnungen soll in das Energiekonzept mit einbezogen werden.
Das Areal des Flughafens Tegel gilt für die Zeit nach dem Ende des Flugbetriebs als eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Im heutigen Terminal soll die Beuth-Hochschule untergebracht werden. Von deren Forschung wiederum soll eine ebenfalls anzusiedelnde Industrie profitieren, die unter anderem Produkte für Elektromobilität herstellt.
"Ein Leuchtturm der Energiewende"
Vorbildlich für zukunftsweisende Technologien soll dann auch das Niedrigtemperaturnetz sein, dass die Berliner Stadtwerke und E.ON errichten werden. Laut Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserwerke, deren Tochterunternehmen die Berliner Stadtwerke sind, ist das geplante Energienetz ein Leuchtturm für die Berliner Energiewende. Bis ins Jahr 2050 soll die deutsche Hauptstadt eine klimaneutrale Metropole sein.
Das von der Bietergemeinschaft vorgeschlagene, von Technikern „LowEx-Netz“ genannte, System wird mit Temperaturen bis 40 Grad Celsius betrieben. Damit liegt die Betriebstemperatur unter der von klassischen Fernwärmenetzen. Ziel dieser Änderung ist die Reduzierung von Wärmeverlusten.
Netz soll Produktionsabwärme aufnehmen
Das neue System setzt zudem auf Wärmepumpen bei den Verbrauchern, die höhere Temperaturen, aber auch Kühlenergie erzeugen. Das Netz kann zudem überschüssige oder selbst erzeugte Energie, zum Beispiel Produktionsabwärme aus Gewerbe und Industrie, aber auch aus erneuerbaren Quellen aufnehmen. Mit einem Mix aus Blockheizkraftwerken, Solaranlagen, Geothermie und Abwasserwärme ist das neue Netz auch ein Energie-Tauschplatz.
Bei aller zukunftsweisenden Planung für die „Urban Tech Republic“, so der Markenname für das zukünftige neue Stadtviertel ist noch zu bedenken, dass sie nur dann kommt, wenn der Flughafen wirklich schließt. Und der läuft zur Zeit auf Hochtouren, auch zu Zeiten, in denen Anwohner eigentlich Recht auf Ruhe haben. So hat die SPD-Abgeordnete Bettina König gerade vom Senat erfahren, dass es allein im Oktober 1217 Starts und Landungen in der Zeit nach 23 Uhr und vor sechs Uhr morgens gab. Sie verlangt von der Berliner Flughafengesellschaft, dafür zu sorgen, dass solche Nachtflüge „absolute Ausnahmen“ werden, notfalls auch durch deutlich erhöhte Gebühren.
Die Flughafengesellschaft selbst stellt ein erhebliches Passagierwachstum in Tegel fest. Allein im Oktober zählte sie 2,3 Millionen Passagiere, und damit mehr als 550.000 mehr als im Vorjahresmonat.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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