Ausstellungstafeln und Gedenkplatte wurden beschädigt
Einiges zu tun für Polizei und Staatsschutz: Ende Februar ist die Gedenktafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus beschmiert worden. Die Ermordeten wurden dabei mit üblen Schimpfwörtern bedacht und - verkehrte Welt - selbst als Nationalsoziallisten beschimpft.
Der Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) hat daraufhin Anzeige erstattet wegen der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und Sachbeschädigung. Bezirksamt und BVG seien umgehend über die Schäden informiert worden. Ein Großteil der Schmierereien war kurz danach beseitigt.
Zur gleichen Zeit haben Mitarbeiter des Bezirksamts im Rathaus Schöneberg festgestellt, dass fünf der insgesamt 20 Tafeln zur Ausstellung "In öder Wüste tönt meine Stimme" über Karl-Heinrich Ulrichs verschwunden waren. Erst im Dezember war der Schöneberger Teil der Einemstraße nach dem Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung im 19. Jahrhundert benannt worden. Noch am gleichen Nachmittag entdeckten Bezirksamtsmitarbeiter die Tafeln in einer nahe gelegenen Mülltonne.
Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) sagte, sie sei entsetzt über die Übergriffe. "Offensichtlich stellt schon das bloße Sichtbarmachen schwul-lesbischer Geschichte eine Provokation dar. Als Bezirksbürgermeisterin spornt mich dieser Vorfall an, die Zusammenarbeit mit den Projekten, die diese Geschichte sichtbar machen, fortzusetzen und zu intensivieren."
Jetzt erst recht
Ein Kommentar von Ralf Liptau
Die Angriffe auf die Ausstellung über Karl-Heinrich Ulrichs im Rathaus Schöneberg und die Gedenktafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz sind zu einem interessanten Zeitpunkt ausgeführt worden. Schließlich war das Thema Homosexualität in den vergangenen Wochen nicht zuletzt wegen der Olympischen Winterspiele in Sotschi ganz aktuell. Vor dem Rathaus Schöneberg wehten deswegen Regenbogenflaggen gemeinsam mit der Olympiafahne. Und der U-Bahnhof Nollendorfplatz leuchtet seit Ende vergangenen Jahres allabendlich in Regenbogenfarben. Bezirksamt und BVG loten gerade gemeinsam aus, ob dieses eigentlich nur temporär gedachte Lichtkunstwerk als Zeichen für Toleranz und Vielfalt dauerhaft erhalten bleiben könnte. Nach den jüngsten Aktionen am Fuße des Bahnhofsgebäudes sollte gelten: Jetzt erst recht.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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