Schöneberg. Vor wenigen Wochen ist das 60er-Jahre-Wohnhaus am Barbarossaplatz abgerissen worden. Der Bezirksverordnete Harald Gindra und Bewohner aus der Nachbarschaft wollten nun wissen, wo das Asbest geblieben ist. Der zuständige Stadtrat beschwichtigte.
Schon im Februar stellte Gindra (Die Linke) in der Bezirksverordnetenversammlung eine entsprechende mündliche Anfrage an Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) gerichtet. Die Belastung des Hauses mit dem Gefahrenstoff war immer wieder als Argument für einen Neubau angeführt worden. Vor allem in benachbarten Kitas und der Grundschule sei man deshalb während der Abrissarbeiten verunsichert gewesen. Stadtrat Krüger beschwichtigte: Zunächst einmal sei für die Kontrolle der Abbrucharbeiten in solchen Fällen ohnehin das Landesamt für Gesundheit und Technische Sicherheit zuständig. Fachingenieure und Fachfirmen hätten dort ein Abrisskonzept vorgelegt, zudem seien die Abbrucharbeiten ebenfalls durch einen Fachmann überwacht worden. Der - offenbar nicht besorgniserregende - Prüfbericht liege der Bauaufsicht vor. Krüger sagte allerdings auch, dass es außer dem Bespritzen mit Wasser keine konkreten Vorkehrungen gegen die Staubentwicklung während der Abrissarbeiten gegeben habe. Und: "Eine Messung wurde nicht durchgeführt."
Laut Landesamt habe das allerdings auch seine Richtigkeit. Wie dessen Mitarbeiter Robert Rath erklärt, müssten asbesthaltige Gebäudeteile ohnehin abgenommen werden, bevor der Abriss eines Gebäudes beginnt. An der Barbarossastraße ging es größtenteils um Bauteile an der Außenfassade, vor allem die Balkonbrüstungen. "Wenn die am Stück abtransportiert wurden, wurden auch keine Asbestfasern freigesetzt", sagt Rath. In Fällen, in denen der Baustoff sich nicht so leicht im Voraus entfernen lässt, müsse eine Schleuse eingerichtet und die Arbeiter besonders gesichert werden. Das hat es am Barbarossaplatz nicht gegeben.
Harald Gindra ist mit den Antworten nicht zufrieden. Um in Zukunft Verunsicherung zu verhindern, fordert er nun, dass die betroffene Nachbarschaft vor entsprechenden Arbeiten auf eine mögliche Gefährdung hingewiesen wird. Zudem müsse das "Gefährdungspotenzial" transparent gemacht werden. Die Lage aller asbestbelasteten Bauteile im Gebäude soll demnach dokumentiert und öffentlich einsehbar gemacht werden.
Wie bereits berichtet, möchte die Hochtief Solutions AG auf dem Baugrund am Barbarossaplatz ein Haus im gehobenen Standard mit insgesamt 86 Wohnungen bauen.
Ralf Liptau / flip
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