Vor zehn Jahren starb Volksblatt-Verlegerin Ingrid Below-Lezinsky

Ingrid Below-Lezinsky mit dem damaligen Volksblatt-Chefredakteur Hans Höppner (l.) auf einer Kreuzfahrt. | Foto: Archiv Lezinsky
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Vor zehn Jahren verstarb am 13. März 2005 völlig überraschend die langjährige Verlegerin des Spandauer Volksblatts, Ingrid Below-Lezinsky. Die lokale Wochenzeitung der Zitadellenstadt steht noch heute in der von ihr begründeten Tradition.

Es war zu Beginn der 1970er Jahre, als die damalige Tageszeitung Spandauer Volksblatt einen kleinen Bruder bekam. Der Spandauer Anzeiger informierte kostenlos die Bewohner der selbstbewussten Stadt an der Havel, die sich nie mit der Rolle als Berliner Bezirk abfinden konnte. Längst hat der kleine publizistische Bruder das Erbe des großen Bruders angetreten: Die Tageszeitung war in den 1990er Jahren nicht mehr zu halten, dafür informiert das Spandauer Volksblatt - mit dem Spandauer Anzeiger im Untertitel - jeden Mittwoch die Spandauer über das, was rund um Rathaus und Nikolaikirche und an der Havel von Kladow bis nach Haselhorst und Siemensstadt passiert.

Die Gründung der kostenlosen Wochenzeitung war eine der verlegerischen Entscheidungen von Ingrid Below-Lezinsky, die weit über ihr Leben hinaus wirkten. Angeregt hatte sie der damalige Anzeigenleiter Gerhard Dünnhaupt. Viele Tageszeitungsverleger hatten Ingrid Below-Lezinsky abgeraten: "Zeitungen verschenkt man nicht", hieß es oft. Eine andere Geschäftsidee brachte sie vielen Spandauern ganz persönlich nahe: Ab 1976 nahm sie mit ihren Leserreisen viele Menschen mit auf große Tour oder auch nur auf einen kleinen Ausflug. Sie erklärte ihnen, wie man sich beim Kapitänsdinner zum Beispiel auf dem Kreuzfahrtschiff Achille Lauro zu kleiden und zu benehmen hatte, oder was auf der Bustour kurz hinter den Grenzen Spandaus zu sehen war.

Ihr Wirken als Verlegerin war Ingrid Below-Lezinsky nicht in die Wiege gelegt. Geboren am 7. Februar 1930 in Wedding, wuchs sie dann in Spandau an der Neuendorfer Straße 100 auf: Als älteste Tochter der Gastronomie- und Hoteliersfamilie Metzler. Da gab es schon die örtliche Nähe zur Zeitung. An der Neuendorfer Straße 101 stand das Verlagshaus der Spandauer Zeitung. Dort hatte Erich Lezinsky das Spandauer Volksblatt gegründet, nachdem er am 1. März 1946 vom britischen General Alec Bishop die Lizenz zur Herausgabe einer Tageszeitung erhalten hatte.

Die Nachbarschaft wurde bald sehr persönlich. 1948 verlobte sich Ingrid Metzler mit Kurt Lezinsky, dem Sohn von Erich Lezinsky. Am 14. Mai 1949, zwei Tage nach dem Ende der Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion, wurde geheiratet. Doch Ingrid Below hatte noch immer wenig mit der Zeitung zu tun. Die erfolgreiche Abiturientin der Lily-Braun-Oberschule widmete sich der Familie, die mit Rainer, Olaf und Lars bald drei Söhne hatte. Erst als Kurt Lezinsky 1967 nach kurzer Krankheit starb, musste sie Hals über Kopf die Verlagsleitung übernehmen. Die goldenen Nachkriegsjahre waren vorbei. Für eine kleine Lokalzeitung wie das "SPAVO" verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage. Eine harte Zeit für die unerfahrene Geschäftsfrau und alleinstehende Mutter dreier Kinder.

Ihre "schönste Zeit beim Spandauer Volksblatt" begann dann, wie die Verlegerin einmal sagte, 1970. Mit Joachim Below fand sie eine neue Liebe, und einen kompetenten Kaufmann zugleich, der seine Erfahrung aus verschiedenen Positionen in der Wirtschaft einbrachte. Ingrid Below-Lezinsky wurde die gute Seele des Vereins Berliner Zeitungsverleger, und wirkte auch in dieser Position für eine Vision, die andere längst aufgegeben hatten: Dass die deutsche Teilung nicht in alle Ewigkeit andauere: "Immer wenn wir in Kladow waren, erinnerte sie uns daran, dass hinter der Grenze zehn Minuten entfernt Potsdam beginnt", erinnert sich ihr Sohn Olaf Lezinsky. "Spandau wird wieder einmal die heimliche Hauptstadt des Havellands werden", betonte sie stets.

Joachim Below starb 1986, und Ingrid Below-Lezinsky war nun zusammen mit dem ältesten Sohn, Rainer Lezinsky, für das Spandauer Volksblatt verantwortlich. Sie begleitete die schmerzhafte Umstellung auf eine Wochenzeitung, und organisierte auch weiterhin Leserreisen. Einen Tag, nachdem sie ihr Büro aufgegeben hatte, starb sie völlig überraschend. "Das hatte schon etwas sehr Preußisches", sagt heute Sohn Olaf Lezinsky. "Und eine Preußin im positiven Sinn hat sie auch immer sein wollen."

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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