Entscheidung wurde mit Denkmalschutz-Behörde getroffen

Das war die letzte Baracke des Auswandererbahnhofs. Von 1891 bis 1914 war er eine Durchgangsstation für Emigranten aus dem Osten. | Foto: Schindler
  • Das war die letzte Baracke des Auswandererbahnhofs. Von 1891 bis 1914 war er eine Durchgangsstation für Emigranten aus dem Osten.
  • Foto: Schindler
  • hochgeladen von Michael Uhde

Spandau. Im August vergangenen Jahres wurden die Reste des historischen Auswandererbahnhofs Ruhleben, Freiheit 42-43, abgerissen. Licht ins Dunkel über die für viele Verordnete überraschende Aktion wollte die SPD in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung sowie Bildung und Kultur am 8. Januar bringen.

SPD-Fraktionschef Christian Haß bemängelte, dass vor dem Abriss der Reste des bis 1914 genutzten Auswandererbahnhofs der Ausschuss für Bildung und Kultur als Kontrollorgan der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nicht informiert worden sei. Er halte es für ein "politisches Unding", dass der für den Abriss zuständige Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) dafür lange Zeit habe verstreichen lassen. Die Ausschussmitglieder hätten vom Abriss zuerst aus der Presse erfahren müssen.Diesen Vorwurf wies Röding zurück. "Natürlich habe ich den zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung zeitnah informiert und zudem in der BVV im August 2012 auf eine entsprechende SPD-Anfrage geantwortet", sagte er. Den Kulturausschuss sehe er nicht als federführend bei diesem Thema des Denkmalschutzes an.

Wie es zum Abriss kam, erläuterte der Leiter der Unteren Denkmalbehörde, Dr. Dieter Nellessen. "Die Entscheidung ist im Einvernehmen mit der beim Senat angesiedelten Oberen Denkmalbehörde zu treffen", sagte er. Dabei seien Anträge nach der Zumutbarkeit zu entscheiden. Hierbei spiele auch die wirtschaftliche Zumutbarkeit eine Rolle. Im Fall des Auswandererbahnhofs hätten die Kosten für den Erhalt des Gebäudes gut 130 Prozent über denen von Abriss und Neubau gelegen. "Nach wirtschaftlichen Kriterien hatte der Antragsteller einen Rechtsanspruch auf den Abriss", erläuterte Nellessen. Zudem sei über die Zukunft des erst 2010 durch den Bezirk unter Denkmalschutz gestellten Auswandererbahnhofs länger verhandelt worden. "Der Käufer war sechsmal bei unserer Behörde und hat auch Gutachten für eine Instandsetzung des Gebäudes erstellen lassen", berichtete Nellessen. Das habe die Untere Denkmalbehörde gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt viermal vor Ort geprüft. Man habe sich auch im Gebäude nach Relikten umgesehen, die an die Vergangenheit hätten erinnern können. "Da war nichts mehr, nicht mal ein Schild, das als Erinnerung interessant gewesen wäre", sagte Nellessen. Gemeinsam habe man zudem festgestellt, dass das Gebäude im Ganzen nicht zu halten sei. Ein entsprechender Bescheid für den Abriss sei dann am 3. April vergangenen Jahres ergangen.

Christian Haß überzeugten diese Erläuterungen nicht. Er konstatierte, dass ein politischer Schaden im Bezirk entstanden sei. Nun müsse man einen Weg finden, die Historie des Auswandererbahnhofs noch irgendwie zu würdigen. Einen möglichen Weg, ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, sieht Piraten-Fraktionschef Emilio Paolini in dem im September 2012 von seiner Partei initiierten Denkmalbeirat Spandau. "Der könnte durch Stellungnahmen sachkundiger Bürger auf historisch wichtige sowie erhaltens- und erinnerungswürdige Bau- und Gartendenkmäler hinweisen", sagte er. So könnte dafür gesorgt werden, dass uns nicht wieder wichtige historische Objekte "unterm Hintern" weggerissen würden.

Michael Uhde / Ud
Autor:

Michael Uhde aus Spandau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 807× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 806× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 501× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 987× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.889× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.