Kunstherbst: Bilder und Skulpturen auf der Zitadelle
Als das 20. Jahrhundert begann, war die Industrialisierung Deutschlands weit fortgeschritten. Viele Künstler waren davon fasziniert. Leonhard Sandrock bannte 1914 einen "Bahnhof mit Zügen" per Ölfarbe auf Karton. Aber ihn faszinierte nicht die Technik, sondern die Bewegung, die alles verschwimmen ließ. Der Betrachter scheint auf den Waggons eines Zuges zu stehen, der Dampf der vorausfahrenden Lokomotive kommt auf ihn zu, während ihm auf dem Nachbargleis eine andere Lok entgegenkommt. Die Beschleunigung scheint etwas Gefährliches zu haben. Bilder wie die von Sandrock finden sich auch in den Ausstellungen, die die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts prägten, und an die jetzt das Kunstamt Spandau mit der neuen Ausstellung anknüpft. Im selben Jahr, indem Sandrock sein Bahnhofsbild malte, begann der Erste Weltkrieg, der den Menschen drastisch die Kehrseite der Moderne zeigte. Das hatte auch Folgen in der Kunst. 1920 zeichnete Albert Birkle eine Straßenszene. Von rechts schiebt sich ein Automobil vor eine Pferdekutsche, links vorn ist ein ausgemergelter alter Mann zu sehen. Vor der Erfahrung des Krieges waren die Künstler vor allem neugierig auf das, was die Technik ermöglichte. Waldemar Sewohl malte um 1909 eine abendliche Ansicht des Berliner Stadtschlosses, genauso hell wie der Fenster des Prunkbaus leuchten die Straßenlaternen davor. Und dann blieb da noch die Sehnsucht nach der idyllischen Landschaft. Vor allem Küstenszenen kontrastieren mit kritischen Blicken auf den technischen Fortschritt. Ergänzt werden die Gemälde von Skulpturen. Ein Großteil der Arbeiten kann erworben werden.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare