Lily-Braun-Oberschule wird 150 Jahre alt

Das Schulgebäude zur Einweihung im Jahr 1916. | Foto: Schule

Spandau. Mit einem großen Schulfest begeht die Lily-Braun-Oberschule, Münsinger Straße 2, am 14. September ihr 150-jähriges Bestehen.

Die Geschichte der Schule erzählt viel über Spandau, aber auch über die Wandlung der Geschlechterrollen. Ihre verschiedenen Namen sind zugleich Spiegel der Entwicklung eines ganzen Landes. 1862 hatte der Spandauer Magistrat wegen der kräftig gewachsenen Einwohnerzahl gleich die Gründung mehrerer Schulen beschlossen. Das heutige Gymnasium begann als "höhere Mädchenschule" am Reformationsplatz. Die Schülerinnenzahl stieg von anfangs 160 auf 440 im Jahre 1912. Die Schule platze folglich aus allen Nähten und konnte 1916 den Neubau an der Münsinger Straße 2 beziehen, der auch heute noch ihr Domizil ist. Ab diesem Jahr war sie die "Cecilienschule", benannt nach der Ehefrau des preußischen Kronprinzen. Mit dem Beginn der Weimarer Republik fiel der monarchische Name weg, und die Schule war jetzt einfach "Lyzeum mit Studienanstalt in Spandau". Pädagogisch fiel die Schule vor allem mit ihren Sportangeboten auf. Die Ruderriege wuchs so stark, dass sie 1927 ein eigenes Bootshaus bekam.

Ab März 1933 bestimmte die nationalsozialistische Ideologie den Schulalltag. Sie sorgte auch für eine neue Namensgebung: Ina Seidel, eine heftig mit den braunen Machthabern sympathisierende Schriftstellerin, wurde 1938 Namenspatronin. Zunehmende Luftangriffe waren im November 1943 Anlass, die Schule nach Schlesien zu evakuieren. Die Flucht vor der nahenden Ostfront führte schließlich 250 Schülerinnen und Lehrer über das heutige Tschechien nach Bayern.

1946 wurde der Unterricht wieder in Spandau aufgenommen, mit inzwischen 850 Schülerinnen, die teilweise in einer Filiale in Siemensstadt unterrichtet wurden. Ein Jahr später erhielt sie ihren heutigen Namen. Lily Braun (1865 - 1916) war eine Frauenrechtlerin aus adligem Elternhaus, die in die SPD eintrat und unter anderem mit ihrem 1901 erschienenen Buch "Die Frauenfrage" die Not der Arbeiterfrauen analysierte und Reformen forderte.

1952 wurde eine andere Art der Gleichberechtigung vollzogen. Die ersten Jungen kamen in die Klassenräume, aber erst in den 1980er-Jahren gab es die sogenannte Koedukation an der Schule, also der gemeinsame Unterricht von Mädchen und Jungen. Heute ist Schulleiterin Ulrike Kaufmann verantwortlich für 790 Schülerinnen - und Schüler.

Eine bekannte Lily-Braun-Schülerin war die Verlegerin und Herausgeberin des Spandauer Volksblatts, Ingrid Below-Lezinsky (1930 - 2005). Sie hielt eine Festrede zum 125-jährigen Bestehen ihrer Schule.

Das 150-jährige Jubiläum können alle Spandauer am 14. September von 15 bis 19 Uhr bei einem Schulfest feiern. Der ehemalige Leistungskurs Bildende Kunst zeigt in diesem Rahmen die Ausstellung "Kunst-Stoff" in der Galerie der Kunstbastion auf der Zitadelle, die am 13. September um 19 Uhr eröffnet wird. Sie ist dann bis zum 13. Oktober dienstags von 15 bis 19 Uhr sowie an den Wochenenden nach Vereinbarung zu sehen.

Anmeldung unter 354 94 42 58.
Christian Schindler / CS
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 807× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 806× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 501× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 987× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.889× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.