Nina Meinke startet bei den Deutschen Meisterschaften
Meinke gilt inzwischen auch national als eine der größten Nachwuchshoffnungen unter den Faustkämpferinnen. Bestätigen kann sie das ab 14. November bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand an der Ostsee. Sie tritt dort im Federgewicht (bis 57 Kilo) an und rechnet sich einige Chancen aus. Immerhin gehört bereits ein deutscher Vizetitel aus dem Jahr 2010 neben mehreren Berliner Championaten zu ihrer bisherigen Erfolgsbilanz.Dass die Siemensstädterin beim Boxen landete, liegt in ihrer Familie. Auch ihr Vater betreibt diesen Sport und ist ein guter Freund von Weltmeister Sven Ottke. "Sven Ottke war deshalb seit meiner Kindheit ein Vorbild", sagt die junge Frau.
Allerdings reagierte der Papa zunächst eher zurückhaltend, als die Tochter in den Ring stieg. "Zuerst dachte er, dass sich das Interesse bald wieder legt. Dann wollte er mir andere Sportarten schmackhaft machen." Alles ohne Erfolg. Seit acht Jahren ist Nina Meinke im Training.
"Beim Boxen gefällt mir, dass man auf sich allein gestellt ist", sagt sie: "Ich bin nicht der Typ, der unbedingt in einer Mannschaft agieren möchte." Vor allem aber fasziniere sie die Mischung aus Faust-, Bein- und Kopfarbeit. "Ich muss reaktionsschnell sein, die Gegnerin einschätzen und mein Vorgehen variieren können." Dabei sei auch mentale Stärke und eine gute Technik gefragt.
Geburtstag ohne Torte
Wenn Nina Meinke über ihren Sport spricht, schwingt viel Emotion mit. Das Gefühl im Ring zu stehen, sei für Außenstehende nur schwer zu beschreiben. "Und wenn ich dann gewonnen habe und mein Arm zum Sieg hochgeht, dann weiß ich, warum ich das mache und beim Geburtstag auf die Torte verzichtet habe."
Die 19-Jährige muss darauf achten, ihr Kampfgewicht von 57 Kilo einzuhalten. Weggehen, Party machen oder andere Freizeitaktivitäten von Gleichaltrigen sind für Nina Meinke weitgehend tabu. "Ich stehe morgens auf und fahre von Spandau nach Karlshorst in meine Berufsschule", skizziert sie ihren Tagesablauf. Dort macht sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Danach geht es zum Training ins Box-Leistungszentrum nach Hohenschönhausen und jeden Montagabend meist noch in die Bruno-Gehrke-Halle. Am Wochenende stehen häufig Wettkämpfe an. "Ich sehe darin keine Einschränkungen", sagt die Sportlerin: "Denn ich wollte Boxprofi werden und habe da noch einige Ziele."
Kurzfristig sind das die Deutschen Meisterschaften, mittel und langfristig auch internationale Erfolge. Gerade hier gibt es ein konkretes Datum, auf das sie hinarbeitet: die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.
Was sie sich auf diesem Weg wünscht? Mehr Aufmerksamkeit für ihren Sport, weitere Sponsoren und mehr Frauen, die sich für Boxen entscheiden. Noch sei die Auswahl gleichwertiger Gegnerinnen in Deutschland eher überschaubar. Beim Spandauer Boxclub greift sie häufig mangels weiblicher Konkurrenz auf männliche Sparringpartner zurück. Inzwischen, so meint Nina Meinke, seien auch viele Klischees und Vorurteile über das Frauenboxen abgebaut worden. "Nur manchmal kommen noch blöde Sprüche. Aber die kann man verbal kontern."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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